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Eine Reparatur zahlt sich nicht aus

Beitrag von unserem Blogger Ewald Grabner

Manchmal ist nur eine Kleinigkeit kaputt, aber wer nicht selber etwas reparieren kann, hört oft den Satz: "Eine Reparatur zahlt sich nicht aus". Ist das wirklich so?

Espresso
An der Espressomaschine war nur eine Kleinigkeit kaputt.

Meine Nachbarin brachte ihre Kaffee-Kapselmaschine zur Reparatur. Sie hatte das Gerät ein Jahr davor als Weihnachtsgeschenk erhalten, aber nun wurden die Kapseln nicht mehr richtig eingezogen. Beim Kundendienst erfuhr sie: „Wenn die Reparaturkosten über 30 Euro liegen, zahlt sich eine Reparatur nicht mehr aus.“

Diese Aussage zeigt eindrucksvoll ein Problem unserer Gesellschaft. Billigste Produktion und schlechte Qualität garantieren „Sonderangebote“ am laufenden Band. Und der Schnäppchenjäger in uns greift freudig zu. Ein langes Geräteleben ist damit aber ausgeschlossen – und die Reparatur ebenfalls, weil ein neues Ersatzgerät fast immer billiger ist.

Besonders problematisch sind Produkte, die sich über die Nutzung finanzieren. Sie werden extrem billig auf den Markt geworfen – wie auch das Weihnachtsgeschenk meiner Nachbarin.

Warum wird so wenig repariert?

Bei unserem Beispiel ging der Techniker von einem Neupreis von 60 bis 70 Euro aus. Die Reparaturkosten sollten maximal die Hälfte des Neupreises betragen.
30 Euro reichen dann gerade für eine halbe Stunde Arbeitszeit – ohne Ersatzteilankauf. Werden Ersatzteile benötigt, reduziert sich die kalkulierte Arbeitszeit auf 10 – 20 Minuten!

Das Zeitkontingent ist bei manchen Geräten schon nach dem Öffnen verbraucht, weil Spezialschrauben oder Nieten eingebaut wurden. Bricht ein versteckter Klickverschluss aus Kunststoff ist das Gerät schon vor der Reparatur zerstört.

Auch die Beschaffung von Ersatzteilen ist bei Billigprodukten problematisch. Entweder sind sie gar nicht erhältlich oder die Lagerhaltung macht sie teuer. Das führt wieder zum Griff nach dem Neugerät.

Zuletzt bergen auch die Gewährleistungsbestimmungen ein Risiko. Nach der Reparatur muss sie zum Teil von der Reparaturfirma gegeben werden, beim Neugerät übernimmt das die Herstellerfirma.
So ist es nicht verwunderlich, dass viele Firmen statt der Reparatur gleich einen Nachlass auf ein Neugerät anbieten. Oder sie verlangen eine Begutachtungspauschale, die im Falle einer Reparatur rückvergütet wird. Dafür wird oft eine Stunde Arbeitszeit veranschlagt, also 60 Euro. Für viele Produkte bereits ein zu hoher Schwellenwert für einen Auftrag.

Ist Besserung in Sicht?

In den neuen Rechtsvorschriften der EU zum Ökodesign von Geräten wurden unter anderem auch Elemente zur weiteren Verbesserung der Reparierbarkeit und der Recyclingfähigkeit von Geräten aufgenommen.

Einige der Maßnahmen enthalten Anforderungen, mit denen beispielsweise die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, die leichtere Austauschbarkeit wichtiger Teile und der Zugang fachlich kompetenter Reparateure zu Reparatur- und Wartungsinformationen gewährleistet werden sollen.
Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Ansatz auch umgesetzt wird. Oder ob weiterhin die „Schnäppchenmentalität“ vorherrscht.

P.S.: Meine Mutter hat vor 4 Wochen eine defekte Kombidüse für ihren Staubsauger beim Elektrohändler tauschen lassen. Kostenpunkt 70 Euro. Internetshops bieten diese Kombidüse um 20 Euro an. Auch so kann man das Image von „reparieren“ schädigen