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Die Welt der Fahrradkuriere

Beitrag von unserem Blogger Gerald Franz

In Städten wie New York und San Francisco sind sie legendär – Fahrradboten, die mit dem Rad und großen Taschen am Rücken, Lieferdienste übernehmen.

Fahrradkurier in der Stadt unterwegs

Schnell, wendig und nicht immer auf legalen Wegen unterwegs, führen Sie ein gefährliches und damit mit Mythen behaftetes Leben. Fahrradkuriere haben die Fahrradkultur stark geprägt, viele Filme entstanden mit Referenzen auf die Radbotenszene (z.B. „Premium Rush“). Die wartungsarmen „Single Speed“ Fahrräder (Räder mit einem starren Gang), die in den letzten Jahren die „Boboradler“ rund um den Globus begeistert haben, stammen aus der Fahrradbotenwelt, genauso wie viele andere Accessoires (wasserfeste Taschen zum Beispiel). Während es in den USA Radkuriere (eine sehr männlich dominierte Welt) seit den 1970iger Jahren gibt, zogen die Radboten in Österreich später ein.

In Wien gibt es Radboten aber auch bereits seit beinahe 30 Jahren. In Österreich ist die Szene viel kleiner und überschaubarer und nur wenige Personen können damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Viele darunter sind Studenten und Studentinnen, die gerne am Fahrrad sitzen. Das ist denke ich, bei allen Fahrradkurieren gleich, sie brennen fürs Radfahren, es ist Teil einer Lebenseinstellung. Fahrradboten sind am Tag zwischen 50 und 100 Kilometer unterwegs und verbrennen dabei tausende Kalorien. Dabei ist es nicht nur wichtig, die richtige Kleidung zu tragen, sondern auch gewappnet zu sein, für Pannen und Reparaturen. Die Räder sind meist unscheinbar, um nicht gestohlen zu werden und technisch so ausgestattet, dass Reparaturen schnell und einfach durchgeführt werden können. Der Job an sich ist kein ungefährlicher, auch bei uns nicht – aufgehende Autotüren und rücksichtslose Autofahrende machen das Fahrradbotenleben nicht leichter.

Was wird eigentlich transportiert? Im Grunde sind es Eillieferungen, zum Beispiel amtliche Schreiben, Datenträger, pharmazeutische Produkte aber auch Geschenke und Artikel aller Art. Zunehmend werden auch sehr große Güter mit dem Rad geliefert – mit einem Lastenrad ist ein Transport von großen, teilweise sehr sperrigen Gütern bis zu 100 kg möglich. Lastenräder erfreuen sich grundsätzlich zunehmender Beliebtheit auch in der City Logistik – so liefern auch manche Restaurants ihr Essen ausschließlich mit Lastenrädern aus.

Mich hat die Welt der Fahrradkuriere immer fasziniert. Vor allem weil sie mir wie eine eingeschworene Truppe an Menschen vorgekommen sind, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen, nicht nur im Bezug auf ihr Mobilitätsverhalten. Die Fahrradbotenwelt wird allerdings kleiner, da immer mehr Dokumente, die vor einigen Jahren noch mit dem Radboten geschickt wurden, heute elektronisch verschickt werden können. Dennoch – vor mehr als 100 Jahren gab es bereits Zustelldienste am Fahrrad und auch in Zukunft, bin ich überzeugt, wird es Fahrradbotendienste geben. Nachdem ich in meiner Studentenzeit mit einem solchen Radkurier zusammengewohnt habe, weiß ich welch ein anstrengender und gefährlicher Job es ist, Dinge mit dem Fahrrad zu liefern. Ein „Green Job“ im besten Sinne!