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Interview mit Mag. Susanna Hauptmann, MES MA – Geschäftsführerin Radland Niederösterreich

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

Frau Mag. Hauptmann ist Geschäftsführerin der neu gegründeten Agentur. Gleichzeitig ist Sie auch Radbeauftragte des Landes.

GF Mag.a Susanne Hauptmann-Radland
GF Mag.a Susanne Hauptmann von Radland NÖ im Interview

Radland Niederösterreich – die Agentur für Aktive Mobilität wurde gegründet, um Niederösterreich zu einem Vorzeigeland für aktive Mobilität zu entwickeln. Was Städte wie Amsterdam und Kopenhagen im urbanen Raum vormachen, soll auch in einem Flächenbundesland möglich sein.

Das Land Niederösterreich hat eine eigene „Strategie für mehr Aktive Mobilität“ erarbeitet. Für deren Umsetzung zeichnet die neu gegründete Radland GmbH verantwortlich, die als Agentur für Aktive Mobilität die Bewusstseinsbildung für das Radfahren und Zufußgehen weiterentwickeln wird. Die Gesellschaft wird von Geschäftsführerin Susanna Hauptmann, Radbeauftragte des Landes Niederösterreich, geführt.

Frau Mag. Hauptmann Sie sind seit Mai letzten Jahres Geschäftsführerin der neu gegründeten Agentur. Gleichzeitig sind Sie auch Radbeauftragte des Landes. Was verbindet Sie selbst mit dem Thema Radfahren?

Mit dem Radfahren verbinde ich Freiheit. Nicht nur weil das Radfahren ein historisch wichtiger Schritt im Zuge der Emanzipation war sondern weil das Unterwegssein am Rad dem Geist gut tut und es ein schönes Gefühl ist, sich so schnell mit der eigenen Muskelkraft fortbewegen zu können, dass man den Fahrtwind im Gesicht spürt.

Niederösterreich hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der zu Fuß und auf dem Fahrrad zurückgelegten Wege in den 2020er-Jahren auf 44 Prozent zu verdoppeln. Das ist in einem Flächenbundesland wie NÖ sicher keine leichte Aufgabe. Wie möchten Sie das erreichen und welche Maßnahmen sollen dazu gesetzt werden?

Knapp die Hälfte aller unserer Wege im Alltag sind kürzer als 5km. Das ist also ein unglaublich großes Potenzial.

Im Rahmen unserer Arbeiten setzten wir den Fokus speziell auf die Bewusstseinsbildung. Das heißt, wir wollen jene Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, die bereits ab- und zu mit dem Rad unterwegs sind dazu anspornen, noch aktiver unterwegs zu sein und jene, die noch nicht Radfahren ermutigen, es auszuprobieren und sich von den vielen Vorteilen, die das Radfahren anbietet, selbst überzeugen zu lassen.

Ich glaube nämlich, dass wenn man selbst diese Vorteile des aktiven Unterwegsseins erfahren hat, man keine großartige Überzeugungsarbeit mehr leisten muss, denn die dazugewonnene Lebensqualität durch regelmäßiges Radfahren- und Zufußgehen spricht für sich selbst.

Wir möchten uns auch speziell der Kinder und Seniorinnen und Senioren annehmen, da für diese Gruppen, die ja noch nicht bzw. teilweise nicht mehr das Auto benutzen können, das Radfahren eine ganz wichtige Möglichkeit ist, selbstbestimmt mobil zu sein.

Radfahren macht Spaß und ist in vielen Köpfen mit Sport und Freizeit verbunden. Was braucht es, um auch das Radfahren im Alltag fest zu verankern?

Ich denke, es braucht den Ruck und Ansporn es einfach einmal zu probieren. Man muss ja keinesfalls sein Auto von einem Tag auf den anderen wegsperren und „nur“ mehr mit dem Rad fahren.

Aber wenn man sich z.B. jeden zweiten Freitag vornimmt, mit dem Rad unterwegs zu sein – auf welchem Weg auch immer (zur Arbeit, zu Freunden, in die Stadt, etc.) dann entwickelt sich daraus eine gute Gewohnheit. Und wahrscheinlich bekommt man Lust, nicht nur 2x im Monat, sondern vielleicht aus jedem Freitag einen „Rad-Freitag“ zu machen.

Auch entwickelt sich der öffentliche Verkehr immer weiter und nimmt immer mehr Rücksicht auf Radfahrende, um auch längere Wege mit Rad und Öffi, attraktiver zu machen.

Das Leihfahrradsystem „nextbike“ ist hier auch ein ganz wichtiger Punkt, um für kurze, spontane Wege eine Alternative zum PKW zu bieten. Allein 2021 konnten wir dabei 56.000 Ausleihen zählen und damit fast wieder an das Vorkrisenniveau anschließen.

Das zu Fuß gehen ist ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität. Leider wird dieses Thema oft übersehen und „Stiefmütterlich“ behandelt. Was gibt es an Ideen und Projekten das zu ändern?

Ja – wir freuen uns einen sprichwörtlichen „Haxen aus“, wenn das Kind den ersten Schritt tut und wir leiden mit unseren Eltern und Großeltern mit, wenn es mit dem Zufußgehen aufgrund von Krankheit oder Gebrechlichkeit nicht mehr so klappt.

In den vielen Jahrzehnten dazwischen würdigen wir unsere Fähigkeit gehen zu können, kaum oder gar nicht. Hier möchten wir gezielt die Wertschätzung unsere eigentlichen und ureigensten Fortbewegungsart steigern.

Unser ganzer Körper und Geist sind auf das Zufußgehen rein evolutionär am besten eingestellt – wir können Reize so am besten verarbeiten und den Kopf frei bekommen.

Das zu erfahren ist besonders auch für die jüngsten unter uns wichtig. Deshalb unterstützen und entwickeln wir hier auch besonders Aktivitäten, die das Zufußgehen von Kindern fördert und bei den Eltern Bewusstsein für dieses Thema schafft.

Es gibt viele bewusstseinsbildende Initiativen wie Wettbewerbe, Gewinnspiele, Verleih-Angebote, Förderungen und Veranstaltungen, die zum Mitmachen motivieren sollen. Verraten Sie uns, was für 2022 geplant ist.

Abgesehen von der teilweisen Erneuerung und Ausbau der nextbike Flotte, bemühen wir uns, den unglaublich tollen Erfolg der Initiative „Niederösterreich radelt“ auch 2022 wieder zu übertreffen.

Es werden dieses Jahr erstmals „Radhauptstädte“ ausgezeichnet und alle Gemeinden Niederösterreichs sind eingeladen, für den „Radland-Preis“ einzureichen.

Das Thema „Lastenrad“ erfährt eine besondere Berücksichtigung und wir arbeiten auch kontinuierlich daran uns regional, national und international gut zu vernetzen, um für die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher die interessantesten Ideen und Projekte erarbeiten zu können.

Die breite Basis unserer Aktivitäten bilden natürlich wieder eine Vielzahl von Kursen und Workshops, sowie zahlreiche Infostände in den Gemeinden vor Ort. Unsere Webseite, ein richtiger „information-hub“, wird noch benutzerfreundlicher und umfangreicher und wir arbeiten daran auch im digitalen Bereich noch besseres und unmittelbareres Service bieten zu können.

Kurz nachgefragt:

Ihr Schreibtisch: Chaotisch oder ordentlich?
Je nach Wochentag: montags noch ordentlicher aber diese Situation ändert sich bis zum Freitag …

Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen:
Also, um ehrlich zu sein, zutrauen kann man mir praktisch alles 

Ihr Lieblingsfach in der Schule war…
Geschichte

Ihr Berufswunsch als Kind war …
Opernsängerin

Was findet sich immer in Ihrem Kühlschrank?
Frischkäse, Oliven und selbstgemachte Marillenmarmelade

Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Mann und Kinder – denn einsam mag ich´s nicht.

Ich wäre gerne für einen Tag…?
Meine Tochter

Wohin hat Sie Ihre letzte Radtour geführt?
Meine vielen „Radtouren“ führen mich regelmäßig mit den nextbikes in St. Pölten von einer Ecke zur anderen – seit Mai 2021 war ich damit rund 200 km unterwegs.