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Interview mit Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

markta ist Österreichs erster digitaler Bauernmarkt, der regionale LebensmittelproduzentInnen und DirektvermarkterInnen mit Menschen zusammenbringt, die auf der Suche nach hochwertigen und regionalen Produkten sind.

Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta
Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta

markta ist Österreichs erster digitaler Bauernmarkt, der regionale LebensmittelproduzentInnen und DirektvermarkterInnen mit Menschen zusammenbringt, die auf der Suche nach hochwertigen und regionalen Produkten sind. Es geht um einen neuen Zugang zu regionalen (Bio-) Produkten abseits der klassischen Supermarktstrukturen.

Seit März 2018 gibt es mit dem digitalen Bauernmarkt eine neugedachte Plattform für regionale Lebensmittel. KundInnen können ein Vollsortiment aus hunderten regionalen und saisonalen Lebensmitteln, sowie Haushaltswaren, einfach und bequem online bestellen. Dazu gibt es in Wien auch Abholstellen, wo der Einkauf rund um die Uhr abgeholt werden kann. Es wird auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft geachtet und so wird als Verpackungsmaterial Karton oder Dämmmaterial aus Schafwolle genommen und die Kühlakkus und Glasprodukte werden wieder verwendet.

Theresa Imre ist die Gründerin und Geschäftsführerin.

Nach Abschluss des Studiums Internationale Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien (WU Top-League Jahrgang 2010) begann sie 2013 bei Austin | BFP als Consultant zu arbeiten. Parallel zum Aufbau von markta absolvierte sie das Master Studium Socio-Ecological Economics and Policy auf der WU Wien, wodurch der Unternehmensaufbau auch wissenschaftlich begleitet wurde. Ihre Aufgabenbereiche bei markta sind: Funding & Investments, PR & Stakeholders, Business Strategy.

Ihr Erfolg mit markta.at zeigt sich auch in zahlreichen Auszeichnungen: Forbes 30 under 30 2020, SDG Bericht der Republik Österreich 2020, SDG Award des Senats der Wirtschaft 2019, WWF Innovate4Nature Award 2018, Smart City Award der Stadt Wien 2018 uvm.

Wie kam Ihnen die Idee zum digitalen Bauernmarkt bzw. wie ist das Projekt entstanden?

Die Idee ist mittlerweile 5 Jahre alt. Sie entstand aus einem Hobby-Projekt 2016 einem Food Blog, namens „Eingekocht und Ausgelöffelt“, den ich mit einer Freundin gemeinsam hatte. Damals war unsere große Mission schon, ein bisschen mehr Einblicke in unsere Lebensmittel zu geben und nicht nur eine Rezeptdatenbank zu machen. Wir wollten Geschichten über unser Essen erzählen, erklären woher die Gerichte und Zutaten kommen, wer diese herstellt, … Und vor allem mehr Bewusstseinsbildung betreiben für nachhaltige Ernährung. Dann haben wir für uns überraschend zweimal den österreichischen Food-Bloggerinnen-Award damit gewonnen. Damit hatten wir eine gewisse Reichweite.

Die drei großen Supermarktketten haben mittlerweile fast 90 des österreichischen Lebensmittelhandels in der Hand und das ist für mich eine ganz schwierige Fehlstellung im Markt, denn auf der anderen Seite stehen 160.000 bäuerliche Familienbetriebe in Österreich. Und diese Zahl sinkt aber jährlich um fast 3000 Betriebe, weil so viele zusperren müssen unter diesem Marktdruck.

Und so habe ich dann mit einer Fördereinreichung bei der Stadt Wien gestartet für die Prototypen-Entwicklung einer digitalen Marktplatzplattform für Kleinbauern. Also nicht nur zu sagen, wir machen jetzt Werbung für euch, sondern, ihr könnt über euren eigenen Online-Shop auf dem Marktplatz eure Produkte selbstständig verkaufen. 2018 sind wir mit rund 100 100 Partnerbetrieben online gegangen. In der 1. Variante von markta war es ein digitaler Marktplatz wo jeder Betrieb, der sich bei uns gelistet hat, ihr eigenes Standl selbstständig betreut, bestückt und die Waren zu ihren Preisen verkauft hat.

Wir haben uns dann für ein Logistikzentrum entschieden und 2018/2019 das 1. Frische-Center für landwirtschaftliche Kleinbetriebe in Wien aufgebaut. Bei der Auswahl der Betriebe schauen wir auf Bio Siegel und soziale Standards in der Produktion bzw. geht es uns um eine ganzheitliche Betrachtung des Angebotes.

Wo sehen Sie den digitalen Bauernmarkt in 5 Jahren?

Wir wollen die dezentrale Logistik stärker ausbauen. Pro Region soll es Sammelstellen für Betriebe geben. Zukünftig wird es ein Mischsystem brauchen mit regionalen Standorten aber auch ein zentrales Logistikzentrum, wo wir größere Mengen abwickeln und verteilen können. Denn unser Ziel ist es unseren Kundinnen und Kunden ein breites Angebot an bäuerlichen Produkten anbieten zu können.

Corona Pandemiezeiten: Umfragen zeigen, dass Themen wie Regionalität und Online-Handel enorm an Bedeutung gewonnen haben. Was hat sich im letzten Jahr aus Ihrer Sicht konkret verändert und wie haben Sie auf die gestiegene Nachfrage reagiert?

Man kann sagen, wir haben uns beim ersten Lockdown von einem Wochenende auf das andere verzwanzigfacht. Wir hatten so 120 Bestellungen vor dem Lockdown und auf einmal waren es dann 2500 Bestellungen jede Woche. Das mit 120 noch unkoordinierten Kleinbetrieben zu machen, war die größte Challenge und gleichzeitig aber auch die größte Freude. Es waren dann so 80000 Produkte die Woche, die wir gehandelt haben. Wir hatten 2019 rund 90.000 Euro Umsatz und 2020 waren es 2,3 Millionen Euro Umsatz.

Wobei dieser Umsatz großteils bei den Bauern geblieben ist. markta schafft ein System, wo den Produzentinnen fünfmal soviel bleibt, als würden sie in den Supermarkt liefern. Es war mir auch wichtig, diese Wertschätzung zu zeigen und dass die Betriebe mehr verdienen und davon gut leben können. Denn wenn wir eine kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich haben wollen in Richtung nachhaltig und ökologisch, dann müssen KonsumentInnen bereit sein mehr zu zahlen und es muss den Produzentinnen mehr bleiben. Aktuell bleiben beim Produzenten nur bis zu 10% vom Verkaufspreis und 90% entfallen auf Handel, Transport und Werbung.

Im letzten Jahr haben wir die Kreislauflogistik stark verbessert. Am selben Tag der Anlieferung der Waren erfolgt auch noch die Hauszustellung in Wien. Abholstellen z.B. am Naschmarkt versorgen sehr viele KundInnen im Umkreis und diese wollen wir auch in Zukunft ausbauen. Wir haben ein eigenes Kühlsystem mit der oberösterreichischen Firma Isolena entwickelt, und zwar mit Schafwolle und sparen damit Styropor ein. Verschickt wird das Paket dann mit dem Next-Day-Fresh-System der Post und unsere KundInnen haben die Waren am nächsten Tag vor der Haustüre. Wir haben auch ein System, dass wir Verpackungsmaterial und Leergut bei der nächsten Zustellung wieder abholen bzw. wieder zurücknehmen.

Rückschläge und Stolpersteine: Wie geht man damit um, was hilft weiter, haben Sie „Lehrgeld“ bezahlt? Welche Tipps würden Sie Menschen mit innovativen Ideen, die diese umsetzen möchten, geben?

Ja natürlich haben wir auch „Lehrgeld bezahlt“ und es gab viele Rückschläge und Schwierigkeiten bzw. zwischenmenschliche Herausforderungen im Unternehmensaufbau, die mich immer mehr beschäftigt haben. Aber ich bin so überzeugt von dieser Grundidee: wir brauchen neue Strukturen für unsere nachhaltige Lebensmittelproduktion und -konsumation, damit wir unsere Zukunft gestalten können.

Das Ziel und die Strategie vom Unternehmen markta war nicht von Beginn an gleich profitabel zu sein und Gewinne abzuwerfen oder die profitabelste Business Idee zu sein, sondern wir arbeiten daran langfristig eine sinnvolle, neue Struktur zu etablieren.

Meine Tipps für UnternehmerInnen sind: Am Anfang ist es sicher gut sich sein eigenes Umfeld und Setup für ein Unternehmen auszusuchen. Denn es sind immer die Menschen, die es ermöglichen oder verhindern. Und wichtig ist sicher, sich den Start gut zu überlegen und die Umsetzung der Idee ist sowieso ganz entscheidend. Oft wird auch die Zeit unterschätzt, die investiert werden muss, dass ein Unternehmen gut laufen kann. Die eigene Überzeugung und ein gutes Durchhaltevermögen ist einer der größten Erfolgsfaktoren bzw. manchmal kann auch eine gewisse Veränderung bzw. Neuausrichtung mehr Erfolg bringen.

Sie haben einige Preise und Auszeichnungen erhalten. War das hilfreich bei Aufbau und Etablierung des digitalen Bauernmarktes oder nur die „Krönchen“ am Erfolgsweg?

Die Preise waren eher die „Krönchen“ und haben uns auf Endkundenebene bedingt etwas gebracht. Es kann sein, dass wir mit markta mehr im Aufmerksamkeitsbereich waren. Definitiv hilfreich waren die Auszeichnungen für die Investorensuche. Da haben wir auch einige Hearings und Audits gehabt und für Investoren war das dann eher ein Argument. Aus meiner Erfahrung ist es generell in Österreich eher schwierig Investoren zu finden und ganz besonders im nachhaltigen und sozial fairen Bereich.

Kurz nachgefragt:

  • Morgen- oder Abendmensch?
    Abendmensch
  • Ihr Lieblingsfach in der Schule war…
    Wirtschaftsgeschichte
  • Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?
    An die Börse gehen
  • Eine Fähigkeit, die man Ihnen nicht zutrauen würde?
    Seifenblasenmeisterin
  • Welcher Versuchung können Sie nicht widerstehen?
    1 Glaserl guter Wein
  • Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie sich gerne auf eine Tasse Tee oder Kaffee treffen?
    Greta Thunberg
  • Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
    Seifenblasen, Schreibblock für meine Ideen, Sonnencreme
  • Ihr Lieblingsgericht?
    Pascualina (italienisches Backgericht?)
  • E-Mail oder Telefonat?
    Telefonat
  • Wo oder wobei können Sie sich am besten erholen und neue Energie tanken?
    Im Wald und manchmal meditiere ich dort

www.markta.at