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Interview Green Bag

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

Das Gründerteam des niederösterreichischen Unternehmens Green Bag, Martina Giczy und Bernhard Gager, haben hinterfragt, warum so viel Wasser transportiert werden muss.

Interview mit Gründer Bernhard Gager von Greenbag
Interview mit Gründer Bernhard Gager von Greenbag

Fruchtsäfte sind beliebte Durstlöscher. Handelsüblicher Fruchtsaft wird zum Großteil aus Konzentrat hergestellt, das beim Abfüllen mit Wasser vermengt wird. Je weniger Saftanteil desto mehr Wasser ist im jeweiligen Produkt enthalten. Dieses Wasser wird von der Erzeugung, zum Handel und weiter zu uns KonsumentInnen transportiert.

Das Gründerteam des niederösterreichischen Unternehmens Green Bag, Martina Giczy und Bernhard Gager, haben hinterfragt, warum so viel Wasser transportiert werden muss.

Wird der Saft als Konzentrat angeboten, so lassen sich beim Transport und den damit verbundenen Emissionen erhebliche Einsparungen erzielen. Das Wasser wird zuhause frisch aus der Leitung beigemischt. Die Idee zu Green Bag war geboren.
Diese innovative Idee wurde auch gleich mit dem Hauptpreis in der Kategorie „World without waste“ beim ÖGUT-Umweltpreis 2020 gewürdigt.

Fruchtsaft als Konzentrat anzubieten, erspart Emissionen beim Transport. Wie kam es zu der Idee Green Bag? Gab es da einen besonderen Moment? Oder hat es gar mit Ihrem beruflichen Hintergrund zu tun?

Unser Vorbild war Schweden, da gibt es ganze Regale voller Fruchtsaftkonzentrate. Wir haben uns die Frage gestellt, warum gibt es das nicht in Österreich? Wir haben noch dazu eine hervorragende Qualität von Leitungswasser und so haben wir mit der Umsetzung begonnen. Ich war vorher bereits in der Fruchtsaftbranche tätig und war 6 Jahre Geschäftsführer im Unternehmen und bin im Zuge unserer Internationalisierung auf das Thema Fruchtsaftkonzentrate gestoßen und habe mich dann entschlossen, dass dieser eher offene Bereich es wert ist, sich selbstständig zu machen, ein Unternehmen zu gründen und Vorreiter zu sein für ein Modell, dass die Zukunft ist, weil es Verpackung und Transporte einspart.

Als Verpackung haben Sie sich für einen Verbundstoff entschieden – Mehrwegglas war keine Option?

Mehrwegglas war für uns keine Option, weil wir von Anfang an auf die Internationalisierung und den Online Vertrieb gesetzt haben und da sind die kleinen Packungen praktikabel für den Versand. Und dazu kam die Bruchgefahr bei Mehrwegglas, was wiederrum für uns eine extreme Herausforderung in der Versandabwicklung bedeutet hätte.

Sie möchten beim Inhalt auf Nachhaltigkeit setzen und füllen nur Bio-Saft ab. Wo beziehen Sie die Säfte und erleben Sie den Zuspruch durch die KonsumentInnen?

Unsere Bio-Fruchtsaftkonzentrate beziehen wir gemeinsam mit Austria Juice bzw. auch mit einem holländischen Trader für die Orange. Die Konzentrate werden direkt am Ursprungsort produziert und das bringt eine Verbesserung der Emissionen, weil es ja im Transport des Rohstoffs schon weniger Volumen gibt.

Die Bio-Orangen beziehen wir aus Mexiko, dem weltweit größten Anbaugebiet für Bio-Orangen, die zu Saft verarbeitet werden.

Das Multikonzentrat ist aus mehreren Ländern wie z.B. die Pfirsiche, Zitronen, Weintrauben sind aus Italien und Ananas und Bananen sind klarerweise aus Übersee.

Beim Apfel kommen die Früchte aus Ungarn, da es aktuell in Österreich keine Bio-Fruchtsaftkonzentrate gibt, sondern die heimischen Äpfel sind nur im Frischobst- oder Direktsaftangebot erhältlich. Unser Unternehmen ist noch zu klein für eine eigene Produktion aus heimischen Äpfeln, daher haben wir uns für die nächstgelegene Produktionsstätte in Ungarn entschieden. Eine eigene Konzentratproduktion für heimische Äpfel wäre erst ab einer gewissen Größe des Unternehmens sinnvoll, da die Anlagen sehr groß sind.

Green Bag ist seit wann aktiv? Was hat sich in Zeiten der Pandemie für Sie als Unternehmen geändert?

Wir haben wahrscheinlich zum ungünstigsten Zeitpunkt das Unternehmen gegründet und mit unserer ersten Füllung im Februar 2020 gestartet. Zwei Monate später hatten wir den ersten Lockdown und das hat uns sehr getroffen, weil wir in unserem Konzept vorgesehen hatten, den Menschen zu erklären, worum es bei Green Bag geht und dazu kam es nicht.

Der ganze Marketingplan, wo die Präsentation der Produkte auf Messen, Sportveranstaltungen usw. geplant gewesen wäre, ist von heute auf morgen zusammengebrochen. Und dann haben wir die Zeit genutzt, um den Online-Auftritt zu verbessern und mit Kooperationspartnern wie z.B. Zero Waste Austria oder Inoquo zu vernetzen. Wir haben einfach versucht digitale Medien für unsere Bekanntmachung zu nutzen. Und so entwickeln wir uns langsam weiter.

Sie versuchen Ihren Fußabdruck als Unternehmen durch CO2 Kompensation mit einem Partnerunternehmen zusätzlich zu reduzieren. Wie funktioniert das im Detail und wie vermeiden Sie das heikle Thema „Greenwashing“?

Am Anfang haben wir uns einer intensiven Durchleuchtung unseres CO2-Fußabdrucks unserer Produkte pro Stück errechnet. Das haben wir gemeinsam mit der Firma Mindful Mission gemacht. Diese Werte haben wir dann gemeinsam kompensiert in nachhaltige Projekte.

Bis dato sind wir immer wieder mit dem Thema Verpackung konfrontiert, denn das ist einfach ein Nadelöhr. Es gibt dazu eine einfache Antwort: Das nachhaltigste Getränk ist sicher Leitungswasser. Dennoch liegt der pro Kopf Verbrauch in Österreich an Fruchtsaft bei 20 Litern.

Wir haben mit unserem Unternehmen versucht das Bestmögliche herauszuholen und sind im Sinne der Nachhaltigkeit an noch besseren Lösungen interessiert wie z.B. eine 100% abbaubare Verpackung. Es gibt dazu bereits gute Entwicklungen, aber leider sind diese jetzt noch nicht ausgereift und für Produkte zugelassen.

Kurz nachgefragt:

Thema des letzten Tischgesprächs?
Die Zukunft meines Sohnes
In Ihrem Kühlschrank befindet sich immer…?
Käse
Kaffee – Tee oder Saft zum Frühstück?
Kaffee
Welche 3 Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Nur meine Frau
Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Volkswirtschaftslehre
Was war bisher ist lustigster oder seltsamster Job?
Clown am Grammatneusiedler Kinderfasching
Welchen Geschmack bei Ihren Säften mögen Sie am liebsten?
Multi
Eine Fähigkeit, die man Ihnen nicht zutrauen würde …
Geduld
Wenn es die Zeit zulässt – was ist Ihre liebste Freizeitbeschäftigung?
Unterwegs sein zum Wandern bzw. draußen sein
Last minute Shopping oder gut geplante Weihnachtseinkäufe – wo fühlen Sie sich mehr angesprochen?

Gut geplante Einkäufe