Stricken aber auch Häkeln liegen voll im Trend. Wie nachhaltig ist der selbstgestrickte Pullover eigentlich?
Handarbeiten ist gerade (wieder) ganz modern geworden. Besonders das Stricken ist In. Online und in Zeitschriften finden sich eine Fülle an Anleitungen, Strickmustern und Strickvideos. Der selbstgemachte Pullover, die Haube oder die warmen Socken sind auch beliebte Geschenke.
Stricken – aber nachhaltig
Stricken und Häkeln sind auf jeden Fall ein Gegentrend zur Fast Fashion, denn den mit viel Mühe und Zeitaufwand selbst gestrickten Pulli wirft keiner so schnell in den Müll. Die Kleidungsstücke haben einen besonderen Wert im Gegensatz zur Billigware, die rasch und ohne viel nachzudenken entsorgt wird.
Tipps zum nachhaltigen Handarbeiten
Qualität und Langlebigkeit sind wesentliche Faktoren, die Handarbeiten so nachhaltig machen.
- Gut planen, um nicht zu viel Material einzukaufen.
- Auf Gütesiegel (siehe unten) beim Kauf von Wolle bzw. Garn achten.
- Tauschen oder weitergeben, falls der Pulli oder der Schal nicht mehr passt oder gefällt.
- Auch Wolle und Garne die übrig bleiben, können getauscht und weitergegeben werden.
- Kleine Fehler ausbessern und reparieren.
- Wollsachen können aufgetrennt und das Material wiederverwendet werden.
Die Wahl der Wolle
Wolle ist eine Naturfaser. Sie wird hauptsächlich aus den Haaren von Schafen aber auch Ziegen, Lamas bzw. Alpakas oder Kaninchen hergestellt. Achten Sie auf die Herkunft, denn damit tragen Sie zu Tierwohl bei und vermeiden Lebensraumzerstörung durch Überweidung und Rodungen. Biologisch produzierte Wolle ist auf jeden Fall die nachhaltigere Wahl.
Wer mehr zum Thema Wolle erfahren möchte, kann hier Nachlesen:
Wolle eine vielseitige Naturfaser
RWS – Responsible Wool Standard & RMS – Responsible Mohair Standards
RWS & RMS Siegel bescheinigen die gute Haltung der Tiere. Es gibt Vorgaben zur Haltung, Fütterung und Sauberkeit der Stallungen bis hin zum Verbot von Mulesing (Dabei wird jungen Lämmern – teils ohne Betäubung – Haut rund um den Schwanz und am Hinterteil entfernt). Sowohl RWS als auch RMS sind Tierwohl-Siegel, ökologische Faktoren werden dabei berücksichtigt, erreichen aber keinen Bio-Standard.
kbA & kbT
Die beiden weitere Siegel für Textilien und Garne stehen für „Kontrolliert biologischer Anbau“ und „Kontrolliert biologische Tierhaltung“.
- kbA steht zumeist im Zusammenhang mit Baumwolle
- kbT ist das entsprechende Gegenstück aus dem Bereich der Tierhaltung
Für die Gewinnung von kbT-Schurwolle wird komplett auf den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden verzichtet, das gilt sowohl für die Tiere als auch für die Weideflächen und natürlich die Weiterverarbeitung der Wolle.
Das Label Woolmark steht für Qualität im Wollbereich. Es bezieht sich dabei ausschließlich auf die Zusammensetzung und Art der verwendeten Wolle. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Tierfreundlichkeit spielen beim Woolmark-Siegel keine Rolle.
Kleine Faserkunde für Handarbeiten
Neben Wolle eignet sich für Handarbeiten auch Baumwolle, Bambusviskose oder Hanfgarn. Besonders für zarte Häkelarbeiten benötigen Sie feine Garne.
- Für die meisten von uns gilt Baumwolle als die Naturfaser. Dabei benötigt der Anbau von konventioneller Baumwolle sehr viel an Pestiziden, Dünger und Wasser. Kaufen Sie Garn aus Bio-Baumwolle, dann treffen Sie die Nachhaltige Wahl.
- Hanf – ähnlich wie Leinen – ist eine genügsame Pflanze, die sich besonders für strapazierfähige Kleidung eignet. Sie benötigt wenig Wasser und stabilisiert mit ihren Wurzeln den Boden. Das Garn ist aber nicht so weich wie Baumwolle.
- Für Viskosefasern wird Holz als Rohstoff verwendet. Rasch wachsender Eukalyptus dient bei Lyocell oder Tencel, Buchenholz für Modal als Ausgangsstoff. Um als Wolle verarbeitet, werden zu können, wird Lyocell mit Baumwolle gemischt. Bambusviskose ist sehr weich, atmungsaktiv und leicht. Allerdings ist das Herstellungsverfahren wie bei allen Viskosearten sehr aufwendig und energieintensiv. Auch die Herkunft des Bambus entscheidet über die Nachhaltigkeit des Garns.
- Auch Soja lässt sich zu Garn verspinnen. Derzeit sind die Fasern allerdings nur als Gemisch zu bekommen. Sie fallen bei der Sojaproduktion an, was sie aus Sicht der Kreislaufwirtschaft interessant macht.
Gütesiegel dienen der Orientierung
Textilgütesiegel kennzeichnen auch Wolle und Garne. Das bekannteste Textilsiegel ist GOTS, der „Global Organic Textile Standard“. Es beinhaltet neben Umwelt- auch soziale Kriterien.
Eine ausführliche Beschreibung der Gütesiegeln finden Sie in unserem Beitrag: Gütesiegel bei Ökotextilien
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Aktualisiert am 20.11.2025