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Interview mit Andreas Miedaner, Gründer von Treeday

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Andreas Miedaner hat mit 28 Jahren das Designbüro Büro X gegründet. Heute möchte er mit der App Treeday den grünen Lebensstil einfach und leicht machen.

Andreas Miedaner im Interview
Andreas Miedaner im Interview

Andreas Miedaner hat mit 28 Jahren das Designbüro Büro X gegründet. Heute möchte er mit der App Treeday den grünen Lebensstil einfach und leicht machen.

Daniela Capano: Herr Miedaner, den grünen Lebensstil einfach und leicht machen, da haben Sie sich viel vorgenommen. Sie arbeiten im Büro X seit vielen Jahren im Marketing und Kommunikationsbereich. Woher kam die Idee sich vermehrt mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen? Und woher kam die Idee zu Treeday?

Andreas Miedaner: Im Grunde ist die Idee relativ einfach. Vom Grundinteresse haben mich die Themen Nachhaltigkeit und grüne Bewegungen immer schon interessiert. Ich bin quasi von Kind an mit dem Thema konfrontiert gewesen. Mein erstes Thema, das mich als Sieben- Achtjähriger beschäftigt hat, war das Waldsterben über das ich in einem Magazin gelesen habe. Das war in den Siebzigerjahren. Diese Bilder haben sich bei mir so eingeprägt, dass ich wirklich jedes Jahr immer wieder Sorgen gehabt habe, ob jetzt die Bäume nach dem Winter wieder grün werden. Als dann die eigenen Kinder kamen, stellte ich mir noch mehr die Frage was ich überhaupt tun kann. Ich fühlte mich im Alltag überfordert: Man hat Familie, Stress, muss Geld verdienen und man hat einfach nicht die Zeit. Es hat mich geärgert, dass es schwierig ist sein Leben nachhaltig zu gestalten. Und dann kam der Foodprint Rechner. Und dieser Foodprint Rechner, das war vor 7 oder 8 Jahren, hat mich nur frustriert, weil  letztlich nur herausgekommen ist wie schlecht ich bin. Das zweite Frustrierende war der Test, als ich alles angeklickt habe, wenn ich ein extremer Öko werde… und dann geht es sich trotzdem nicht aus und wir haben immer noch einen Fußabdruck von 1,2 Erden. Das hat mich nicht mehr los gelassen und da ich aus der Werbung und der Kommunikation komme, dachte ich das ist der falsche Ansatz. Ich glaube durchaus dass wir etwas bewegen können und dass wir das Gute, das wir tun und was wir verbessern, darstellen können. Und dass es was bringt! Dass der soziale Aspekt, das Gefühl, dass ich nicht alleine heute mal öffentlich fahre und somit CO2 und Benzin einspare, sondern es jetzt mehrere tun, viel bewirken kann. Da ist die Idee entstanden, dass ich ein  soziales Netzwerk schaffen muss um zu zeigen, dass es was bringt, wenn ich etwas tue.

Daniela Capano: Treeday hat sich als Green Lifestyle App zum Ziel gesetzt das nachhaltige Leben einfacher zu gestalten. Wie funktioniert Treeday genau?

Andreas Miedaner: Im ersten Schritt ist Treeday ein soziales Netzwerk, das aufzeigt was jeder einzelne tut. Wir visualisieren die Daten und übersetzen was man an CO2 einspart. Angezeigt wird mir das eingesparte CO2 in Baumtage, deswegen heißt die App auch Treeday. Wir wissen, alle Bäume können CO2 umwandeln. Wenn ich jetzt was spare, wird diese Einsparung umgerechnet in die Umwandlungsleistung des CO2 von Bäumen. Wir können nicht so viele Bäume pflanzen um alles auszugleichen. Diese riesigen Flächen haben wir nicht zur Verfügung. Aber wir können uns dadurch vorstellen, was das Ziel wäre, wenn jeder einzelne etwas tut und seine virtuellen Bäume sammelt.

Jeder soll sich die Frage stellen, wo sie täglich Geld ausgeben um unser Kapital weg von der bösen Wirtschaft hin zur guten Wirtschaft zu lenken. Deswegen ist uns die Idee mit der Landkarte und der Suchoption gekommen. Mittlerweile gibt es sehr viele nachhaltige Unternehmen, in allen Branchen und Bereichen. Und diese kann ich auf Treeday einfach suchen. Ab wann ist man nachhaltig bei Treeday? Das haben wir so gelöst, dass wir auch einen eigenen Nachhaltigkeits- Index entwickelt haben. Dieser zeigt dem Unternehmen und den UserInnen an, wie nachhaltig das Unternehmen schon agiert. Ein Unternehmen mit einem Index von 30 ist gut, 50 ist sehr gut und 70 – 90 ist schon außergewöhnlich gut. Die Kriterien zum Treeday-Index haben wir gemeinsam mit der BOKU entwickelt.

Daniela Capano: Wann sollte ich also als interessierte Konsumentin die App benutzen? Wie unterstützt sie mich in meinem Alltag?

Andreas Miedaner: Ich kann mich orientieren in all meinem Konsumverhalten. Als Konsument kann ich ohne dass ich hundert Umweltlabels lesen muss, auf einen Blick erkennen, das Unternehmen ist schon nachhaltig, sehr nachhaltig oder wahnsinnig nachhaltig. Seit kurzem haben wir 40 Branchen, in ein paar Wochen haben wir 70 Branchen, die man finden kann. Das fängt an bei Restaurants, Bars, Hotels, aber auch Friseure, Baumeister, bis hin zu Bettdecken, Energie, Heizung, Beratung und Mode natürlich. Wir sind hauptsächlich im deutschsprachigen Raum, aber auch schon international vertreten. Somit funktioniert Treeday auch auf Reisen.

Daniela Capano: Sie haben sich mit ihrem Designbüro Büro X schon mit 28 Jahren selbstständig gemacht. Heute boomt die Startup Branche. Was ist das Geheimnis von gut funktionierenden Startups?

Andreas Miedaner: Tja, wenn ich das wüsste. Ich glaube es gibt viele offene Geheimnisse. Ein Startup zeichnet sich dadurch aus, dass man in einem neuen und nicht einfachen Marktumfeld etwas Neues etablieren möchte. Deswegen sind viele Startups reine Risikounternehmen. Sie versuchen etwas und es kann gut gehen oder nicht gut gehen. Aber auf der anderen Seite ist die Chance etwas zu bewegen und voranzutreiben hier wesentlich höher als wenn ich die hundertste Werbeagentur gründe. Das Thema Nachhaltigkeit ist gerade ein Megathema und alle versuchen ihren Beitrag zu leisten.

Daniela Capano: Green Startups kommen und gehen. Wieso tun sich gerade Startups zum Thema Green Economy, also welche, die sich mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigen schwer langfristig Fuß zu fassen?

Andreas Miedaner: Der Markt ist einfach noch klein und sie tun sich schwer ihre Zielgruppen zu finden. Jeder macht seine eigene App, jeder macht seine eigene Webseite, aber wie findest du sie! Es gibt jetzt teilweise schon mehr Angebot als Nachfrage, weil die Menschen, die es interessieren könnte, nicht auf die Idee kommen, sich dafür zu interessieren. Ich nenne das die Ökoschläfer. Diese Menschen, die wir ansprechen wollen, die große Zielgruppe, die es zu wecken gilt, sind Leute die sagen, ja, Nachhaltigkeit ist interessant und spannend, aber es ist mir zu kompliziert, ich habe keine Zeit dafür. Viele haben das Geld und können es sich leisten, aber oft denken sie gar nicht daran, was es alles gibt und gäbe. Deswegen ist es ein Kommunikationsthema und ich bin eben aus der Kommunikation und glaube, dass es nicht nur wichtig ist, dass es ein gutes Angebot gibt sondern wie es kommuniziert wird.

Interview mit Andreas Miedaner, Gründer von Treeday

Wir sehen uns als Schnittstelle für alle Angebote. Es gibt wahnsinnig viele tolle Startups und Unternehmen, die eine Plattform brauchen und auf der anderen Seite muss es für den Konsumenten aufbereitet werden, dass alles leicht zu finden ist – nicht hunderttausend Apps und Webseiten, eine App! Und wenn ich irgendwie nachhaltig Leben will schaue ich dorthin und finde auch alles. Das ist gar nicht einfach. In unsere Redaktion sitzen drei Leute die nichts anderes machen, als innovative Unternehmen zu suchen. Man müsste alle Blogs lesen, alle Twitterkanäle und alles auf Facebook.

Google ist so praktisch: Ich suche irgendwas, gebe es ein und finde es. Aber das Ergebnis entspricht nicht bestimmten Kriterien, auch nicht wenn du nachhaltig oder grün eingibst. Deswegen ist unser Algorithmus ganz wichtig. Wir sind mehr als eine grüne Suchmaschine. Bei uns gibt es wirklich nur ein grünes Ergebnis, das ich nach eigenen Parameter filtern kann: Will ich nur 100% vegane Ergebnisse, bekomme ich sie auch. Oder ohne Tierversuche ist mir wichtig, dann zeigt es mir nur die Unternehmen an die tierversuchsfrei sind. Diesen Raster kann niemand anbieten.

Daniela Capano: Was würden sie als Marketing-Experte wir-leben-nachhaltig raten, um noch mehr für einen nachhaltigen Lebensstil zu werben?

Andreas Miedaner: Das erste was wir jeden empfehlen ist, man soll seinen Schwerpunkt, seinen Markenkern finden. Wenn man für zu viel steht ist es immer schwierig. Das ist auch unser Problem: Wir versuchen alles zu sein, eine Suchmaschine für alles, andererseits haben wir auch diesen Nachhaltigkeitsindex, das sind alles notwendige Dinge. Aber ganz vorne, in der Kommunikation braucht man einen Schwerpunkt, den man lebt und auf dessen Markenkonto man einzahlt.

Daniela Capano: Was waren privat ihre ersten Gedanken und Schritte zu einem nachhaltigen Lebensstil?

Andreas Miedaner: Was meine Familie und mich betrifft ist das Thema Fleischkonsum ganz stark im Vordergrund. Wir kochen zu Hause nie Fleisch. Wenn es Fleisch sein soll, gehen wir in Gasthäuser, wo das Schwein glücklich lebt und artgerecht gehalten wird. Ich könnte kein Fleisch essen, wo ich nicht weiß wo es her ist. Ich glaube, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren werden müssen. Es ist ein längerer Prozess, weil es natürlich ein großer Wirtschaftszweig und kulturell stark verankert ist. Auch in meinem Freundeskreis gibt es viele Menschen die sagen, ein Essen ohne Fleisch ist ein Beilagenessen. Das ist so in den Köpfen drin, aber es ist falsch. Es hat sich ja erst in den letzten zwei Generationen so entwickelt und jetzt glauben alle daran. Aber man muss wieder davon wegkommen. Leider ist sich etwas abzugewöhnen  immer schwieriger als sich etwas anzugewöhnen. Gerade gestern waren wir in einem vegetarischen Haubenlokal wirklich toll Essen, ein Erlebnis. Jeder muss mal so ein Erlebnis haben. Ich glaube das ist auch wo man auch am meisten bewegen kann, mit seinem ganzen Ernährungs- und Fleischkonsum. Und natürlich die Mobilität: Das Fliegen und das Auto. Wir haben ein Haus am Land, wir brauchen ein Auto um dorthin zu kommen. Am Land ist man noch wirklich aufgeschmissen. In der Stadt brauche ich mein Auto nie. Ich fahre mit dem Fahrrad, Roller, U-Bahn. Dort ist es einfach.

Wordrap:

  1. Wofür würden Sie ihr letztes Hemd geben?

Das gebe ich ja schon für Treeday J Es ist ja ein wirtschaftlicher Irrsinn gewesen, weil ich wirklich sehr viel Geld reingesteckt habe, das ich hier im Büro X verdiene.

  1. Was war ihr Berufswunsch als Kind?

Ich wollte eigentlich Schafe züchten in Spanien. Ich war schon am auswandern, dann ist das Moped meines Freundes kaputt geworden und wir konnten nicht fahren. Die Reparatur hat so viel Geld gekostet, dass wir arbeiten mussten. So bin ich in die Werbung gekommen, zufällig.

  1. Hund oder Katze?

Ich finde beides hat wahnsinnige Qualitäten. Wir haben eine Katze, die ist uns aber zugelaufen und deshalb kein Hund, weil wir in der Stadt wohnen. Würde ich am Land wohnen hätte ich beides.

  1. Was war Ihr bisher spannendster oder seltsamster Job?

In meinem ersten Job bin ich reingerutscht als Schriftsetzer. Dann bin ich schnell in die Werbung gekommen. Mein interessantester Job ist der jetzige. Ich habe keinen einzigen Job, auch in der Werbung, nie gelernt. Ich bin Autodidakt. Jetzt kann ich Neues, Sinnvolles entwickeln.

  1. 3 Dinge, die Sie in Ihrem Leben noch unbedingt tun möchten?

Mein Traum ist es mit der Familie unser Landhaus auszubauen und herzurichten. Wir haben seit 19 Jahren ein Haus am Land das wir langsam umbauen. Weiters möchte ich, wenn die Kinder die Matura gemacht haben nächstes Jahr, mit der Familie eine Weltreise machen- ganz ohne fliegen, nur öffentlich mit Schiff und Zug. Und als drittes möchte ich Treeday voranbringen. Das ist mein großes Ziel!

  1. Einzel- oder Teamsport?

Ich bin eher der Einzelsportler, wobei ich glaube der Teamsport wäre für mich durchaus notwendig, um dazu zu lernen. Ich bin immer ein Einzelkämpfer gewesen.

  1. Ihr Lieblings- Werbeslogan?

Ich finde die beste Werbung kommt ohne Slogan aus. Das Problem an einem Slogan ist, dass er sehr eingrenzend ist. Von uns verlangt man oft einen Slogan, aber das muss nicht sein! Ich finde eigentlich keine Slogans gut.

  1. Schoko- oder Vanilleeis?

Ich bin da eher auf der Vanilleseite.

  1. Die wichtigste Lektion, die Sie im Leben gelernt haben?

Eine wichtige Lektion ist, dass ich es alleine nicht schaffen kann und dass ich immer wieder andere Leute brauche und andere Meinungen zulassen soll. Ich bin oft sehr von meiner Meinung überzeugt. Aber ich glaube meine Frau hat mich überzeugt dass ich nicht immer Recht habe 

  1. Muttertag steht vor der Tür: Blumen oder Schokoladepralinen?

Eher Blumen

Danke für das Interview!