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Strom sparen – wie fang ich an?

Beitrag von unserem Blogger Ewald Grabner

Die Kenntnis über den Stromverbrauch der einzelnen elektrisch betriebenen Geräte ist der erste und wichtigste Schritt in unserem Sparprojekt.

Stromsparen beginnt mit Strommessen
Strommessen um die Spitzenverbraucher zu finden

„Hallo Ewald, kannst du mal bei uns vorbeischauen? Unser Stromanbieter hat uns über den aktuellen Strompreis informiert und dabei hat mich fast der Schlag getroffen. Wenn das so weitergeht, kostet uns die nächste Stromabrechnung um 3.000 Euro mehr!“ mein Freund Ümit klang am Telefon ziemlich verzweifelt. Ich kenne das Gebäude, eine ehemalige Fleischerei, in dem 2 Familien mit 7 Personen wohnen. Zwei Tage später sitzen wir beisammen und überlegen, wie wir die Stromkosten senken können.

Strom sparen 1: Stromverbraucher erheben

Die Kenntnis über den Stromverbrauch der einzelnen elektrisch betriebenen Geräte ist der erste und wichtigste Schritt in unserem Sparprojekt. Nur so können wir „Stromfresser“ erkennen und eliminieren. Dazu legen wir eine Liste der vorhandenen Elektrogeräte an und tragen deren Stromverbrauch ein. Bei den meisten Geräten können wir den Stromverbrauch mit einem Energiemessgerät messen, z.B. bei Kühlschränken oder Tiefkühltruhen. Gemessen wird eine Woche lang, dann wird auf ein Jahr hochgerechnet. Bei Geschirrspülern und Waschmaschinen messen wir den Verbrauch von einem Waschgang und berechnen aufgrund der Nutzung den Jahresverbrauch. Bei vielen anderen Geräten schätzen wir die Einschaltdauer pro Tag und machen eine Hochrechnung über die Leistungsangaben auf dem Typenschild.
Der Stromverbrauch des Kühlraumes wird durch den Einbau eines alten Drehstromzählers im Zählerkasten gemessen.
Zum Schluss vergleichen wir mit dem tatsächlich verrechneten Verbrauch. Stimmen die Werte einigermaßen überein, haben wir mit der Tabelle eine gute Grundlage, um die Effizienz von Einsparungsmaßnahmen zu berechnen.

Strom sparen 2: Stromverbrauch analysieren

Zuerst nehmen wir die „Stromfresser“ unter die Lupe. In unserem Fall ist das der Kühlraum. Der elektrische Heizkörper liegt mit 8% an zweiter Stelle, gefolgt vom Elektroherd (7%) und den beiden Gefriertruhen (5% und 4%).

Nun prüfen wir die einzelnen Bereiche:

Im Bereich Heizung benötigt der elektrische Heizkörper 8% vom gesamten Stromverbrauch. Die Ölheizung wird ebenfalls Kostenbelastungen durch das teure Heizöl bringen, das ist aber hier nicht Thema.

Im Bereich Unterhaltung sind die Gaming-PCs mit zusammen 6% erwähnenswert. Ümit wird sich sinnvolle Sparmaßnahmen überlegen.

Bei den Elektrogeräten 1 fällt die Poolpumpe ins Auge, der Rest ist unauffällig.

Im Bereich der Elektrogeräte 2 finden wir den „Stromfresser“ im Haus. Der Kühlraum macht 39% vom Gesamtverbrauch aus! Auch die beiden Gefriertruhen (5% und 4%) brauchen viel Strom. Der große Kühlschrank benötigt ebenfalls viel Strom. Wenn wir berücksichtigen, dass ihn 7 Personen nutzen, liegt das aber im akzeptablen Bereich.

Strom sparen 3: Maßnahmen setzen

Im Bereich Heizung wird der Elektroheizkörper vorerst einfach mal abgeschaltet. Wegen der extremen Heizölpreise muss für die Ölheizung sowieso auch eine Lösung gefunden werden. Im Zuge eines Kesseltausches soll der Elektroheizkörper ersetzt werden.

Bei den Elektrogeräten 1 kann der Strom für die Poolpumpe durch eine Photovoltaikanlage sehr gut selbst erzeugt werden.

Im Bereich der Elektrogeräte 2 sind für den (schlecht gedämmten) Kühlraum unbedingt Maßnahmen zu setzen. Einfach abschalten ist nicht möglich, weil hier auch Produkte von Ümits Kastlgreisslerei gelagert werden.
Wir haben mehrere Möglichkeiten: Den Kühlraum innen dämmen (dafür gibt es kostengünstige Bausätze) oder eine neue, gut gedämmte Kühlzelle kaufen. Weil die Kühlung im Sommer den meisten Strom benötigt, kann auch hier mit einer Photovoltaikanlage ein Großteil des Stromes selbst erzeugt werden. Ümit will eine Anlage mit 10 kWp installieren. Inkl. Förderungen kostet sie ca. 11.000 Euro. Sie kann 25 Prozent des derzeit benötigten Stromes selbst erzeugen, überschüssiger Strom im Sommer wird verkauft. Das bringt bei den derzeitigen Marktpreisen 3.300 Euro pro Jahr.

Die beiden Gefriertruhen benötigen 1.427 kWh an Strom. Ümit will sie durch ein einzelnes Neugerät ersetzten. Das Neugerät braucht 200 kWh/Jahr und kostet 700 Euro. Beim derzeitigen Strompreis von 40 Cent/kWh hätte die Stromersparnis das Gerät in 1 ½ Jahren finanziert, danach werden jährlich 490 Euro gespart. Natürlich muss Ümit mit weniger Platz für das Gefriergut auskommen.

Umsetzung (ein Monat nach unseren Gesprächen)

Ümit und seine Familie versuchen durch bewussten Umgang 5 Prozent an Strom einzusparen. Für die Photovoltaikanlage wurden bereits Kostenvoranschläge eingeholt, ein Problem gibt es derzeit bei der Montage. Durch die hohe Nachfrage kann die Anlage wahrscheinlich erst im Frühjahr 2023 montiert werden. Die neue Gefriertruhe ist bereits in Betrieb. Eine alte Gefriertruhe wurde abgeschaltet, die zweite ist noch zur Hälfte befüllt. Sie soll in einem Monat abgeschaltet werden. Für den Kühlraum gibt es noch keine konkrete Entscheidung, wahrscheinlich wird eine Kühlzelle in den vorhandenen Kühlraum eingebaut.

Die Maßnahmen (inkl. Kühlzelle) werden ca. 20.000 Euro kosten. Zum Glück kann Ümit das Geld für die Investition organisieren. Die Einsparung beträgt nach unseren Berechnungen etwa 4.000 Euro pro Jahr. Mit diesen Maßnahmen hat die Familie von Ümit einen wichtigen Schritt für eine leistbare Energieversorgung in der Zukunft gesetzt.