Beitrag von unserem Blogger Gerald Franz
Mit dem Fahrrad durch den Winter
Zugegebenermaßen bin ich nicht mehr jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Es hat sich einiges verändert im vergangenen Jahr, in meinem Leben und in unser aller Leben sowieso.
Ich persönlich bin letzten Herbst vom Wiener Stadtzentrum an den Stadtrand gezogen, nach Liesing, gleich angrenzend an Perchtoldsdorf. Auf die neue Radeldistanz von 12 Kilometern in die Arbeit habe ich mich gefreut, diese ist aber doch nicht so einfach in den Alltag einzubauen wie anfangs gedacht. Dazu aber später mehr.
Im Frühjahr 2020 ist die Corona Pandemie in unsere Welt getreten. Diese hat viele Menschen zum Radeln ermuntert, gerade weil sie den öffentlichen Verkehr auf Grund des Ansteckungsrisikos meiden wollen und das Auto keine wirkliche Option ist (zu mühsam im Verkehrsstau, nicht vorhanden etc.). Dies gilt v.a. für StadtbewohnerInnen und Menschen am Stadtrand. Ich vermute mal am Land ist das private Auto mit der Pandemie noch wichtiger geworden.
Für mich persönlich heißt es, dass ich eigentlich weniger radle, weil ich ja vorher schon viel geradelt bin und aktuell auf Grund der Arbeit im Homeoffice weniger mobil sein muss. Eigentlich auch fein! Was heißt das konkret? Von den nur mehr 3 Tagen pro Woche, an denen ich in die Stadt ins Büro fahre, nehme ich einmal den öffentlichen Verkehr, weil das super klappt (ich wohne 150 Meter vom Bahnhof entfernt), es schnell ist und ich Musik oder Podcasts hören kann.
An einem Tag kombiniere ich Bahn und Rad, nehme also mein Faltrad mit in die S-Bahn und steige in Meidling oder am Hauptbahnhof aus und fahre mit dem Rad weiter. An einem Tag in der Woche versuche ich die ganze Strecke zu radeln. Dies kostet doch manchmal Überwindung – während ich früher 4 Kilometer in die Arbeit hatte, ist es heute die 3-fache Distanz.
Ich ertappe mich manchmal dabei, die Strecke im Geiste durchzugehen und wünsche mir dann an manchen Stellen eine bessere Infrastruktur, hoffe am Liesingbach keinen freilaufenden Hunden zu begegnen und denke sogar über die Anschaffung eines E-Bikes nach. Man kommt dann doch verschwitzt an nach so einer Tour und gerade im Winter muss man wirklich gut überlegen was man anzieht.
Der Kälte trotzen
Natürlich ist das Kälteempfinden von uns allen unterschiedlich. Darum kommt man nicht herum auszuprobieren was einem gut tut. Handschuhe und Haube oder Stirnband sind aber unerlässlich.
Für mich ist‘s gut, wenn ich einigermaßen dicke Socken trage, am Körper ein Merino- oder Wollshirt und dazu eine winddichte Jacke. Keine zusätzlichen Pullis, etc. Man schwitzt sonst all zu sehr. Insgesamt hilft es mir Wechselwäsche dabei zu haben und im Büro kurz zu duschen. Das klingt mühsam, ist dann aber auch jedes Mal ein kleines Abenteuer das Freude macht. Sobald man an der frischen Luft ist hat es sich ausgezahlt!
Gerade wenn man nicht so oft unterwegs ist, sollte man besonders gut überlegen, ob man gut gerüstet ist für’s Herbst- und Winterradeln: ist die Radeltasche gut gepackt (Ersatzlicht)? Hat man seine Fahrradlichter aufgeladen (wenn man keinen Dynamo am Rad hat)? Sind die Reifen auch aufgepumpt? Ist man selbst gut sichtbar? Dabei helfen zusätzliche Reflektorbänder, die man sich umhängen kann. Soll ich doch Kontaktlinsen statt Brille tragen, die immer schnell beschlägt?
Sicherheit geht vor
Was das Fahrverhalten selbst betrifft, muss man im Herbst und Winter viel vorsichtiger sein, als in den warmen Jahreszeiten und sich dafür auch mehr Zeit einräumen. Am Laub und am feuchten Asphalt rutscht man irrsinnig leicht aus. Vor ein paar Tagen ist das einer meiner Kolleginnen passiert, die als Resultat nun einige Zeit eine Schiene tragen muss.
Wichtig ist auch, besonders auf Autofahrende zu achten, die im Winter mit weniger RadlerInnen auf den Straßen rechnen. Im Winter nehme ich auch immer den Helm. Was hilft: in Wien ist die Polizei gerade streng dabei, die Ausrüstung am Fahrrad zu kontrollieren. Das kann nervig sein, hilft aber sein Fahrrad immer StVo konform fahrbereit zu haben, was auch das persönliche Sicherheitsgefühl stärkt (Stichwort: zwei unabhängig voneinander funktionierende Bremsen). Dies bedeutet aber auch, dass einem gerade im Winter ein gut ausgestattetes Fahrrad mehr Freude bereitet als das Flohmarktradl oder ein Vintage Dachbodenfund.
Insofern ist es umso wichtiger ein sehr gutes Fahrradschloss dabei zu haben, um sein kostbares Gefährt bestmöglich schützen zu können.
Insgesamt klingt das nach einer Materialschlacht, das ist es aber keineswegs. Man muss im Herbst / Winter halt auf ein paar mehr Dinge achten, als in der warmen und helleren Jahreszeit, aber das ist beim Auto auch so (Stichwort: Winterreifen, Frostschutz etc.).
Ich kann nur sagen, seid vorsichtig aber genießt auch das schöne Gefühl im Winter, frische kühle Luft zu atmen und aktiviert in der Arbeit anzukommen. Das stärkt auch das Immunsystem, was gerade in Coronazeiten kein Nachteil ist.
P.S.: Wenn es eisig ist, lasse ich das Fahrrad stehen, aber das sind mittlerweile immer weniger Tage bei uns. Übrigens – auch Radlausflüge machen im Herbst und Winter Spaß!