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Die Sache mit dem Guerilla Gardening.

Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander

Ich liebe es, wenn unser Stadtbild langsam verändert wird und sich stetig etwas tut und an allen Ecken und Ende etwas Neues entsteht.

Blumenbeet mit kleinem Baum zwischen Parkplätzen in der Stadt
Die Städte brauchen mehr grün!

Ich liebe das.

Ich liebe diesen aktuell immer stärker werdenden Trend des Guerilla Gardenings. Ich liebe es, wenn sich die BewohnerInnen unserer Stadt langsam aber sicher Flächen aneignen und Veränderung vornehmen.
Ich liebe es, wenn unser Stadtbild langsam verändert wird und sich stetig etwas tut und an allen Ecken und Ende etwas Neues entsteht.

Dabei ist es mir persönlich egal, ob das „offiziell“ oder nicht ganz so „offiziell“ passiert. Es ist natürlich besser, wenn es offiziell passiert, als wenn man es einfach so macht. Aber grundsätzlich finde ich es wunderbar – so oder so. Und dann kommt da ja noch dazu, dass es jetzt immer leichter und öfter auch offiziell geht und die Stadt Wien irgendwie entspannter wird, was ihre Freiflächen angeht. Und das macht alles noch viel besser!
Dabei sollte man hier kurz festhalten, dass die Wurzeln von Urban oder auch Guerilla Gardening weit weit zurückliegen und der Trend gar nicht so neu ist, wie viele vielleicht glauben. Urban Gardening wurde bereits im 18 Jahrhundert praktiziert. 1789 entstanden beispielsweise in München die ersten Militärgärten, die den Soldaten zur Erholung sowie zur Wissensvermittlung dienten. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Paris auf etwa 1400 Hektar Obst und Gemüse zur Versorgung der StadtbewohnerInnen angebaut.  Aus diesen innerstädtischen Anbauflächen entstanden später die uns bekannten „Kleingärten“ und auch „Schrebergartensiedlungen“. Guerilla Gardening hat seine Wurzeln in den 70er Jahren. Angeregt von KünstlerInnen und Aktivisten, wurde „das wilde Grün in der Stadt“ eingeführt und gefördert.

Schon während meines Studiums der Landschaftsplanung fand ich vor allem die sozialen Komponenten, die bei der Gestaltung unseres Umfeldes eine Rolle spielen, spannend. Diese persönlichen Komponenten, die alles so charmant und individuell machen, egal wie trostlos manchmal das Umfeld ist.

Wie ergeben sich Trampelpfade, was bewirkt der kleinste Balkon bei seinem Besitzer, wie gestalten BewohnerInnen Freiflächen, die sie zur Verfügung haben? Welche Dynamiken ergeben sich durch die Gestaltung oder Aneignung ungenutzter Flächen?
Oft ergeben sich so wundervolle Muster. Verhaltensmuster genauso wie gestalterische, ästhetische Muster. Sozusagen die Muster einer Stadt, die immer besonders und einzigartig sind.

Wenn ich täglich meine gewohnten Pfade begehe, sprich von der Wohnung zur Schule, von der Schule zur Arbeit und wieder retour, gehe ich diese mit offenen Augen und liebe jede Veränderung, die sich da zeigt. Und eines fällt mir klar auf: Immer öfter stolpere ich über liebevoll gestaltete Fensterbänke oder Balkone, über kleine Grünflächen, die von der Stadt Wien freigeben wurden und von AnrainerInnen bepflanzt werden oder Beete, die aus alten Paletten entstehen und Karotten und Gurken beherbergen. Ich finde Rosmarinstauden zwischen Parkflächen, finde Tomatenpflanzen im Erdgeschoss oder Schnittblumen am Weg zur Schule. Diese kleinen Flächen sind mein tägliches Highlight. Die machen mich glücklich und ich finde, wir brauchen noch viel viel mehr davon. Ganz egal ob wir sie uns Guerilla-mäßig aneignen oder eben offiziell.

Unsere Stadt soll bunter, schöner und vielfältiger werden, denn das bedeutet (urbane) Lebensqualität für mich. Und genau darin liegt meiner Meinung nach der Nachhaltigkeitsaspekt des Guerilla  Gardenings. Er liegt einerseits in der Verbesserung unserer Lebensqualität durch mehr Grün und abwechslungsreiche Gestaltungen unserer Freiflächen. Andererseits haben diese liebevoll gestalteten Flächen auch Auswirkung auf unsere Kinder und schärfen deren Bewusstsein für Abwechslung und ein grünes Zuhause. Ob ich diesen Flächen ein große ökologische Wirkung zutraue, weiß ich nicht genau?! Sie tragen sicher ihren Teil zur Artenvielfalt bei und unsere Stadtbienen freuen sich mit Sicherheit auch über ein gewisses „Mehr“ an Blumen, ich fürchte aber darüber hinaus, hält sich die ökolgische Wirkung eher in Grenzen. Wobei hinsichtlich der zunehmenden Bodenversiegelung vor allem in unseren Städten, sind sie definitiv ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Also wer weiß, vielleicht „unterschätze“ ich die Wirkung dieser Flächen sogar massiv?!

Wie auch immer. Wenn ich diese kleinen Gärten sehe, macht es mich glücklich. Und wenn ich dann noch auf so Sachen stoße, wie „Gegenstände zum Verschenken“, die mit einer netten Botschaft versehen sind, dann ist mein Tag schon fast gerettet oder zumindest mein nach Hause Weg.