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Nimm zwei, zahl eins und schmeiß eins weg!

Beitrag von unserer Bloggerin Natalie Oberhollenzer

Schnäppchenjäger aufgepasst: Aktionen im Lebensmittelhandel sind nicht immer das Gelbe vom Ei.

Weniger ist oft mehr!

Hin und wieder bleibe ich beim Zappen bei einem Verkaufssender hängen. Weil das Programm unterhaltsam ist und weil es nicht dauernd von lästigen Werbeblöcken unterbrochen wird. Außerdem sind die Leute, die durch die Sendungen führen angenehm befremdlich. Sie sind oft ungesund braungebrannt, im mindesten Fall gekünstelt aufgewühlt und manchmal sogar ganz brutal hysterisch. Und wenn sie gerade dabei sind, die letzten Hebel in Bewegung zu setzen, um die ZuseherInnen davon zu überzeugen, dass sie dieses Produkt unbedingt und auf der Stelle brauchen, dann schreien sie irgendwann ganz aufgeregt mit weit aufgerissenem Mund folgenden Satz: „Meine Damen und Herren, Sie SPAAAREN unglaubliche soundsoviele Euro!“  Oder ich spar mir das Geld, weil ich das Produkt gar nicht kaufe, denk ich mir dann. Nur leider fällt mir das nicht jedes Mal ein wenn es sollte.

Im Supermarkt etwa, wenn ich zum x-ten Mal auf eine dieser 1+1 Gratis-Aktion reinfalle. Wenn ich mir zwei Packungen Waschpulver zum Preis von einer kaufe, ist das eine Sache. Die kann ich monate-, ja jahrelang lagern. Nur leider gibt es diese Offerte so gut wie nie. In den meisten Fällen wird sie bei leicht verderblicher Ware eingesetzt, um die Lebensmittel noch schnell loszuwerden. Beliebtes Beispiel: Die Zucchini. Nur zu oft ist wegen dieser Aktion eine in meinem Hausmüll gelandet. Oder bei Erdbeeren. Wenn man nicht gerade in einem Sechspersonenhaushalt lebt, und wer tut das heutzutage schon noch, dann reicht ein Schächtelchen vollkommen aus. Das zweite isst man dann vielleicht auch, aber eben nur weil es sein muss und deswegen ärgert man sich währenddessen.

Warum der Handel nicht schon lange von dieser unnachhaltigen Form der Rabattitis weggekommen ist? Wahrscheinlich weil er mit der Menge das Geld macht und die Aktion bei den Kunden gut funktionieren dürfte. Die Gier is a Hund, der leider nie ausstirbt. „Super, ich bekomme was umsonst“ denkt sich der Kunde bei der Aktion. Bei einer Einzelrabattierung der Ware kurz vor Ablaufdatum dagegen ist er skeptisch. Die Produkte mit den Minus 50%-Stickern kommen eher abgeranzt rüber, das haben jedenfalls die Marketingpsychologen erforscht.

Melanzani

Innovationen, die kein Mensch braucht

Auch bezeichnend: Jedes Jahr kommen 30.000 neue Produkte in die Regale der Lebensmittelhändler. Doch nur die wenigsten davon sind auch noch im Folgejahr in den Geschäften zu finden. „Innovationsdruck“ nennen Handel und Industrie diese Unart, dauernd Nahrungsmittel auf den Markt zu werfen, die kein Mensch braucht. Eine gewaltige Ressourcenverschwendung! Da wird zuerst in der ganzen Stadt plakatiert, dass es einen neuen Joghurt in der Geschmacksrichtung Acerola-Limetten-Strudel gibt. Dann, nach ein paar Monaten fristet es ein trauriges Dasein in der Abverkaufskiste. Wir hatten derweil das zweifelhafte Vergnügen, diesen „total trendigen“ Firlefanz zu kosten. Dabei haben wir schon beim ersten Bissen die Gewissheit darüber erlangt, niemals wieder diesen Joghurt zu kaufen. Beim nächsten Einkauf landet dann wieder die Sorte Erdbeer im Wagerl, denn, und auch das hat die Marktforschung herausgefunden: Die meisten von uns sind was das Essen betrifft richtige Gewohnheitstiere. Der Durchschnittsmensch nimmt rund ein Dutzend (Lieblings)Speisen regelmäßig zu sich.

Wobei – apropos Lieblingsgerichte und Innovationen – letztens entdeckte ich im Laden ums Eck eine sonderbare Neuheit meiner Lieblingsnudelmarke (italienisch, blaue Schachtel). Fertigpasta, pronta in 90 Sekunden, für die Mikrowelle! Da frag ich mich schon was das soll. Eine Menge Verpackungsmüll für ein Gericht, das mit Sicherheit nicht schmeckt – Lieblingsnudelmarke, was soll das? Die fünf Minuten um deine altbewährten Spaghetti zu kochen und deinen guten alten Sugo heiß zu machen, die haben wir schon noch übrig!