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Der Friedhof als Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Werden Gräber und Friedhöfe nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltet, entstehen daraus Naturinseln. Vor allem Wildtiere finden so in Städten einen Lebensraum.
Besonders zu Allerheiligen bringen wir als Zeichen der Verbundenheit Blumen und Gestecke auf den Friedhof. Diese sehr alte Tradition ist schon aus dem 4. Jahrhundert überliefert und findet weltweit am 1. und 2. November statt. Für die heimischen Gärtnereien ist die Herbstzeit rund um Allerheiligen und Advent übrigens mit 30% des Jahresumsatzes die zweitwichtigste Geschäftszeit.
Naturoase Friedhof
Werden Gräber und Friedhöfe nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltet, entstehen daraus Naturinseln. Mitten in dicht besiedelten Gebieten bieten Bäume und Hecken, Steine und Mauern wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete für viele Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig haben sie positive Auswirkungen auf das Kleinklima und die Luft in den umgebenden Siedlungsräumen. Wichtig sind dabei naturnahe Ecken und Nisthilfen für Vögel und Insekten, das Erhalten gesunder Baumbestände und ungenutzter Randflächen als Rückzugsorte für Kleintiere.
Dazu kommt die naturnahe Gestaltung der einzelnen Grabstätten. So kann jede und jeder von uns, zusammen mit dem Gedenken an liebe Verstorbene, einen Beitrag zu einer sehr lebendigen Naturoase leisten.
Grabbepflanzung
Es bieten sich viele Möglichkeiten zur nachhaltigen Gestaltung der letzten Ruhestätte an. Achten Sie bei der Auswahl der Pflanzen auf standortgerechte und pflegeleichte Arten. Es muss nicht immer wechselnde Standardbepflanzung mit Stiefmütterchen, Begonie
oder Erika sein. Auch bei einheimischen Pflanzen finden Sie zahlreiche Arten mit
Symbolcharakter.
Kleines Immergrün und Efeu stehen beispielsweise für Ewigkeit und
Unsterblichkeit. Eine kombinierte Bepflanzung aus Bodendeckern, Kleinsträuchern,
Frühlingsblühern und sommergrünen Blütenstauden bringt das ganze Jahr hindurch Blüten
hervor und garantiert Nahrung für Schmetterlinge und Wildbienen.
Eine naturnahe und flächendeckende Grabgestaltung hält auch den Gießaufwand in Grenzen und erfreut das Auge der BesucherInnen das ganze Jahr über. Verzichten Sie auf den Einsatz von Pestiziden und Unkrautbekämpfungsmitteln. Achten Sie auf torffreie Erde bei der Grabbepflanzung.
Grabschmuck
Die Gestecke und Grabgebinde, die klassisch zu Allerheiligen angeboten werden, bestehen aus Tanne, Silberfichte oder Wacholder oft mit Chrysanthemen und diversem schmückendem Beiwerk. Der Nachhaltigkeitsgedanke kann auch hier mit einfließen.
Bevorzugen Sie beispielsweise natürliche Schmuckmaterialien wie getrocknete Fruchtstände und Zapfen aller Art und Größe. Jahreszeitlich bedingt sind Buketts leider nicht lange haltbar. Achten Sie darauf, ob das Gesteck nach der Verwendung gut in die einzelnen Materialien zerlegt werden kann und nicht als Ganzes in den Müll muss. Ist die Kranz- oder Gesteckbasis aus natürlichen Materialien wie Nadelhölzern oder Stroh, können Sie diese im kommenden Jahr neu schmücken und wiederverwenden bzw. ebenfalls kompostieren.
Grabbeleuchtung
Bei der Auswahl der Grabbeleuchtung und Kerzen genau hinsehen. Die Mehrzahl der Kerzen wird aus wenig nachhaltigen Ölverbindungen hergestellt und in Plastikbechern verpackt. Bevorzugen Sie Glaslichter. Diese sehen nicht nur edler aus, sondern halten auch länger. Sie können immer wieder nachgefüllt werden.
Elektrische Grablichter benötigen Batterien, die Sie auf jeden Fall getrennt entsorgen müssen. Dringt Wasser ein, kann es vorkommen, dass die Lichter frühzeitig kaputt gehen. Auch defekte LED-Kerzen müssen als Sonderabfall getrennt entsorgt werden.
Erfreulich ist, dass sich die Trennung von Biomüll und Restmüll auch am Friedhof durchgesetzt hat. Häufig werden sogar die Plastikbehälter getrennt gesammelt.
Grabgestaltung
Grabsteine und Platten sowie die Umfriedungen bestehen hauptsächlich aus Naturstein. Natursteine werden zum überwiegenden Teil aus Fernost importiert und sind verbunden mit hohen CO2-Belastungen. Gleichzeitig werden sie unter teils menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Heimische Steine garantieren bessere Arbeitsbedingungen und kürzere Transportwege.
Traditionelles Handwerk liefert die zweite sehr verbreitete Art der Grabgestaltung. Schmiedeeiserne Kreuze sind nicht nur in den alpinen Regionen weit verbreitet. Früher günstiger als Stein, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile genau umgekehrt. Mit diesen handwerklich gefertigten Produkten ermöglichen Sie lokalen Kunstschmieden eine Zukunft im Beruf.
Bestattung traditionell, aber umweltfreundlich
Die bei uns gebräuchlichen Formen der Erd- oder Feuerbestattung, ermöglichen ökologische Kriterien einzuhalten. Es gilt zu beachten, dass das Holz für den Sarg heimisch oder zumindest zertifiziert sein sollte. Üppige Metallbeschläge und Hochglanzlacke verursachen Schadstoffe in Erde und Luft. Aber auch Herkunft, Transportwege, sowie die Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern tragen wesentlich zu einem nachhaltigen Produkt bei.
An Stelle von Metall und Hochglanzlack steht für Urnen naturbelassenes Holz, Recyclingpapier oder Stärke als umweltfreundliche Alternativen zur Verfügung. Moderne Bestattungsunternehmen nutzen zunehmend die Möglichkeit emissionsloser, elektrisch betriebener Transportfahrzeuge. Diese sind nicht nur umweltfreundlich, sondern auch fast geräuschlos und somit für diesen Anlass besonders gut geeignet.
Tipp: Bei vielen Trauerfeiern finden Sie heute den Hinweis, auf Kranz und Blumenspenden zugunsten karitativer Organisationen zu verzichten. Damit vermeiden Sie Gestecke, Kränze und Blumen, die nach wenigen Tagen wieder entsorgt werden müssen.
Alternative Bestattungsformen
Die Individualisierung macht auch vor der letzten Ruhe nicht halt. Wer sein Leben selbstbestimmt gestaltet, legt auch Wert auf selbstbestimmte Formen der letzten Ruhe für sich oder liebe Angehörige. Daher kommt der Trend weg von traditionellen Friedhofsriten und Bestattungsformen.
Heute können Sie zwischen Gemeinschaftsgräbern, Baumbestattung der Urne in Friedenswäldern, Seebestattung der Asche (z.B. auch auf der Donau möglich) oder der Herstellung eines Diamanten aus der Asche wählen. In Österreich sind dazu die jeweiligen Landesgesetze zu beachten.
Aktualisiert am 11.01.2024