Was ist nachhaltiger - Brief oder e-Mail?

Voller Briefkasten, © R. Gottwald-Hofer

Brief oder E-mail - was ist nachhaltiger? Viele Firmen setzen auf Digitalisierung und papierlose Kommunikation. Sie erledigen den Versand ihrer KundInnen-Information, Benachrichtigungen, Rechnungen und das Berichtswesen online. Der Gedanke dahinter ist nachhaltiger zu handeln, Papier und CO2 einzusparen und damit Ressourcen zu schonen.

E-mail versus Brief

Rund 20 g CO2 entstehen pro Brief, dabei sind die benötigten Ressourcen für Papierherstellung, Druck und Transport eingerechnet. Mails benötigen im Gegensatz dazu kein Papier, sind nicht extra in Kuverts verpackt und müssen vor allem nicht per Auto, LKW oder Flugzeug transportiert werden. 
Je nach E-Mail-Typ betragen die CO2 Emissionen hier zwischen 0,03 g (Spam Mail im Filter) bis zu 26 g (ausführliches Mail an einen großen Personenkreis). Bei einem durchschnittlichen Mail von Laptop zu Laptop liegen sie bei 0,3 g CO2 (Quelle: Mike Berners-Lee / Carbon Literacy Project).
Das liegt am Strom für die Rechenzentren, aber auch die für Nutzung und Produktion von Router, Smartphone, Computer/Laptop, Bildschirm etc.  – sogenannte „versteckten Emissionen“ die berücksichtigt werden müssen.
 

Auf digitalem Weg übermittelt, lässt sich also CO2 einsparen.

Werden große Mengen verschickt, macht das durchaus Sinn. Rechnet man hier als Beispiel ein 3-seitiges Schreiben eines Unternehmens an 100.000 KundInnen, so entspricht das mehr als 1,5 Tonnen CO2. Die Kuvertierung und die eigentliche Zustellung sind dabei noch nicht inkludiert.

Fazit:

Wie so oft hängt die Nachhaltigkeit an der Nutzung durch den Einzelnen. Das Einsparen von Papier durch e-Mail ist ein nachhaltiger Weg, da nicht nur Strom bzw. Energiekosten gespart werden, sondern auch Holz und Wasser. Bei online verschickten Rechnungen, Berichten oder Informationen verschwindet der ökologische Vorteil, wenn sie ausgedruckt werden.    

Achtung: Auch Online-Kommunikation verbraucht Ressourcen

Würde jedes Mail nur einen Brief ersetzen, wären tatsächlich Einsparungen möglich. Dadurch, dass eine e-Mail wenig Aufwand verursacht und daher viel mehr Mails verschickt werden, kann sich die Einsparung allerdings wieder aufheben. Jeden Tag werden geschätzte 306,4 Milliarden e-Mails verschickt und empfangen (Quelle: Statista, Stand 2020). Der Energieverbrauch wird etwa so hochgeschätzt, wie der jährliche Stromverbrauch von Ländern wie Österreich oder der Schweiz.

Die Emissionen einer E-Mail zu berechnen ist keine leichte Aufgabe. Die Werte hängen vom Gerät ab, auf dem sie geschrieben wird (neuestes Handy / alter Desktop), ob Fotos oder andere Anhänge beigefügt sind, wie viel Zeit der Schreiber zum Verfassen und der Empfänger zum Lesen benötigt sowie die Effizienz der verschiedenen Rechenzentren, durch die das Mail geleitet wird.

Der Wissenschaftler Mike Berners-Lee (Professor am Institute for Social Futures, Lancaster University) ging den Zahlen bei Recherchen zu seinem Buch „How Bad Are Bananas? – The Carbon Footprint Of Everything“ nach. Er schätzt (Zahlen bezogen auf das Jahr 2019), dass e-Mails weltweit bis zu 150 Millionen Tonnen CO2 und damit 0,3 % des globalen Fußabdrucks ausmachen könnten. Diese Annahme geht davon aus, dass knapp die Hälfte aller Mails aus Spam bestehen und der Rest den Sendern ca. 3 Minuten zum Schreiben und Empfängern rund 1 Minute zum Lesen kostet.
 

Papier sparen macht Sinn

Der Anteil an Schreibpapier bzw. Papier für den Bürobedarf ist relativ gering, den größten Anteil macht Verpackungspapier aus. Mit dem Wert von 11 g CO2 pro ausgedrucktem Blatt Papier kann der eigene Verbrauch gut eingeschätzt werden.

Rechnet man mit dem Durchschnittswert von 1 kg CO2 pro 1 kg Papier (Frischfaser 1,2; Recyclingpapier 0,7 kg) und handelsüblichem Büropapier von 80 g/m2 so kommt man auf 5 g CO2. Dazu kommt noch der Energieverbrauch des Druckers. Wird der Wert mit 474 g CO2 pro KWh genommen so fallen pro Blatt Papier bei einem Laserdrucker noch einmal 6 g CO2 an. (Quellen: ezeep; deutscher Strommix)

Wussten Sie, dass …

... rund 420 Millionen Tonnen Papier (Quelle: Statista.com 2021) weltweit jährlich produziert werden. Davon entfällt knapp ein Drittel auf Druckpapier aller Art. Der Stromverbrauch der europäischen Papierindustrie lag im Jahr 2019 bei 94.400 GWh (16.100 GWh in Österreich 2020).

... wir in Österreich pro Kopf im Jahr etwa 218 Kilogramm Papier verbrauchen und gehören damit zu den Spitzenreitern in Europa, wo der Durchschnitt nur bei 158 Kilogramm liegt.
Für die Herstellung werden große Mengen an Holz, Energie und Wasser benötigt. Je nachdem um welche Papiersorte es sich handelt kommen noch verschiedene Chemikalien dazu. Die dienen entweder um gewisse Eigenschaften wie Reißfestigkeit, Wasserbeständigkeit oder Fettbeständigkeit (z.B. bei Verpackungen oder Essgeschirr) zu erreichen oder kommen bei Beschichtungen zum Einsatz.

Versteckte Emissionen der Online-Welt

Unsere Endgeräte wie Smartphones, Laptops oder PC´s verbrauchen mittlerweile sehr wenig Energie. Die wahren Kosten unserer digitalen Welt sind versteckt in der Cloud und bei globalen Internetkonzernen. Jede Suchanfrage im Internet, jedes e-Mail und vor allem die Nutzung von Streaming in unserer Freizeit braucht Energie. Cloud-Dienste und Rechenzentren haben einen Anteil von 2,7% am europäischen Stromverbrauch (Datenlage: 2018), Tendenz steigend.

Links:

wir-leben-nachhaltig.at: e-Book oder klassisches Buch – was ist die ökologisch bessere Wahl?
Die Umweltberatung: Ressourcenschonung – Papier
Nabu: Papierverbrauch
Greenpeace-Studie zu Grüner IT: Grüner klicken
Bayern 1: Mails, Video-Streaming & Co - so tun Sie dem Klima etwas Gutes
Two Sides Germany: Brief vs. E-Mail: Was hat die bessere Klimabilanz?
The Carbon Literacy Projekt: The Carbon Cost of an Email

Austropapier: Daten&Fakten
Umweltbundesamt: Energieeffizientes Cloud-Computing
Europäische Kommission: Studie "Energy-efficient Cloud Computing" 2020
University of Lancaster: Professor Mike Berners-Lee