Heute Mode morgen Müll

Fast Fashion, © R. Gottwald-Hofer

Fast die Hälfte der Kleidung, die wir in Österreich kaufen, wird wenig oder gar nicht getragen. Shopping hat sich zum Freizeitvergnügen entwickelt. Die Fast-Fashion Industrie befeuert diesen Trend des „immer mehr“ und „immer billiger“. Asiatische „Ultra-Fast-Fashion“-Firmen erreichen via Online-Handel absolute Rekordumsätze. Sie umwerben speziell das junge Publikum, vor allem über beliebte Social-Media-Kanäle. Die Folgen dieses Trends wiegen schwer – vor allem für unsere Umwelt und das Klima. 

Was hat meine Kleidung mit dem Klima zu tun?

Unser Umgang mit Kleidung trägt stark zur Klimaproblematik bei. Denn rund zwei Drittel unserer Kleidung bestehen aus Kunstfaser oder Mischfaser, deren Grundstoff Erdöl ist.  Auch die „Naturfaser“ Baumwolle spielt durch den hohen Pestizideinsatz und den enormen Wasserverbrauch in der Produktion eine wesentliche Rolle.

Der Textilsektor, und damit unsere Kleidung, hat nach Ernährung, Wohnen und Transport die vierthöchste Auswirkung auf die Umwelt und den Klimawandel. Damit ist ein enormes Potenzial verbunden. 
Wie wir mit unseren Textilien umgehen, kann erheblich zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen (Europäische Umweltbehörde).

Wissen und Tun – eine Kluft

Eine Studie der AK Wien und Greenpeace im November 2022 ging dem Kleiderkauf-Verhalten der Österreicherinnen und Österreicher nach. Über 90% der Befragten stimmte  der Aussage zu, dass wir zu viel Kleidung kaufen. Nach eigenen Angaben werden durchschnittlich 18 Kleidungsstücke im Jahr eingekauft. Das ist ein deutlicher Unterschied zu den Zahlen des Handels, die 50 bis 60 Stücke pro Person und Jahr ausweisen. 

Beim Einkauf wird auf Funktionalität und Qualität geachtet, dennoch ist auch ein günstiger Preis für 78% kaufentscheidend. Weniger als 50% der Befragten nannten Umwelt- oder Sozialstandards als entscheidend für einen Kauf. Große Modeketten und der Online-Handel sind die Hauptbezugsquellen.

Dabei ist durchaus Problembewusstsein vorhanden, denn vier Fünftel stimmten der Aussage zu, die Umwelt werde durch Kleiderüberproduktion belastet und Fast Fashion ein Übel sei.
Jüngere Befragte (Altersgruppe 16 bis 29 Jahre) verhalten sich etwas anders: sie kaufen mehr Second Hand ein, folgen aber schnellen Modetrends stärker und sind unkritischer gegenüber Nachhaltigkeitsversprechen von Firmen.

Exportiertes Problem Alttextilien

Was vom großen Kleiderkauf bleibt, sind Massen an Alttextilien. Laut Europäischer Umweltbehörde hat sich die Menge der aus der Europäischen Union (EU) exportierten Alttextilien in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht und könnte weiter steigen. 

Im Jahr 2019 landeten 87 % der aus der EU exportierten Alttextilien in Afrika und Asien (46 % Afrika, 41 % Asien). In Afrika in erster Linie zur lokalen Wiederverwendung, da es eine große Nachfrage nach billiger, gebrauchter Kleidung aus Europa gibt. In Asien werden sie in spezielle Wirtschaftszonen geleitet, wo sie sortiert und verarbeitet werden. Gebrauchte Textilien werden dann meist zu Industrielumpen oder Füllmaterial recycelt. Was nicht gebraucht wird landet in anderen asiatischen Ländern oder wird im schlimmsten Fall sogar zurück nach Afrika re-exportiert. Der Rest endet auf Deponien (Quelle: EEA).

Damit die wertvollen Ressourcen, die in unseren Kleidungsstücken stecken, nicht in Deponien landen und damit verloren gehen, entstand die Textilstrategie der Europäische Kommission. Diese setzt auf Wiederverwendung von Kleidung und Recycling, um Abfallaufkommen und Umweltverschmutzung vor allem in den Ländern des globalen Südens zu reduzieren. Bis Leben in die großen Strategien kommt, liegt es an uns aktiv zu werden.

Lange nutzen, reparieren oder weitergeben

Fast die Hälfte unserer Kleidung wird wenig bis gar nicht getragen. Die Ressourcen zur Produktion sind da aber schon verbraucht. 
Der Weg in die Kleidersammlung beruhigt das Gewissen, löst aber nicht das Problem der Fast-Fashion und dem Fast-Konsum.

Nur das längere Tragen der Kleidung und überlegter Konsum können die Spirale verlangsamen. Hier anzusetzen, geht am einfachsten und spart noch dazu Geld.
Wird das geliebte Kleidungsstück zu klein oder zu groß, ist der Reißverschluss kaputt, dann kann der Weg in die Änderungsschneiderei das Lieblingsstück retten und neues Leben einhauchen.

Teile, die nicht mehr passen oder einfach nicht mehr gefallen, können für jemand anderen noch sehr nützlich sein. Was bei Kinderkleidung schon lange üblich ist - das Weitergeben und Weiterbenützen von getragener Kleidung – steckt bei Erwachsenenkleidung noch „in den Kinderschuhen“.

Alttextilien im Kreislauf halten

Am besten geben Sie nicht mehr benötigte Kleidungsstücke direkt im nächsten Second-Hand Laden oder in einem Shopp einer karitativen Vereinigung (Caritas, Volkshilfe, Rotes Kreuz, etc.) ab. Bei Abgabe in einem der zahlreichen Container kann man leider nicht sichergehen was mit den Spenden bzw. den Erlösen daraus geschieht.

Das Netzwerk der Reparatur- und Re-Use Betriebe Österreichs (RepaNet) erleichtert die Suche nach Abgabestellen mit der Plattform Sachspende.at.
Hier finden Sie sozialwirtschaftliche Textilsammler, die gut erhaltene Sammelware im Inland in eigenen Läden verkaufen. So wird der höchste soziale und volkswirtschaftliche Nutzen erzielt. Durch Sortierung und Verkauf in eigenen Geschäften werden zudem Arbeitsplätze geschaffen. Dazu kommt, dass es nur kurze Transportwege gibt. Und was beim Aussortieren als wirklich nicht mehr tragbar herauskommt, endet nicht auf wilden Deponien, sondern wird ordnungsgemäß entsorgt.

Nur wenn ein Kleidungsstück wirklich kaputt und nicht mehr tragbar ist, gehört es in den Restmüll. 

Tipps zur nachhaltigen Mode:

•    Beim Einkauf auf Qualität und Gütesiegel achten. 
•    Kleidung lange nutzen 
•    Aussortiere Kleidung weitergeben
•    Kleidung tauschen – z. B. bei Kleidertausch-Partys 
•    Ändern oder reparieren statt wegwerfen 
•    Second Hand kaufen 
•    An karitative und sozialwirtschaftliche Sammlungen spenden 
•    Kleidung leihen statt kaufen 

Links:

wir-leben-nachhaltig.at: Fast Fashion
wir-leben-nachhaltig.at: Durstige Kleidung

Arbeiterkammer: Umfrage Modekonsum in Österreich 2023
Netzwerk der Reparatur- und Re-Use Betriebe Österreichs: Sachspenden
Netzwerk der Reparatur- und Re-Use Betriebe Österreichs: Bundesstudie zu Textilien
Greenpeace: Ultra Fast-Fashion
EU: Reset Trend
Umweltbundesamt: Textilabfälle in Österreich
Nachhaltig in Graz: Greenpeaceumfrage Modekonsum
Österreichisches Umweltzeichen: Die Textilwirtschaft auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zirkulären Zukunft!