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Quetschies … geliebt und gehasst!

Beitrag von unserer Bloggerin Luise Steininger

Ich bin immer wieder fasziniert wie die Werbeindustrie es schafft, jungen Eltern komplett unnötige Dinge als dringend benötigte, helfende Produkte zu einem wahnsinnig überteuerten Preis zu verkaufen…

Quetschie Fruchtmus neben einem Teller mit einer aufgeschnittenen Birne.
Fruchtmus muss nicht im Plastikbeutel teuer verpackt werden.

Achtung! Bevor Sie sich die folgenden Zeilen zu Gemüte führen, lesen Sie bitte diesen Beipackzettel aufmerksam durch. Dieser Text enthält Spuren von Zynismus und Sarkasmus und kann deshalb „allergische“ Reaktionen hervorrufen. Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass das Lesen dieses Textes unter Umständen ein sehr schlechtes Gewissen verursachen kann, falls Sie Quetschies für eine (zeitweise) sinnvolle Alternative halten. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert Sie Ihre innere Stimme oder Ihr stets freundliches und bemühtes wir-leben-nachhaltig.team.

Ich bin immer wieder fasziniert wie die Werbeindustrie es schafft, jungen Eltern komplett unnötige Dinge als dringend benötigte, helfende Produkte zu einem wahnsinnig überteuerten Preis zu verkaufen…

Der „gesunde“ Snack

Dazu zählen für mich beispielsweise auch die oft angepriesenen Quetschies – Obstmus in Plastik zum Saugen. Diese waren für mich so ein Gipfel am Zenit der Convenience-Produkte. Wahnsinnig praktisch und bequem. Der Nachwuchs hat Hunger? Aufschrauben, rein in den Mund und die Vitamine können (mit beruhigendem Nebeneffekt) genuckelt werden … erinnert irgendwie an Mamas Busen – kann also nur gesund sein!

Die Steigerung

Allerdings – ich glaube es ja selbst noch gar nicht wirklich – gibt es tatsächlich noch eine Steigerungsstufe. Letztens habe ich im Internet nach gebrauchtem Kindergeschirr gesucht und fand dabei 2 Produkte, die sich in ihrer „Sinnhaftigkeit“ wirklich konkurrieren und die klassischen Quetschies noch deutlich toppen:

1. Aufschraublöffel für Quetschies und
2. Wiederbefüllbare Quetschies zum Selberkochen

Wenn ihr aufmerksame Konsumentinnen und Konsumenten seid, habt ihr sicherlich schon mal alles Kleingedruckte auf den Quetschies durchgelesen. Dort findet man nämlich folgende, so oder so ähnlich formulierte, Empfehlung: „Fruchtpüree mit einem Löffel füttern oder dem Kind selbst zum Löffeln überlassen.“

Die HerstellerInnen sind sich also offensichtlich bewusst, dass ihre Quetschies nicht das Gelbe vom Ei sind. Das ständige Umspülen der Zähne mit dem Fruchtmus, welches reich an Fruchtzucker und –säuren ist, schadet nämlich den empfindlichen Milchzähnen und kann Karies begünstigen. Darum bieten sie jetzt sehr praktische Plastiklöffel ohne Stil, dafür mit Gewinde zum Aufschrauben an. Dann kann man das Fruchtmus direkt auf den Löffel rausquetschen, um es dann mit diesem zu essen …

Was ist jetzt aber wirklich so schlecht an Quetschies?

  1. Sie sind, wie bereits erwähnt, schlecht für die Zähne. Oder wie mein Großer sagen würde: „Zähne mögen Äpfel und Karotten gerne, aber Quetschies mögen sie nicht.“
  2. Es ist ihnen zwar meistens kein künstlicher Zucker zugesetzt, aber eine Anreicherung mit Apfel- oder Traubensaftkonzentrat ist eine erlaubte gängige Praxis. Ein Quetschie sollte also, wenn schon, dann eine Süßigkeit zwischendurch und nicht eine Obstmahlzeit ersetzen.
  3. Sie sind wahnsinnig teuer im Vergleich zu Obstmus aus dem Glas oder selbst gemachtem Obstmus.
  4. Die Mehrschichtverpackungen können kaum vernünftig recycelt werden.
  5. Saugen statt Beißen kann die Sprachentwicklung negativ beeinflussen. Kauen trainiert die Kiefermuskulatur, welche zum Sprechen (lernen) notwendig ist.
  6. Die vermittelte Esskultur entspricht nicht meinen persönlichen Vorstellungen eines gemeinsamen Essens bei Tisch mit spannenden Gesprächen.
Inhaltstoffliste auf der Rückseite einer Quetschie-Verpackung

Quetschies zum Wiederbefüllen?

Für alle SelbstkocherInnen und die, die es noch werden wollen gibt es die zweite äußerst praktische Erfindung. Den Quetschie-Beutel zum Selbst- und Wiederbefüllen.

Wir „nachhaltigen“ Mamis (und natürlich auch Papis) kochen also höchst motiviert selbst den Babybrei, um ihn dann in diesen Beutel einzufüllen um Babys Nuckelbedürfnis zu stillen…?! Oder pack ich dort den Brei aus dem gekauften Gläschen hinein?

Wozu in aller Welt soll das gut sein?

Ja, man spart damit Verpackungsmüll ein. Aber wieso fülle ich diesen Brei nicht in ein Gläschen aus dem ich rauslöffeln kann oder warum bekommt (das etwas ältere Kind) nicht einfach ein Stück Obst zum Abbeißen in die Hand? Beide Lösungen funktionieren auch unterwegs einwandfrei!

Meine Lösung

Bei uns gibt’s – je nach Jahreszeit – frisches, eingekochtes oder tiefgekühltes Obst. Für den Kleinen püriert in Grieß-, Hafer- oder Dinkelflockenbrei und für den Großen in kleinen Stücken in Joghurt oder in handlichen Stücken zum Abbeißen, wobei dann oft der fein pürierte Brei des kleinen Bruders ja viiiiieeeel besser schmeckt .

Übrigens: Die Obstmenge, die solch kleine Kindermünder verdrücken können sollte man nicht unterschätzen! In den letzten 5 Monaten habe ich u.a. bereits ~ 15 kg eingekochte Äpfel verfüttert … (neben weiteren unzähligen Kilos Kirschen, Brombeeren, Zwetschken, Himbeeren, Heidelbeeren, Marillen, Birnen, Bananen, …)