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So funktioniert „intelligente“ Haustechnik in der Praxis

Beitrag von unserem Blogger Ewald Grabner

Mittels Handy lässt sich beim Smart-Home von der Haustür übers Licht bis zur Heizung ziemlich alles im Haus steuern.

Steuerung Haustür per Smartphone
Ein Smart-Home kann mittels Handy gesteuert werden.

Neulich wollte ich mir von meinem Neffen Stefan einen Bohrhammer ausborgen. Ich läutete an seiner Haustür und er meldete sich über die Gegensprechanlage: „Hallo! Brauchst du etwas?“. Ich erklärte mein Anliegen und er sagte: „Ich bin gerade nicht zu Hause. Der Bohrhammer liegt in der Garage, ich öffne dir das Tor. Wir sehen uns dann am Wochenende. Tschüss.“ Während ich verwirrt ebenfalls ein „Tschüss“ stammelte, öffnete sich schon das Sektionaltor der Garage. Ich holte das Gerät und sah beim Weggehen, wie sich das Tor wieder schloss. Die ganze Situation hatte etwas Unheimliches.

Wie funktioniert das Smart Home?

Bei der Rückgabe des Bohrhammers wollte ich natürlich wissen, wie er das Tor öffnen konnte und warum er überhaupt wusste, dass ich vor seiner Haustür stand. „Ich habe ein SmartHome-System installiert. Damit kann ich viele Dinge im Haus mit meinem Handy überwachen und steuern. Als du geläutet hast, wurde ich vom System angerufen. Über die Gegensprechanlage mit integrierter Kamera konnte ich mit dir kommunizieren. Mit dem Handy kann ich auch das Garagentor betätigen. Als ich sah, dass du die Garage mit dem Bohrhammer verlässt, habe ich das Tor wieder geschlossen.“ Für Stefan war diese Funktion auch schon bei Paketlieferungen während seiner Abwesenheit hilfreich.

Alle Geräte, die an das SmartHome-System angeschlossen sind, können neben dem Handy auch mit „normalen“ Schaltern im Haus, einem Bildschirm (Tablet) im Wohnzimmer oder per Sprachbefehl gesteuert werden. Das betrifft alle Lampen in und um das Haus, Elektrogeräte wie Waschmaschine, E-Herd oder Geschirrspüler, Musikboxen, Kameras, Jalousien oder eben auch das Garagentor.

Steuerungseinheit beim Smart-Home
Steuerungseinheit beim Smart-Home

Licht im Smart Home

Die Beleuchtung kann mit einem Smart-Home-System auf jede beliebige Weise kombiniert werden. Zum Beispiel führt der Weg vom Wohnraum zur Garage über einen Vorraum und einen Gang. Ein Schalter im Wohnraum wurde so programmiert, dass damit diese Räume gleichzeitig erhellt werden. In der Garage gibt es einen weiteren Schalter, der wieder alles abschaltet.

Im Wohnraum können die einzelnen Lampen auf Tastendruck eine gewünschte „Szene“ erzeugen – von hell erleuchtet beim Abendessen bis zum dezenten Fernsehlicht.

Stefan hat auch eine „Licht aus“-Funktion programmiert. Mit dieser Taste kann das Licht im ganzen Haus abgeschaltet werden. Die Außenbeleuchtung im Eingangsbereich ist davon nicht betroffen, für sie hat er eigene Ein- und Ausschaltzeiten im System hinterlegt.

Touchscreen zur Steuerung beim Smart-Home
Touchscreen zur Steuerung beim Smart-Home

Natürlich gibt es auch eine Anwesenheitssimulation, die während des Urlaubs verschiedene Beleuchtungsszenarien durchspielt, um eine Anwesenheit vorzutäuschen.

Steuerung über Sensoren

Die Steuerung der Außenrollos läuft bei Stefan und Stefanie über einen Helligkeitssensor. Wird ein eingestellter Helligkeitswert unterschritten, schließen die Rollos automatisch. Und bei Tagesanbruch fahren sie wieder hoch. Natürlich kann diese Automatik durch einen neuerliches Schalt- oder Sprachbefehl wieder aufgehoben werden. So gibt es z.B. eine „Jalousiegruppe Wohnbereich“. Wird dieser Schalter betätigt, schließen oder öffnen alle (südseitigen) Jalousien im Wohnbereich gleichzeitig. Zum Schutz vor Beschädigung fahren die Rollos bei starkem Wind automatisch hoch.

Schaltsystem zeigt Steuerung der Jalousien im Wohnbereich
Schaltsystem zeigt Steuerung der Jalousien im Wohnbereich

Strom aus der eigenen PV-Anlage

Das System ist auch mit der eigenen 10 kWp-Photovoltaikanlage verbunden. Ein Whirlpool im Garten wird z.B. nur mit selbst erzeugtem Strom betrieben. Das gilt auch für das Warmwasser, das mit einer Wärmepumpe erzeugt wird. Sobald die PV-Anlage genug Strom liefert, schickt der PV-Wechselrichter ein Signal an das Smart-Home-System. Das System aktiviert dann die Wärmepumpe. Sollte über einen längeren Zeitraum zu wenig Strom erzeugt werden, bestimmt ein Temperaturfühler am Boiler, wann unbedingt das Wasser erwärmt werden muss. Ähnlich arbeiten Waschmaschine und Geschirrspüler, auch sie werden vorrangig mit eigenem PV-Strom betrieben. Das System entscheidet dann, welche Geräte vorrangig betrieben werden und kann z.B. während eines Waschvorganges die Wärmepumpe blockieren.

Stefanie verrät mir eine weitere Anwendung: Wenn der einjährige Sohn der Familie im Kinderzimmer schläft, aktiviert sie über Smart-Home eine Kamera und hat ihn dadurch auf dem Tablet immer im Blick. Auch, wenn sie sich im Garten aufhält. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Babyphon kann sie bei Bedarf z.B. auch die Beleuchtung regeln oder das Verdunkelungsrollo betätigen.

Einfache Steuerung einzelner Funktionen

Viele der möglichen Funktionen können auch ohne Smart-Home-System realisiert werden. Der Vorteil von Smart-Home liegt darin, dass durch die zentrale Steuerung nur ein einziges System bedient werden muss. Durch die grafische Oberfläche ist die Bedienung der vielen einzelnen Geräte einfach und läuft immer nach dem gleichen Muster ab. Das erleichtert auch Änderungen im System, wie das Hinzufügen neuer Geräte oder die Bearbeitung von Schaltvorgaben.

Dezentrale Systeme, mit jeweils eigenen Steuerungen für Rollos, Lichteffekte, Küchengeräte oder Gegensprechanlage, können nicht miteinander kommunizieren und sind dadurch weniger flexibel. Zudem werden sie in unterschiedlicher Weise programmiert und haben unterschiedliche Bedienungsoberflächen. Das erschwert Programmierung und Handhabung.

Vor- und Nachteile abwägen

Als Vertreter der „älteren Generation“ war ich erstaunt über die enormen Möglichkeiten, die durch diese moderne Haustechnik geboten werden. Natürlich haben solche Systeme auch ihren Preis und die zusätzliche Technik hat auch ihre Nachteile. Die Entscheidung, für oder gegen ein Smart-Home-System, muss jede Familie für sich selbst treffen. Für mich war die praktische Einführung in dieses Thema auf alle Fälle sehr interessant und lehrreich.