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Freiheit auf vier Rädern?

Beitrag von unserer Bloggerin Christa Ruspeckhofer

Stimmt es, dass vor allem Jugendliche weniger Interesse an einem Führerschein haben und das eigene Auto nicht mehr so cool wie damals war.

e-carsharing
e-Carsharing erspart das Zweitauto.

„Ich brauche dringend einen Tag Zeitausgleich diese Woche, ich muss beim Siedeln einer Freundin helfen“, so meine junge Kollegin und stellt fest, „dass keiner sonst aus ihrer Clique einen Führerschein hat und die Wohnungseinrichtung aber von A nach B gebracht werden muss.“

Auch bei meinem älteren Sohn musste ich mehrmals darauf hinweisen, dass bei seiner zukünftigen Zivildienststelle Führerschein B notwendig und eine bestimmte Fahrpraxis sicher von Vorteil sei. Die Eigenmotivation das Projekt Führerschein anzugehen war eher schwach ausgeprägt.

Stimmt es also doch, dass vor allem Jugendliche weniger Interesse an einem Führerschein haben und das eigene Auto nicht mehr so cool wie damals war. „Damals“ und schon rollen meine Söhne mit den Augen. Ja, damals (!) wurde neben der Schule gearbeitet und eisern auf den Führerschein gespart, um ein Stück mehr Freiheit und Unabhängigkeit zu gewinnen.

Aber warum ist das Interesse geringer geworden? Laut den VerkehrsexpertInnen gibt es mehrere Gründe, warum die rosa Karte nicht mehr so attraktiv erscheint. Vielen jungen Leuten ist der Führerschein zu teuer und das Auto kein erstrebenswertes Statussymbol mehr. Ob die derzeitige Klimadiskussion eine Rolle spielt – dazu gibt es keine so eindeutige Antwort. Möglicherweise machen sich auch die geburtenschwachen Jahrgänge bei dieser Entwicklung bemerkbar.

Der autofreie Trend ist bei uns zwar noch neu, aber erkennbar. In einer US-Studie gaben Jugendliche bereits 2012 an, worauf sie am wenigsten verzichten können: Computer (35 Prozent), Mobiltelefon (30 Prozent), Auto (28 Prozent). Das eigene Auto rückt an die dritte Stelle.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine INTEGRAL-Eigenforschung vom Juli 2019: Während nur jeder Vierte (23 Prozent) der „älteren“ Befragten auf das eigene Auto verzichten würde, sind es bei den „jüngeren“ Befragten immerhin schon 34 Prozent. Mehr als 40 Prozent aller sind sich jedoch einig, kürzere Strecken mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.

Nicht zu vergessen – Unterschied zwischen Stadt und Land

Wo das Angebot im öffentlichen Verkehr nicht ausreicht, ist ein mobiler Untersatz oftmals schlichtweg notwendig und die Frage nach dem Führerschein damit unerlässlich. Hier ist das Auto wichtig, sollte aber bestenfalls ein Verkehrsmittel unter vielen sein. Bus, Bahn, Radwege, Anrufsammeltaxis und Sharingmodelle werden gerne angenommen (falls vorhanden)– wenn es dann auch noch spezielle Tarife für Jugendliche gibt, umso lieberJ.

Führerschein ja, ein eigenes Auto nein – so die derzeitige Devise bei uns. Laut meinem jüngeren Sohn, er macht gerade den Führerschein, ist hier das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Wir sind es innerhalb der Familie gewohnt, das Auto zu teilen. Bedeutet auch, dass irgendeiner von uns früher aus den Federn muss, um jemanden zum Zug zu bringen u.ä. Und ja, das ist manchmal mühsam und herausfordernd. Tun wir das nicht, steht das Auto den ganzen Tag am Bahnhofparkplatz oder in der Garage.

Nutzen statt besitzen, etwas teilen, online reservieren – für die Generation meiner Kinder nichts Ungewöhnliches. Was in den meisten Familien funktioniert, probieren in Niederösterreich mittlerweile auch viele Gemeinden und bieten Car-Sharing an – oftmals mit e-Fahrzeugen.

Interessantes Detail am Rande – Multimedia im Auto soll Autos für Jugendliche wieder attraktiver machen. Kommt mir irgendwie bekannt vor – meine Söhne jammern nicht über Aussehen und PS-Leistung unseres Autos, aber dass das Radio ein „Klumpert“ ist, höre ich sehr oft.