Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Partnerinnen & Partner

Interview mit Mag.a Susanne Brandstetter

Beitrag von unserer Bloggerin Luise Steininger

Herausforderung Jugendliche für das Thema Wasser zu begeistern und ihr persönlicher nachhaltiger Lebensstil.

Mag.a Susanne Brandstätter im Interview
Mag.a Susanne Brandstätter im Gespräch mit Luise Steininger

Im Interview: Frau Mag.a Susanne Brandstetter vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (Sektion 1- Wasserwirtschaft). Themen waren u.a. die Herausforderung Jugendliche für das Thema Wasser zu begeistern und ihr persönlicher nachhaltiger Lebensstil.

Sie arbeiten seit vielen Jahren im Bereich der Wasserwirtschaft im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft und sind dort für die strategische Kommunikation und Information verantwortlich. Möchten Sie für unsere LeserInnen bitte kurz Ihre Aufgaben beschreiben?

Susanne Brandstetter: Das Bundesministerium für Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft hat als eine wichtige Säule das Thema Wasser mit zwei Schwerpunkten: einerseits die Ressource Wasser und andererseits die Naturgefahr Hochwasser und die dazu gehörenden Vorsorge- und Bewusstseinsbildungsmaßnahmen. Wir arbeiten als eine eigene Sektion (neben vier anderen) mit ca. 100 Personen zum Thema Wasserwirtschaft – von fachlichen und juristischen Fragen bis hin zur Bewusstseinsbildung, wir sind auch Schnittstelle zur EU und zu anderen internationalen Gremien wie der Donauschutzkommission (ICPDR).

Ein wesentlicher Aspekt für das gesamte Ressort ist die Bewusstseinsbildung, Informations- und Kommunikationsarbeit, wie zum Beispiel „Best of Austria“, wo erfolgreiche Innovationen aus Österreich vorgestellt werden. Für diese und andere Aktivitäten unseres Ressorts bin ich die Schnittstelle zum Ministerbüro und zur Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem vernetze ich mich mit den Bundesländern und EU-Ländern sowie Stakeholdern und NGOs, um unser Angebot bekannt zu machen bzw. Kooperationen zu schmieden, wie diese mit der eNu.

Zusätzlich arbeite ich auch sehr aktiv für die Donau. Ich bin Vorsitzende der Public Participation Expert Group (PP EG) der ICPDR, wo alle Bewusstseinsbildungsaktivitäten im Donauraum entwickelt und gemeinsam umgesetzt werden. Es gibt dabei sehr viele Aspekte zu berücksichtigen: vom einzelnen Projekt, wie z. B. dem Danube-Day, bis zur großen Strategie. So arbeiten wir dzt. an einer Kommunikationsstrategie für den Stör, den Vorzeigefisch für die Donau.

Aufgrund meiner Ausbildung als Pädagogin bzw. als Germanistin sind mir die Vermittlung und die Verwendung sehr guter Texte natürlich besondere Anliegen. Ich bin auch sehr stark im Bereich digitale Medien unterwegs. Wir betreiben Bewusstseinsbildung über das Web und Social Media (v.a. Facebook). Damit ist eine zeitgemäße Kommunikation mit einem überschaubaren Budget möglich.

Ein wichtiges Projekt in Ihrer Tätigkeit ist Generation Blue – dieses  richtet sich hauptsächlich an Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren und an deren Lehrerinnen und Lehrer mit der Bereitstellung von Lehrmaterialien. Dieses Alter der Pubertät ist oft sehr schwierig für die Jugendlichen und sie sind mit vielem beschäftigt: die Schule oder die Lehre ist anstrengend und nervt vielleicht auch; manchmal kommen Probleme mit den Eltern dazu und die Jugendlichen sind mit ihrer Selbstfindung beschäftigt. Wie schaffen Sie es trotzdem so erfolgreich die Jugendlichen für das Thema Wasser zu begeistern?

Ja, in diesem Alter finden viele Veränderungen statt und in der Schule bzw. im Privatleben gibt es viele Herausforderungen zu meistern; da ist die Aufmerksamkeit natürlich nicht unbedingt beim Thema Wasser. Es ist aber sehr schön zu sehen, dass es doch sehr viele Jugendliche gibt, die froh sind, wenn sie Informationen zum Thema Wasser bekommen und auch selbst etwas beitragen zu können. Diese Begeisterung für das Thema Wasser, die ich zuletzt bei der Entwicklung der Wassersong CD „we love water“ sehr stark persönlich gespürt habe, macht Mut für neue Schritte in diese Richtung.

Wir versuchen einen Zugang zum Thema Wasser über Kreativität zu schaffen. Das heißt wir machen Zeichen- und Spruchwettbewerbe und sehen Generation Blue nicht als Lehrbuch, sondern als ein Angebot an die Jugendlichen sich zu beteiligen und das Interesse zu wecken. Wir kooperieren zum Beispiel mit dem Belvedere – dort werden jährlich den Schulen Gratis-Führungen zum Weltwassertag angeboten. Beim Danube Art Master gestalten Kinder aus dem gesamten Donauraum Kunstwerke aus den vorgefundenen Materialien an der Donau bzw. an ihren Flüssen.

Außerdem forcieren wir unser digitales Angebot: wir haben eine für diese Zielgruppe attraktive Website; verwenden dabei eine adäquate Sprache mit einem neutralen, nicht lehrhaften Stil und tolle Bilder. Wir produzieren attraktive Videos unter dem Titel wissensflut.tv und nutzen intensiv Social Media. Die Website ist bereits seit über zehn Jahren online und wir haben mittlerweile einen guten Ruf und einen Markenwert; darauf wollen wir weiter aufbauen. Gedruckt wird bei der Generation Blue dafür sehr wenig, auch aus einem Umweltschutzgedanken heraus – wir erreichen unsere Zielgruppe vor allem digital und sind vernetzt. Was wir aber produzieren sind attraktive Give-aways, wie z. B. Festivalbändchen, Buttons, Sticker und gebrandete Glasflasche.

Wir wollen das Thema Wasser bei den Jugendlichen so positionieren, dass sie im Alltag daran denken und wir wollen eine kompetente Ansprechpartnerin für Jugendliche sein. Wenn Sie Fotos, Grafiken oder sonstige Informationen für Referate oder ähnliches brauchen können sie sich an uns wenden. Wir bieten sozusagen den direkten Draht zu Top-Expertinnen und Experten und zu Informationen aus erster Hand. Eine Kommunikation auf Augenhöhe ist uns wichtig.

Mag.a Susanne Brandstätter im Interview

Was sind Ihre ganz persönlichen Höhepunkte bei Generation Blue? Worauf  sind Sie besonders stolz?

Einerseits bin ich auf unsere sehr gut genutzten Facebook-Kanäle sehr stolz. Unser Ministerium nützt Facebook derzeit für verschiedenste Projekte sehr intensiv und auf hohem Level. Die beiden Wasser-Auftritte waren aber die ersten, die schon 2009 online gegangen sind und eine große Fan-Gemeinde zwischenzeitlich aufbauen konnten. Wir haben einen für Generation Blue und einen für Wasseraktiv (Zielgruppe: 19-35 jährige Personen).

Zweitens bin ich stolz, dass es gelungen ist das Projekt Generation Blue über so viele Jahre am Leben zu erhalten. Das Thema Wasser hat dabei den entscheidenden Vorteil, denn wenn es um das eigene Trinkwasser, die Ressource Wasser oder um Freizeit am Wasser geht, die Öffentlichkeit daran immer interessiert ist. Um das attraktive Angebot dieses Jugendprojekts zu erhalten muss man aber auch manchmal kämpfen; vor allem auch vor der immer schwieriger werdenden Sponsorlage zum Beispiel für attraktives Material und immer neue kreative Ideen, die wir für die Jugendlichen umsetzen wollen.

Unsere Plattform versteht sich auch als Hub. Deshalb freut es mich, wenn auch immer wieder verschiedene Initiativen auf uns zu kommen, die etwas auf unserer Website veröffentlichen möchten. So zum Beispiel auch ein großes Sparkling Science Projekt in Niederösterreich unter dem Titel „Fluss Au Wau“. Damit ist schön zu sehen, dass das Projekt wahrgenommen wird.

Österreich ist sehr reich an Trinkwasser mit hoher Qualität, aber nicht immer ist das Wasser auch an der Stelle vorhanden wo wir es brauchen – deshalb gibt es zum Beispiel die Wiener Hochquellwasserleitungen. Können Sie sich vorstellen, dass wir eines Tages unser Trinkwasser über weite Strecken auch in andere Länder exportieren?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen und es ist auch nicht unser Ziel. Auch aufgrund verschiedener Studien wurden alle Überlegungen in diese Richtung bereits vor vielen Jahren ad acta gelegt. Unser Ziel ist es andere Länder mit unserem Knowhow zu unterstützen, um ihnen zu helfen ihre Wassersysteme nachhaltig zu gestalten. Es macht keinen Sinn, Wasser über große Strecken zu transportieren. Der Schlüssel liegt darin, Ländern zu helfen, ihre Ressourcen zu schützen und nachhaltig zu nützen. Für wasserarme Regionen der Welt sind oft neue Technologien gefragt. Österreich kann hier viel beitragen, das zeigen wir auch im Schwerpunkt „Best of Austria“. Gerade am Wassersektor sind österreichische Unternehmen auf der ganzen Welt aktiv und erfolgreich, wenn es um den Bau von Wasserversorgungs- oder Kläranlagen geht. Auch die Nutzung der Wasserkraft ist ein Thema. Außerdem kann unser persönliches Einkaufsverhalten viel bewirken – durch den Kauf regionaler Produkte lösen wir keinen Wasserbedarf in einer anderen Region Europas oder der Welt aus, wie z.B. für die Bewässerung der Tomaten aus Spanien.

Wir achten darauf, dass das Wasserversorgungssystem in Österreich gut funktioniert. Die Netze müssen intakt bleiben und immer wieder inspiziert und renoviert werden. Es gibt auch im Zusammenhang mit der Trockenheit immer wieder Themen – vor allem kleinere Wasserwerke – diese müssen sich vernetzen und ev. auch auf andere Ressourcen zurückgreifen.  2015 war so ein klassisches Jahr der Trockenheit – man hat gesehen wie schnell es gehen kann, dass auch in Österreich Wasserknappheit entsteht. Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur hat das Jahr 2015 analysiert. Spannende Herausforderungen sind beispielsweise der grundsätzlich erhöhte Wasserbedarf in solch trockenen Zeiten und die Bedeutung privater Pools, die bei kleineren Wasserwerken durchaus zu kurzfristigen Engpässen führen können. Prinzipiell sind unsere Wasserwerke aber gut gerüstet, wenn auch in Zukunft damit zu rechnen ist, dass Wetterextreme verstärkt auftreten werden.

Das Thema Trinkwasser bzw. Wasser allgemein eignet sich meiner Meinung nach sehr gut um auf die Endlichkeit unserer Ressourcen zu sensibilisieren und somit zu einem nachhaltigen Lebensstil zu motivieren. Denn jede auch noch so kleine Maßnahme jeder einzelnen Person ist wichtig und leistet einen wichtigen Beitrag. Wie versuchen Sie persönlich Nachhaltigkeit in Ihren Alltag zu integrieren? Was ist Ihr Beitrag?

Nachhaltigkeit ist mir persönlich ein sehr großes Anliegen. Ich überlege mir z. B. jede Autofahrt, d.h. in Wien bewege ich mich nur öffentlich, zu Fuß oder mit dem Rad. Auch jede Flugreise überlege ich mir sehr gut und weiche wenn möglich auf den Zug aus.

Dann ist natürlich der Ressourcenverbrauch ein großes Thema: ich bin gegen die Verwendung der Aludose und spreche auch Leute aktiv darauf an, um zu aufzuzeigen, welch hoher Ressourcenverbrauch hinter einer Aludose steckt. Ich bin – wo es möglich ist – auch gegen Plastik – ich verwende gerne Stofftaschen und trinke Mineralwasser nur aus Glasflaschen. Generell bevorzuge ich aber Trinkwasser aus der Wasserleitung, da haben wir es in Österreich ja besonders gut. Beim Einkauf achte ich auf die Herkunft und versuche Bio-Qualität zu kaufen; wobei die Regionalität mir noch wichtiger ist.

Mag.a Susanne Brandstätter im Interview

Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern bitte noch einen persönlichen Tipp, Anstoß oder eine Empfehlung auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil mitgeben?

Ganz wichtig ist es beim Einkauf auf Nachhaltigkeit zu achten. Wenn man da weniger auf den Preis, aber mehr auf die Qualität und die Regionalität schaut, können wir auch sehr viel in der Wirtschaft bzw. beim Handel erreichen. Besonders stören mich „Lockangebote“ zwei zum Preis von einem und dann schmeißt man die Hälfte weg. Der bewusste Umgang mit unseren Lebensmitteln ist mir generell sehr wichtig. Dazu fällt mir die Kampagne unseres Ressorts aktuell ein „Lebensmittel sind kostbar“. Das bringt es auf den Punkt.

Für mich ist generell die Wertschätzung gegenüber den Bäuerinnen und Bauern, die die Produkte in sehr guter Qualität zu uns bringen, ein Anliegen. Das ist ein guter Weg um in die Nachhaltigkeitsschiene einzusteigen.

Kurz nachgefragt:

  • Welcher ist ihr Lieblingsfluss oder Lieblingssee in Österreich?
    der Wolfgangsee
  • Welche Telefonnummer in Ihrem Verzeichnis ist die wichtigste?
    die meiner Mama
  • Ihr liebstes Urlaubsziel?
    Gran Canaria
  • Stilles oder prickelndes Mineralwasser?
    prickelndes, aber am liebsten Leitungswasser
  • Anruf oder E-Mail?
    E-Mail
  • Marillen- oder Zwetschkenknödel?
    Marillenknödel
  • Was war Ihr bisher lustigster oder seltsamster Job?
    Telefonhotline bei der Post für Störungen
  • Die ersten Freibäder sperren bald auf: Freibad oder Badesee?
    Mir ist das Strandbad von Klosterneuburg das allerliebste.
  • Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne einen Kaffee trinken?
    Lady Gaga
  • Ihr Tipp – wer wird die Fußball-Europameisterschaft gewinnen?
    Deutschland

Vielen Dank für das Interview!