Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Partnerinnen & Partner

Interview mit Mag.a Lucia und Mag. Johannes Deinhofer, Leitung Bildungszentrums St. Benedikt

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Das Bildungszentrum St. Benedikt ist eine Bildungseinrichtung der Diözese St. Pölten in enger Zusammenarbeit mit dem Stift Seitenstetten.

Daniela Capano im Interview mit Mag. a Lucia und Mag. Johannes Deinhofer, Leitung Bildungszentrums St. Benedikt
Interview mit Mag. a Lucia und Mag. Johannes Deinhofer, Leitung Bildungszentrums St. Benedikt

Das Zentrum für Erwachsenenbildung bietet seit 1993 Vorträge, Seminare und Kulturveranstaltungen an. Mit dem Bildungszentrum verbunden ist ein Gäste- und Beherbergungsbetrieb mit eigener Gastronomie.

Seit fünf Jahren leiten  Lucia und  Johannes Deinhofer gemeinsam das Bildungszentrum. Neben theologischer und persönlichkeitsbildender Erwachsenenbildung sind ihnen auch nachhaltige Themen in ihren Angeboten besonders wichtig.

Derzeit liegt ein Schwerpunkt auf  der Veranstaltungsreihe PROJEKT:ERNÄHRUNG, bei der nachhaltige Ernährung und verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln thematisiert werden.

Frau und Herr Deinhofer, Sie leiten ein römisch-katholisches Bildungshaus. Papst Franziskus hat seit seinem Antritt schon mehrfach hingewiesen, wie wichtig ihm Umweltschutz ist. In seiner Enzyklika „Laudato si“  bezeichnet er die Umwelt als Schwester der Menschen, die von Ausbeutung und Zerstörung betroffen ist und fordert die Menschen auf, einen nachhaltigen Lebensstil zu betreiben. Inwieweit hat diese Enzyklika auch Sie in Ihrer Arbeit im Bildungszentrum beeinflusst?

Mag.a Lucia Deinhofer: Wir sind sehr beeindruckt mit welcher Präzision Papst Franziskus die Zeichen der Zeit erkennt und uns Menschen auffordert, unser Denken und unser Handeln neu auszurichten. Er erwähnt in seiner Enzyklika Haltungen, die wir einbringen sollten und diese Haltungen wollen wir auch leben. Papst Franziskus spricht zum Beispiel von einer ökologischen Umkehr, die wir brauchen und setzt dabei Grundeinstellungen wie Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit voraus. Das meint, ein Erkennen der Welt als ein Geschenk. Das bedeutet aber gleichzeitig, einen einfacheren Lebensstil auszuüben. Eine weitere ist die Achtsamkeit gegenüber Anderen und der Umwelt. Die Selbstbezogenheit zu durchbrechen und sich hin zu orientieren auf ein lebensbejahendes und lebensdienliches Wirtschaften und politisches Handeln. Das heißt auch, eine grundlegende Mitverantwortung für die Schöpfung zu entwickeln.

So kann sich hoffentlich ein alternativer Lebensstil entwickeln und eine bedeutende Veränderung in der Welt wird möglich sein. Diese Haltungen einzubringen ist uns ein ganz großes Anliegen in unserem Kursprogramm, aber auch im gemeinsamen Arbeiten hier im Haus, im Team, im Gästeservice, unter den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Mag. Johannes Deinhofer: Wichtig erscheint mir in dem Zusammenhang auch, was Franziskus in der Enzyklika betont, dass die Bewahrung der Schöpfung ganz eng zusammenhängt mit der weltweiten Gerechtigkeit. Die Ausbeutung der Länder des Südens hat eine direkte Auswirkung auf die Verschlechterung des klimatischen Zustandes auf der Erde und ist Teil der Migrationsthematik. Wir in der westlichen Welt  tragen mit Schuld daran, dass dort einfach die Lebensgrundlagen immer weniger gegeben sind.

 „Papst Franziskus sagt, der innere Friede der Menschen hat zu tun mit der Pflege der Ökologie und dem Gemeinwohl. Wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem ausgeglichenem Lebensstil wider, verbunden mit der Fähigkeit zum Staunen – danach möchten wir im Bildungszentrum handeln!“

Ihr Bildungszentrum bemüht sich sehr Nachhaltigkeit im Alltag zu verankern. In Ihrem Leitbild haben Sie die Bewahrung der Schöpfung, die Erhaltung der Lebensgrundlage, sowie die Achtung vor der Natur in Ihren Bildungszielen festgeschrieben.  Welche Maßnahmen setzen Sie in puncto Nachhaltigkeit?

Mag. Johannes Deinhofer:  Im Bildungszentrum versuchen wir Nachhaltigkeitsthemen anzusprechen. Wir hatten heuer einen Vortrag mit anschließender Diskussion zur Enzyklika „Laudato si“ mit der Bio Austria und den Biobauern der Region. Im September durften wir Sepp Eisenriegler zu einem Vortrag bei uns begrüßen mit seiner These der geplanten Obsoleszenz von Elektrogeräten – also das geplante Kaputtgehen von Geräten. Darüber hinaus veranstalten wir Seminare von der Kräuterpädagogik bis zum Thema Ernährung. In unserem Haus zeigen wir immer wieder Ausstellungen, wie z.B. die Fotoausstellung im vergangenen Sommer mit Abt Berthold Heigl, der geistliche Leiter des Hauses, der uns seine positive Einstellung zur Schöpfung mit schönen Naturfotos vermittelt hat.

Auch in unserem Gastbetrieb möchten wir unsere Vorbildfunktion wahrnehmen. Wir haben 27 Zimmer, insgesamt 45 Betten mit Vollverpflegung.

„Gerade im Gastbetrieb ist es uns wichtig, dass wir, so weit es möglich ist, mit biologischen Lebensmitteln kochen, dass wir möglichst regionale Produkte beziehen, um auch hier den nachhaltigen Gedanken des Hauses zu repräsentieren.“

Mag.a Lucia Deinhofer: Der Garten wird bei uns sehr gern genützt und die naturnahe Gestaltung des Gartens, der die Natur im Garten Plakette trägt, ist uns ein Anliegen. Wir haben einen schönen großen Obstgarten. Die Äpfel verarbeiten wir z.B. zu Apfelmus für unsere Gäste, die Kräuter verwenden wir in der Küche. Wir verarbeiten sie auch zu einem Kräutersalz, das wir verkaufen bzw. hin und wieder als kleines Andenken an unser Bildungshaus verschenken. Eine besondere Spezialität ist unsere selbst gemachte Rosenmarmelade. Auch unser Blumenschmuck besteht fast ausschließlich aus Blumen aus unserem Garten. Unsere Wirtschaftsleiterin gestaltet die schönen Gestecke für die Tische im Speisesaal und für die Seminarräume.

Ganz aktuell ist, dass wir am e-Carsharing in Seitenstetten teilnehmen werden. Wir möchten ausprobieren, in wie weit unsere Gäste darauf ansprechen, dass sie sich das e-Auto ausborgen. Zudem möchten wir es auch unseren Mitarbeitern/Innen anbieten.

Mag. Johannes Deinhofer: Neues auszuprobieren war uns immer wichtig. Wir beziehen die Heizenergie vom Fernwärmeheizwerk Seitenstetten. Und bei der Renovierung des Hauses vor 4 Jahren waren wir bestrebt, unsere Wärmedämmung zu optimieren und bei der Beleuchtung auf LED umzustellen, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verbessern.

Sie befinden sich also auf dem guten Weg zu einem nachhaltigen Bildungshaus! Wo sehen Sie derzeit Ihre Grenzen? Und wo bräuchten Sie mehr Unterstützung von außen, um noch nachhaltiger handeln zu können?

Mag. Johannes Deinhofer: Wir würden gerne auf 100% biologische Produkte umsteigen, das ist aber, so meinen wir, derzeit nicht leicht möglich bzw. sind wir uns nicht sicher, ob die Gäste eine Preiserhöhung entsprechend würdigen würden. Wo wir uns Unterstützung von öffentlicher Seite erwarten, ist die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Wir sind an und für sich in einer günstigen Lage: In Seitenstetten gibt es eine Bahnstation an der Westbahn, etwa 2,5 km vom Ort entfernt. Die Ankunftszeiten der Züge sind aber leider nicht mit den Abfahrtszeiten der Busse in den Ort koordiniert. Das sollte verbessert werden, damit die Gäste öffentlich in den Ort und bis zum Bildungszentrum kommen können.

Daniela Capano im Interview mit Mag.a Lucia und Mag. Johannes Deinhofer, Leitung Bildungszentrum St. Benedikt
Mag.a Lucia und Mag. Johannes Deinhofer, Leitung Bildungszentrum St. Benedikt

Sie haben mit dem PROJEKT:ERNÄHRUNG im Bildungsprogramm einen klaren Schwerpunkt in Richtung Ernährungsökologie gelegt. Welches nachhaltige Thema werden Sie danach aufgreifen?

Mag.a Lucia Deinhofer: Wenn Sie mich ganz spontan fragen, dann würde ich sagen, wir sollten wieder von vorne beginnen. Das Bildungshaus hat 2008 mit dem  PROJEKT:ERDE begonnen, bei dem u.a. das Weltklima thematisiert wurde. Damals hat es das Bildungshaus geschafft, Initiatorin zu sein dafür, dass die Marktgemeinde Seitenstetten Klimabündnis-Gemeinde geworden ist. Darauf sind wir sehr stolz.

„Wir verstehen uns als Bildungshaus als ein positiver Stachel, also positiv zu provozieren, damit ein Diskussions- und Bewusstseinsbildungsprozess in Gang kommt.“

2010 folgte das PROJEKT:WASSER und vor 2 Jahren das PROJEKT: BODEN. Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir ein Projekt in Richtung Generationen überlegen, mit der Fragestellung, wie wir es schaffen können, eine enkeltaugliche Gesellschaft zu werden. Allerdings dauert unser Projekt Ernährung noch bis Frühjahr 2018.

Was erwartet uns im PROJEKT:ERNÄHRUNG noch?

Mag. Johannes Deinhofer: Uns geht es um den verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln und deren Wert für unsere Ernährung. Dieses Projekt führen wir gemeinsam mit der Marktgemeinde Seitenstetten durch.  Begonnen haben wir mit dem Film „Tomorrow“, sind anschließend der Frage nachgegangen, ob Ernährung leistbar für alle ist und ob in den Produkten, wo bio drauf steht auch bio drinnen ist.

Mag.a Lucia Deinhofer: Im November gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wertvolles Essen- regional, saisonal, biologisch und fair- leistbar für alle?“. Wir haben verschiedene Akteurinnen und Akteure  im Bereich der Lebensmittelproduktion und des Lebensmitteleinkaufs eingeladen und damit den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln, die Lebensmittel im Abfall und die Lebensmittel-Verpackung thematisiert. Landtagsabgeordneter Anton Kasser  nahm am Gespräch teil, ebenso die Biobäuerin Andrea Leichtfried und Andrea Sattler, eine Bäuerin in einem konventionellen Betrieb, Claus Holler  von Bio Austria und Ernst Gassner, der Obmann der Weltläden Österreich sowie Christa Ruspeckhofer von der eNu mit wir-leben-nachhaltig.

Als nächstes wird im Jänner ein Abend zum Thema ERNÄHRUNG:MÜLLFREI folgen. Frau Annemarie Miesbauer von zero waste Austria wird über ihre Erfahrungen sprechen, Müll- frei zu leben. Und eine weitere Veranstaltung wird zum Thema „Ernährung und Lebensstil“ stattfinden, bei der wir die ethische Seite der Ernährung mit dem Theologen Univ.Prof. Dr. Michael Rosenberger beleuchten werden

Kurz nachgefragt:

Besonders stolz bei meiner Arbeit bin ich…

Mag. Johannes Deinhofer: Auf positive Kundenrückmeldungen zum Programm, zum Haus und zum Personal.

Mag.a Lucia Deinhofer: Und darauf, dass wir die Möglichkeit haben, vielfältig zu arbeiten – inhaltlich und auch kreativ, in den Begegnungen mit Menschen. Und dass wir ein tolles Team haben, das sich mit den Anliegen des Hauses identifiziert.

Bildung ist für mich….

Mag.a Lucia Deinhofer: …ein Schatz, der niemandem genommen werden kann.

Mag. Johannes Deinhofer: … im Sinne des englischen Begriffs Education Hinführung zum ganzheitlichen Mensch-sein.

Mein Lieblingsfach in der Schule?

Mag.a Lucia Deinhofer: Ich hatte drei – Mathematik, Musik und Sport.

Mag. Johannes Deinhofer: Geographie und Geschichte

Welches Talent hätten Sie gerne?

Mag.a Lucia Deinhofer: Ich hätte gerne das Talent mir alle Namen zu merken von den Menschen denen ich begegne.

Mag. Johannes Deinhofer: Ich würde gern in der freien Rede fehlerfrei sein.

Konzert oder Kino?

Beide: Konzert

Was war der wichtigste Tipp, den Sie von jemandem bekommen haben?

Mag.a Lucia Deinhofer: Ein wichtiger Tipp war für mich, dass ich beruflich in die Jugendarbeit einsteigen soll.

Mag. Johannes Deinhofer: Ich denke an ganz frühe Tipps von den Eltern, wie freundlich sein und grüßen.

Auf welche 3 Dinge könnten Sie nicht verzichten?

Mag.a Lucia Deinhofer: Auf meine Familie, auf die Musik und auf´s Telefonieren.

Mag. Johannes Deinhofer: liebe Menschen, Lesestoff und auf´s Essen

Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

Mag. Johannes Deinhofer: Das Kochbuch des Bildungszentrums.

Mag.a Lucia Deinhofer: „Ein Leben für den Frieden“ von Frau Sumaya Farhat- Naser, einer palästinensischen Friedensaktivistin und das Buch von Frau Melanie Wolfers „Von der Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein!“

Für die Zukunft wünsche ich mir…

Mag. Johannes Deinhofer: …, dass die ökologische Situation auf der Erde endlich wieder nach oben geht. Wir müssen den Turnaround schaffen, gerade im Hinblick auf unsere Kinder und Enkelkinder.

Mag.a Lucia Deinhofer: Ich wünsche mir, dass wir einen einfacheren Lebensstil anstreben und mit Engagement uns für den Frieden und ein gerechtes Miteinander auf der Welt einsetzen

Am Verkaufsstand: Erdäpfeln oder Maroni?

Mag. Johannes Deinhofer: Erdäpfel

Mag.a Lucia Deinhofer: Erdäpfel, aber nicht frittiert.