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Tiere im Garten

Blindschleiche – Heimliche Schneckenjägerin

Blindschleichen sind keine Schlangen, auch wenn sie so ähnlich aussehen. Dafür sind sie fleißige Schneckenjäger.

Blindschleiche im Garten
Blindschleichen sind nützliche Helfer im Naturgarten.

Eine Blindschleiche ist keine Schlange

Für all jene, die es bereits wissen, wirkt die Erwähnung, dass Blindschleichen keine Schlangen, sondern beinlose Echsen sind – zugegeben – etwas streberhaft. All jene, denen diese Information neu ist, erleben unter Umständen einen erleichternden Aha-Effekt, vor allem wenn sie Angst vor Schlangen haben. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch Schlangen sehr wertvolle und eigentlich scheue Nützlinge sind. Da z.B. die Äskulapnatter, unsere größte heimische Schlangenart, auch Wühlmäuse und Ratten frisst, sollten wir ihre Anwesenheit in unserem Garten durchaus begrüßen oder zumindest tolerieren. Die Blindschleiche als harmlose „Nicht-Schlange“ gewinnt bei Gartenbegeisterten noch zusätzlich an Sympathie, da sie nebst Insekten, Spinnentieren und Regenwürmern gerne junge Nacktschnecken im Ganzen vertilgt, die folglich nicht zur Vermehrung kommen.

Überlebenstrick der Blindschleiche

Irritierend im Hinblick darauf, dass Blindschleichen keine Schlangen sind, ist ihr wissenschaftlicher Name Anguis fragilis, welcher übersetzt „zerbrechliche Schlange“ bedeutet. In Bedrängnis können Blindschleichen nämlich einmalig, einen Bonus nutzen, indem sie das Schwanzende abwerfen. Der Schwanz wächst dann als verkürzter Stumpf nach. Das zappelnde Schwanzstück lenkt den Angreifer ab, während sich die Blindschleiche, wenn auch nicht so geschmeidig wie eine Schlange, davonmachen kann. Im Englischen hat ihr das die wenig schmeichelhafte Bezeichnung „slow worm“ eingebracht. Gerade auf Asphalt ist die Fortbewegungsfähigkeit deutlich eingeschränkt. Der bei Sonne aufgeheizte Untergrund verleitet die wechselwarme Blindschleiche (wie alle Reptilien) außerdem dazu, sich passiv aufzuwärmen, um auf „Betriebstemperatur“ zu kommen. Straßenverkehr und Fahrradwege werden ihr deshalb oft zum Verhängnis. Im Siedlungsgebiet zählen vor allem auch Freigänger- Katzen und Mäharbeiten zu den häufigen Todesursachen.

Noch nicht vom Aussterben bedroht

Blindschleichen zählen zu den häufigsten heimischen Kriechtieren und sind im Großteil Mitteleuropas nahezu flächendeckend verbreitet. Kenntnisse über ihre natürlichen Populationsgrößen und -dichten liegen jedoch kaum vor. Von den Reptilien Österreichs ist die Biologie der heimlich lebenden Blindschleiche tatsächlich am wenigsten erforscht. Das Artensterben schreitet für viele Tier- und Pflanzenarten rasch und unerbittlich voran. Damit der (wahrscheinlich) gute Erhaltungszustand unserer heimlichen Schneckenjägerin auch stabil bleibt, können wir in unseren Privatgärten und öffentlichen Grünräumen maßgeblich beitragen.

Gartenpflege und -gestaltung für Blindschleichen

Im landwirtschaftlichen Raum fehlt die Blindschleiche bereits großflächig, zum Glück ist diese Tierart jedoch erstaunlich anpassungsfähig. Öffentliche Parkanlagen und Privatgärten stellen ebenso wie Friedhöfe geeignete Lebensräume dar, wenn sie naturnah gestaltet und ökologisch – ohne chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger – gepflegt werden.

  • Verzichten Sie auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide, sowie auf den Einsatz von Kunstdünger und Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Metaldehyd.
  • Gewähren Sie wo immer möglich, Wildwuchs oder gestalten Sie bewusst ein „Wildes Eck“, in welchem die Natur ohne Eingriff sich selbst überlassen bleibt.
  • Besonders attraktiv für Reptilien sind Trockensteinmauern mit offenen Fugen ebenso wie Steinhaufen oder Stein-Asthaufen, das Belassen von Totholz, Holzstößen oder aufgeschichteten, großen Rindenstücken. Heckenschnitt und größeren Ästen findet in einem Eck unter der Hecke Platz und muss so auch nicht extra wegtransportiert werden. Herbstlaub unter Hecken zu belassen, kommt ebenso vielen Tieren zugute.
  • Mähen Sie Teilbereiche des Rasens seltener, belassen Sie blühende Säume unter den Hecken und wandeln Sie „aufgeräumte“ Blumenbeete Stück für Stück mit heimischen Pflanzenarten, die in der Regel auch pflegeleichter sind, in wertvollen Lebensraum für Insekten um.
  • Offene Komposthaufen bieten Blindschleichen angenehm warmen Unterschlupf, sichere Kinderstube und reichlich Nahrung. Gehen Sie beim Umsetzen des Kompostes behutsam vor, denn auch Igel und andere Tierarten können sich dort zurückgezogen haben.
  • Eine täglich frisch gefüllte, flache Wasserschale am Boden, hilft jedem Tier während der Sommerhitze.
  • Das größte Erfolgsgeheimnis der Natur ist die Vielfalt – je strukturreicher Ihr Garten, ähnlich einem bunten Mosaik, gestaltet ist, desto mehr Tierarten bietet er wertvollen Lebensraum.

Wussten Sie, dass …

die Blindschleiche entgegen ihrer Namensgebung nicht blind ist? Ihr Name leitet sich vom althochdeutschen Wort „Plintslicho“, was so viel wie „blendender Schleicher“ bedeutet. Wer die interessanten Tiere schon einmal genauer betrachtet hat, kann die Namensgebung nachvollziehen. Trotz ihrer Häufigkeit, ist über die Lebensweise erstaunlich wenig bekannt. Erwachsene Tiere zeigen ein stets glänzendes, jedoch breites Farbspektrum an Braun-, Grau-, Silber- und Goldtönen bis hin zu bronzener und kupferner Farbgebung. Einige Tiere zeigen eine wunderschöne blauschillernde Fleckung am Rücken, die mit einigen Ausnahmen vor allem die männlichen Tiere schmückt. Die Weibchen sind nicht weniger erstaunlich: etwa drei Monate nach der Paarung (zwischen August und September) bringen sie 3-15 Jungtiere zur Welt. Die Eier werden schon im Mutterleib ausgebrütet, die Jungtiere werden also lebend geboren. Blindschleichen können in Gefangenschaft nachweislich älter als 30 Jahre und damit erstaunlich alt werden. Das höchste dokumentierte Alter beträgt 46 Jahre. Blindschleichen zählen je nach Alter zum Beutespektrum vieler Tierarten. Neben Fuchs, Dachs, Marder, Wildschwein und Igel stehen sie auch am Speiseplan zahlreicher Vogelarten.

Beobachtungen melden

Melden Sie Reptilienbeobachtungen gerne mit Foto auf www.naturbeobachtung.at oder über die gleichnamige, kostenlose App. Als Citizen Scientist unterstützen Sie so den modernen Naturschutz, denn die gesammelten Daten tragen zu mehr Wissen über unsere heimischen Tierarten bei.

Tipp von unserem Kooperationspartner „Natur im Garten“

Aktualisiert am 11.01.2024