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Nachgefragt: Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

Die Themen KI und die Auswirkungen dieser Technologie in Hinsicht auf unsere Gesellschaft und die Umwelt sind hochaktuell.

Mit künstlichen Licht beleuchteter Serverraum mit endlosen Reihen von Großrechnern
Die KI ist gekommen um zu bleiben.

Ob privat oder im beruflichen Umfeld nutzen viele Menschen Künstliche Intelligenz wie ChatGPT &Co.
Wie können wir KI sinnvoll nutzen und dabei die Umweltauswirkungen geringhalten? Und wie lässt sich eine nachhaltige KI-Zukunft gestalten?

FH-Prof. Dr. Alexander Adrowitzer

Dazu haben wir den Experten Prof. Dr. Alexander Adrowitzer, Leiter des Master-Studiengangs Digital Innovation and Research sowie stellvertretender Leiter des Bachelorstudiengangs Data Science & Artificial Intelligence an der USTP – University of Applied Sciences St. Pölten gefragt.

Zum allgemeinen Verständnis: Können Sie uns kurz erklären was man genau unter Künstlicher Intelligenz (KI) versteht und wie sie funktioniert?

Künstliche Intelligenz (KI) bedeutet, dass Computer Aufgaben lösen können, für die normalerweise Menschen Denken oder Lernen brauchen. Sie lernt dabei aus vielen Beispielen und erkennt Muster, um daraus richtige Entscheidungen zu treffen. Ein Sprachmodell wie ChatGPT sagt auf Basis dieser gelernten Muster vorher, welche Wörter am besten als Nächstes passen.

Durch die rasche Datenverarbeitung gibt es in vielen Bereichen große Effizienzsteigerungen. Welche Schattenseiten sind zu erwarten?

KI kann zu Problemen führen, wenn sie falsche Entscheidungen trifft oder Menschen unfair behandelt. Außerdem können durch Automatisierung manche Jobs wegfallen. Es besteht auch die Gefahr, dass Daten missbraucht oder Menschen durch KI-Inhalte manipuliert werden. KI braucht oft sehr viel Energie, besonders beim Trainieren großer Modelle. Das kann die Umwelt belasten, wenn der Strom nicht aus erneuerbaren Quellen kommt.

Es gibt viele verschiedene Systeme, die im beruflichen Umfeld bzw. privat genutzt werden. Aus den Medien wissen wir, dass die großen Rechenzentren und Server viel Strom, Wasser und Energie benötigen. Gibt es Informationen, welche Umweltauswirkungen eine Anfrage bei einem Chat-Bot hat?

Es gibt Schätzungen dafür, wieviel Umweltbelastung eine Anfrage an einen KI-Chatbot verursachen kann. Hier ein Überblick (jeweils auf eine einzelne Anfrage bezogen): Eine Anfrage bei einem großen Modell
(z. B. ChatGPT oder ähnliche) verbraucht rund 0,3 bis 0,34 Wattstunden (Wh) Strom, das entspricht etwa 18 Sekunden einer 60 W Glühbirne. Das heißt: Einzelanfragen belasten Umwelt und Klima nur minimal, doch durch die Massen an Anfragen (bei globaler Nutzung) summiert sich der Einfluss beträchtlich.

Ist KI-Nutzung das neue „googeln“? Was sind die Hauptunterschiede auch hinsichtlich Nachhaltigkeit?

KI-Nutzung wird für viele Menschen zunehmend zum neuen „Googeln“, weil sie direkte Antworten statt nur Links liefert. Anders als eine klassische Suchmaschine braucht ein KI-Modell jedoch viel mehr Rechenleistung, da es Antworten vollständig generiert. Dadurch ist der Energieverbrauch pro Anfrage im Durchschnitt höher als bei einer herkömmlichen Internetsuche. Gleichzeitig kann KI in anderen Bereichen helfen, Energie und Ressourcen einzusparen. Insgesamt ist sie also nützlicher, aber ökologisch derzeit weniger effizient als das Googeln.

Manche Webseiten nutzen KI bei Kundenanfragen – die sogenannten „Chatbots“. Wie erkenne ich, ob hinter einer Antwort oder hinter einem anderen Text KI steckt? Sind Unternehmen bzw. Organisationen verpflichtet die Verwendung von KI zu deklarieren?

Es ist oft schwer zu erkennen, ob ein Text oder eine Antwort von einer KI stammt, da die Formulierungen sehr menschlich wirken können. Hinweise können ein gleichmäßiger Stil oder fehlende persönliche Erfahrungen sein, aber das ist nicht zuverlässig. Laut dem geplanten EU AI Act müssen Unternehmen Nutzer informieren, wenn sie mit einer KI interagieren, besonders bei öffentlichen oder relevanten Inhalten. Auch manipulierte Inhalte wie Deepfakes müssen klar als KI-generiert gekennzeichnet werden. Damit soll Transparenz geschaffen und die Nutzer besser geschützt werden.

Wie nutze ich KI am nachhaltigsten? Und gibt es Systeme, die man als nachhaltiger einstufen kann? Wie erkenne ich diese als Nutzerin/Nutzer?

KI nutzt man am nachhaltigsten, indem man sie gezielt und sparsam einsetzt, also nur für Aufgaben, bei denen sie echten Mehrwert bietet. Systeme, die energieeffizient trainiert wurden oder erneuerbare Energien für ihre Rechenzentren nutzen, gelten als umweltfreundlicher. Manche Anbieter geben Informationen zum Stromverbrauch oder CO₂-Fußabdruck ihrer KI-Modelle an, was ein Hinweis auf Nachhaltigkeit sein kann. Auch Open-Source-Modelle oder lokal laufende Systeme verbrauchen oft weniger Energie, weil sie nicht in großen Rechenzentren laufen. Als Nutzer erkennt man nachhaltigere Systeme durch Transparenzberichte, Zertifikate oder Angaben zum Energie- und Ressourcenverbrauch.

Aktualisiert am 05.12.2025