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5 Wildobst-Sorten, die du kennen solltest!

Beitrag von unserer Bloggerin Elisabeth Teufner

Wildobst ergänzt unseren Speiseplan nicht nur optisch und geschmacklich, sondern hat auch einen großen gesundheitlichen Mehrwert.

Gesammeltes Wildobst
Der Herbst bringt uns auch reichlich Wildobst.

Wenn der Frühherbst, des phänologischen Kalenders, mit den reifen, schwarzen Beeren des Holunders eingeläutet wird, beginnt so eine tolle, farbenfrohe Jahreszeit.

Schwammerl suchen, den Garten schön langsam in die Winterruhe schicken, die letzten Kräuter des Frauendreißigers trocknen und in mein Jahressalz mischen und natürlich Wildobst ernten und verarbeiten, all das liebe ich sehr.

Wildobst ist der Überbegriff für verschiedenste Wildgehölze deren Früchte verwertbar und essbar sind. Häufig ist Wildobst pflegeleichter als die Kultursorten und bietet außerdem noch einen hohen Mehrwert für Mensch und Tier.

Die Natur muss gefühlt werden.

Ich möchte euch einen kleinen Überblick über meine fünf Lieblingspflanzen geben.

Alexander von Humboldt

Sanddorn – Hippophae rhamnoides

Sanddorn

Sanddorn mag ich ganz besonders gern. Nachdem ich die gelben Beeren von Strauch genascht habe, fühle ich mich direkt energiegeladen. Placeboeffekt? Möglich, aber wusstest du, dass, je nach Reifegrad, zwei Sanddornbeeren täglich reichen, um den Vitamin C-Bedarf eines Erwachsenen zu decken?

Wirkung: vitalisierend, immunstärkend, antibakterielle und stoffwechselunterstützende Wirkung, entzündungshemmend, kräftigend, allgemein reinigend

Sammelzeit: Blüte von März bis Mai, Früchte von Spätsommer bis Oktober, wenn die Früchte orange gefärbt sind.

Anwendung: Vitamin C-Lieferant, Fruchtaufstriche, Gelee, Mus, Kompott, Sirup, Saft, in Müslis, Topfencremes und Desserts, zu Gemüse, Fisch, Pesto, Smoothies, Tinktur, Tee, Honig, für deine DIY-Kosmetik-Produkte, Oxymel u.v.m.

TIPP:
Sanddorn enthält viele sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, vor allem Carotin, welches zellschützende und zellregenerative Eigenschaften besitzt, und ist somit bestens für deine selbstgemachten Kosmetikprodukte geeignet.

Hagebutte – Rosa canina

Hegebutte

Die Früchte der Hagebutte, auch Hetscherl genannt, sind meist Ende September reif, wenn sie sich tiefrot gefärbt haben, aber noch fest sind. Die etwas mühsame Verarbeitung zahlt sich auf jeden Fall aus, schließlich hat kaum eine andere heimische Frucht so einen hohen Vitamin C-Gehalt.

Hagebutten können roh direkt vom Strauch gegessen werden, wenn das Fruchtfleisch weich ist. Die Frucht einfach zusammendrücken und das Fruchtmark heraus-“zutzeln”. Die Kerne (Nüsschen) solltet ihr entfernen, da sie im Hals kratzen können.

Wirkung: harntreibend, cholesterinsenkend, verdauungsfördernd, wundheilend, immunstärkend und verbessert die Bluteigenschaft

Blütezeit: Mai bis Juni

Sammelzeit: von August bis September, wenn die Früchte rot sind

Anwendungsform:
Blüten für Essig und Wein, Samen für Vanillepulverersatz
Früchte: Trockenfrüchte, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Essig, Wein, Ketchup, Pizzabelag, Suppe, Desserts, Cremen, Oxymel, Vanillepulver aus den Samen

TIPP:
Eine Wirkstoffbombe ist die Hagebutte auch für unsere Haut. Das Hagebuttenöl (Wildrosenöl) ist aufgrund seiner ungesättigten Fettsäuren für trockene, ölige Haut oder Mischhaut anwendbar. Die Omega 3 Fettsäure Alpha Linolensäure hilft bei Entzündungen der Haut. Du kannst dir das Öl im Reformhaus besorgen oder aber auch selber machen.

Rezept Hagebuttenöl

Zutaten: eine Handvoll frische und reife Hagebutten, 200 ml kaltgepresstes, biologisches Basisöl, z.B. Mohn- oder Sonnenblumenöl (beide Öle eignen sich für alle Hauttypen)

Zubereitung: Hagebutten waschen und klein schneiden, Früchte einige Tage trocknen lassen. Die vollständig getrockneten Hagebutten in ein Glas füllen und mit dem Öl auffüllen, fest verschließen und an einem dunklen Ort eine Woche ziehen lassen. Danach Öl filtrieren und dunkel lagern.
Haltbarkeit ca. 3 Monate.

Schlehe, Schlehdorn – Prunus spinosa

Schlehe

„Die Frucht des Schlehdorns, süße mit Honig und iss sie oft, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, der brate Schlehen oder er koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unmut und den Schleim vom Magen ab.”

Hildegard von Bingen

Schon Hildegard von Bingen war von der Heilwirkung des Schlehdorns überzeugt und in der Mythologie steht er für Schutz, Durchhaltungsvermögen und Reinigung. Wenn ihr Schlehen ernten wollt, dann wartet entweder auf den 1. Frost oder aber ihr friert sie über Nacht ein. Das Einfrieren macht die Beeren bekömmlicher und milder. Einlegen in Alkohol geht natürlich auch. Sehr empfehlenswert ist der Schlehenlikör, der übrigens einer meiner Lieblingsliköre ist.

Wirkung: kräftigend, antimikrobiell, antioxidativ, zusammenziehend, darmreinigend, antikanzerogen, entzündungshemmend, immunstärkend und verdauungsfördernd (Heilwirkung bei Durchfall und Harnwegbeschwerden)

Anwendung: Blüten für Tee, Rinde und Früchte für Tinkturen, Früchte: Trockenfrüchte, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Wein, Essig, Desserts, falsche Oliven

Sammelzeit: September, Oktober, aber auch noch im Winter nach dem 1. Frost

TIPP:
Wenn ihr in den kommenden Wochen Schlehenlikör ansetzt, habt ihr rechtzeitig für Weihnachten, selbstgemachte Geschenke für eure Lieben.

Dirndl, Kornelkirsche – Cornus mas

Dirndl

Der Dirndlstrauch ist im Frühjahr mit seinen wunderschönen, gelben Blüten eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle. Neben der Salweide ist er eine der wichtigsten Bienennährpflanzen. Die Früchte fallen, wenn sie reif sind, von selbst vom Strauch. Bitte rüttelt nicht an den Ästen, im August werden die Blütenstände für das kommende Jahr gebildet. Roh sind die kleinen Früchte ziemlich sauer und herb, jedoch geben sie uns einen ordentlichen Vitaminkick.

Wirkung: verdauungsfördernd, immunstärkend, entzündungshemmend

Sammelzeit: Früchte: Ende August – Anfang Oktober

Anwendung: roh genießbar, Trockenfrucht, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Wein, Essig, falsche Oliven, Konfekt, Desserts, Cremen, zu Wildgerichten, Tee

Rezept Dirndlmarmelade:

Zutaten:
1,2 kg Dirndln, 0,5 kg Gelierzucker (2:1), 1 Stück Vanilleschote (Mark), 500 ml Wasser, 1/2 Zimtstange, 1/2 Sternanis, 2 Gewürznelken

Zubereitung:
Wildfrüchte waschen und mit wenig Wasser, ca. 15 Minuten weichkochen. Noch heiß durch ein Sieb/Flotte Lotte passieren und das Mus mit Vanillemark vermischen. Die Masse evtl. mit dem Stabmixer pürieren, mit dem Gelierzucker vermischen und unter ständigem Rühren aufkochen lassen. Ca. 5 min. köcheln lassen, in saubere Gläser füllen und diese sofort verschließen.

Dirndl lässt sich sehr gut mit anderen Früchten (z.B. Äpfel, Quitten, Zwetschgen etc.) kombinieren.

TIPP: 
Ein Häferl Tee aus 2 TL getrockneten Blättern des Dirndlstrauchs und 200 ml heißem Wasser kann bei Magen-Darm-Beschwerden sehr wohltuend sein.

Holunder – Sambucus nigra

Hollunder

Ein uralter Hausstrauch, der zum Schutz gegen böse Geister gesetzt wurde und um den sich viele Mythen und Märchen ranken. Die Blüten gegen Grippe, den Saft der Beeren bei Herpes, die Blätter bei Prellungen und die Rinde als Abführmittel – dementsprechend war er früher auch als Bauern-Apotheke bekannt.

Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte.

Altes Sprichwort

Inzwischen kennt jeder Kaiserspritzer mit Hollerblütensirup und in keiner Teemischung für Erkältungen dürfen Holunderblüten fehlen. Im Frühherbst, wenn die Beeren schwarz und reif sind, können wir nochmals ernten und aus den gesunden kleinen Früchten Köstlichkeiten zaubern.
Wichtig: Erntet nur reife Holunderbeeren und erhitzt sie vor dem Genuss einige Minuten. Dadurch wird das ungenießbare Sambunigrin zerstört, welches zu Übelkeit und Verdauungsstörungen führen kann.

Wirkung: schweißtreibend, blutreinigend, hustenlindernd, immunstärkend

Sammelzeit: August bis September

Anwendung: Gelee, Kompott, Mus, Sirup, Saft, Likör, Wein, Essig, Desserts, Suppen, Hollerkoch, Glühwein, Kinderpunsch, Fruchtaufstrich,

TIPP:
Wenn eure Finger während dem Verarbeiten von Holler eingefärbt wurden, bekommt ihr sie mit Zitronensaft wieder sauber. Besser Handschuhe beim Abrebeln der Früchte verwenden.

Wann ist der richtige Sammelzeitpunkt für Wildobst?

Du brauchst nicht auf den Frost warten bei Schlehen, Hagebutte, Vogelbeere & Co. Sobald die Früchte rot, orange oder blau gefärbt sind, kannst du die Früchte ernten. Danach kannst du sie weiterverarbeiten zu Marmelade, Essig, & Co. Falls keine Zeit ist, dann kannst du die Früchte für später einfrieren.

Achtsam umgehen und vorsichtig sammeln

Bei aller Begeisterung für das heimische Wildobst, bitte geht achtsam mit der Natur und ihren Schätzen um und sammelt nur kleine Mengen. Die Blüten sind eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle für Insekten. Als Brut- und Rückzugsort und als Nahrungsquelle ist es für eine Vielzahl von Tieren unverzichtbar. Allein die Früchte der Eberesche bieten 63 verschiedenen Vogelarten Nahrung.

Rezept für unser Immunsystem: Hagebutten-Oxymel

Gerade im Herbst können wir einen Immun-Booster gut gebrauchen, umso mehr Vitamine, desto besser. Übrigens, kennt ihr schon Oxymel, auch Sauerhonig, genannt? Falls ihr auch gerne vorbeugend gegen Erkältungen und zur Stärkung der Abwehrkräfte etwas tun wollt empfehle ich euch dieses einfach herzustellende Elixier.

Fülle ein kleines Glas zur Hälfte mit Hagebutten und gieße es mit 1/3 Honig, 1/3 Essig und 1/3 Wasser auf. Gut verschließen und dunkel lagern. Nach ca. vier Wochen könnt ihr euer Oxymel filtrieren und entweder löffelweise, aufgespritzt mit Wasser oder als Salatmarinade genießen.