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Kreislaufwirtschaft

Nachgefragt: Ressourcen Forum Austria

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

Das Ressourcen Forum Austria unterstützt die nachhaltige Weiterentwicklung der österreichischen Gesellschaft und Wirtschaft zu Prosperität, Lebensqualität und Wohlstand und betont dabei die Bedeutung der effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen sowie die notwendige Transformation von Konsum- und Produktionsmustern.

Gruppenfoto Ressourcenforum Austria

Das Ressourcen Forum Austria wurde 2013 als österreichische Plattform für effiziente Ressourcennutzung und Nachhaltigkeit von Vertretern aus Industrie und Landwirtschaft gegründet. Der Verein ist seitdem um viele Mitglieder gewachsen und steht Organisationen wie Privatpersonen offen, die sich den Themen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit widmen wollen. Wir haben beim Geschäftsführer Andreas Van-Hametner nachgefragt:

Wie würden Sie das Konzept der Kreislaufwirtschaft in einem Satz zusammenfassen?

Van-Hametner: Ein Wirtschaftssystem, das effizient und wettbewerbsfähig ist, um die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen, dabei aber die Umweltbelastung durch ressourcenschonende Produktion, lange Lebensdauer von Produkten und umfassendes Recycling minimiert.

Grafik

Warum ist die Kreislaufwirtschaft gerade jetzt in Österreich von besonderer Bedeutung?

Van-Hametner: Kreislaufwirtschaft kann richtig gelebt nicht nur ein wichtiger Faktor für den Klima- und Umweltschutz sein, sondern auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Auch können durch Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling die Abhängigkeiten Österreichs von Ressourcen aus dem Ausland reduziert werden. Beides topaktuelle Themenbereiche.

Wie lässt sich die Kreislaufwirtschaft konkret, einfach und alltagstauglich im Leben von Einzelpersonen umsetzen? Können Sie uns einige Beispiele nennen bzw. wie integrieren Sie die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in Ihren Alltag?

Van-Hametner: Kreislaufwirtschaft ist eben nicht nur der Joghurtbecher aus Rezyklat. Bewusst und hochwertig mit Bedacht auf eine lange Nutzung einkaufen, Einwegartikeln wie Trinkflaschen, Einkaufstaschen und Co vermeiden, defekte Geräte und Möbel und auch Kleidung reparieren (lassen), anstatt sie zu ersetzen und möglichst viele Dinge wo sinnvoll und möglich gemeinsam mit anderen nutzen und teilen sind alltagstaugliche Möglichkeiten. Richtiges Mülltrennen versteht sich von selbst.

Grafik: Ziel Ressourcenwende

Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen, wenn sie die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in ihren Betrieb integrieren? Und welche erfolgreichen Unternehmen kennen Sie, die kreislauffähige Produkte oder Dienstleistungen anbieten?

Van-Hametner: Wenn Unternehmen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in ihren Betrieb integrieren, profitieren sie von mehreren Vorteilen: Ihre Produkte werden zu wertvollen Ressourcenspeichern, wodurch Abhängigkeiten verringert werden. Dienstleistungen auf Basis der Kreislaufwirtschaft stärken die Kundenbindung, und durch die Nutzung von Produktrestwerten können Kosten gesenkt werden. Zudem fördert die Kreislaufwirtschaft Innovationen im Unternehmen und ermöglicht es, auf die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen zu reagieren. Ohne Werbung für einzelne Betriebe zu machen, unter www.kompasskreislaufwirtschaft.at finden Sie in einigen Wochen eine spannende Best Practice Datenbank zur Kreislaufwirtschaft.

Welche innovativen Technologien oder Methoden halten Sie für besonders vielversprechend im Bereich des zirkulären Wirtschaftens in Österreich?

Van-Hametner: Kreislaufwirtschaft ist keine Herausforderung, die nur technologisch oder per inkrementeller Innovation* zu bewältigen ist. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Transformation, deshalb
sind die herausforderndsten, aber auch vielversprechendsten Aspekte jene, bei denen es um die Nutzungsformen aller Produkte und Dienstleistungen geht. Aus Industriesicht aber besonders vielversprechende Bereiche sind digitale Zwillinge*, additive Fertigung*, bio-basierte Materialien und kreislauffähiges Produktdesign.

Andreas Van-Hametner, GF Resourcenforum Austria

Kurz nachgefragt:

  • Welche Initiative, welches Projekt, Produkt oder Unternehmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
    Spannend finde ich Projekte und Ansätze in Entwicklungsländern, die versuchen „unsere“ Fehler der Wegwerfgesellschaft zu überspringen und direkt die Kreislaufwirtschaft zum Mainstream zu machen.
  • Welches kreislauffähige Produkt nutzen Sie am liebsten in Ihrem Alltag?
    Das Fairphone 4 habe ich jeden Tag in der Hand und bin sehr zufrieden.
  • Welchen Gegenstand haben Sie zuletzt repariert oder reparieren lassen?
    Den Reparaturbonus habe ich erst einmal eingelöst für ein Smartphone. Im Haushalt repariere ich fast alles selbst. Auch bei den meisten Elektrogeräten kein Problem, ist doch meist nur eine sprichwörtliche „Schraube locker“.
  • Wie würden Sie einem Kind die Kreislaufwirtschaft erklären?
    Was machst du mit deinem Lieblingsstofftier, wenn es einen Riss hat? Nähen und nicht wegwerfen. Wie lange magst du dein Lieblingsstofftier haben? Sehr lange. Soll dein Stofftier aus Naturmaterialien oder giftigen Materialien bestehen? Richtig. So sollte das meiste in der Welt ablaufen, dann hätten wir eine Kreislaufwirtschaft.
  • Besitzen Sie einen Gegenstand, der sich durch Langlebigkeit auszeichnet?
    Eines der langlebigsten und meistgenutzten Gegenstände ist sicher ein Taschenmesser einer bekannten Schweizer Marke.
  • Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
    In der Natur.
  • Gibt es jemanden, den Sie wirklich bewundern? Wenn ja, wen?
    Jene Pionier:innen, die mit Charme und Beharrlichkeit und gegen viel Widerstand ihre Ideen für eine Wende zu ressourcenschonendem und zukunftsfähigem Leben und Wirtschaft in Wohlstand vertreten. Es sind diese Vorreiter:innen und ihre kraftvollen Ideen die langfristig die Mehrheit in die richtige Richtung ziehen.
  • Womit würden Sie den ‘perfekten Tag’ verbringen?
    Mit der Familie in der Natur.

Anmerkung der Redaktion:
*Inkrementelle Innovation bezeichnet schrittweise Verbesserungen bestehender Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse und basiert auf bereits vorhandenen Ressourcen und Erfahrungen.
*Digitaler Zwilling: „Ein digitaler Zwilling ist ein digitales Abbild zum Beispiel einer Fabrik samt Betriebsdaten. Mit diesem Modell können rasch unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden.“
*Additive Fertigung bezeichnet ein innovatives Fertigungsverfahren, das sich von herkömmlichen Herstellungsprozessen unterscheidet. Auch bekannt als 3D-Druck.

Aktualisiert am 19.09.2024