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Summ, summ, summ, Bienchen summ herum…

Beitrag von unserer Bloggerin Stefanie Reichl

Die Aussicht auf Honig in Massen alleine kann es wohl kaum sein, sich für die Imkerei zu interessieren.  Zwei Imkerinnen haben mir Rede und Antwort gestanden.

Bienen befüllen Waben
Bienen faszinieren immer mehr Menschen zur Imkerei

Erkenntnisse über die Faszination des Imkerns

Imkern erfreut sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Gab es 2010 erst knapp 24500 Imker*innen in Österreich, so sind es jetzt schon knapp 32000.

Ein Blick in die eigene Bubble verstärkt diesen Eindruck: Alleine in meinem Bekanntenkreis haben mehrere Leute in den vergangenen Jahren zum Imkern begonnen und nochmals einige mehr unterhalten sich sehnsüchtig darüber, dass sie gerne Bienen hätten. Ein Kollege von mir meinte kürzlich sogar, dass er am liebsten Schulbienen hätte. Das wäre schon cool! Interessant ist auch, dass sich scheinbar immer mehr Frauen zunehmend für die Bienenpflege interessieren.

Foto: Viktoria Lebwohl

Aber woher kommt nun die Faszination fürs Imkern?

Die Aussicht auf Honig in Massen alleine kann es wohl kaum sein.  Zwei Imkerinnen haben mir Rede und Antwort gestanden.

Die erste von ihnen, Viktoria, ist mehr oder weniger zufällig zur Imkerei gekommen. Vor drei Jahren hat ihr Mann von einem Bekannten nämlich die gesamte Imker*innenausrüstung geschenkt bekommen. Nachdem er zunächst alleine imkerte hat sie sich ihm angeschlossen. Mittlerweile hat das Paar sechs Bienenstöcke, die im Burgenland zu Hause sind.
Sie schätzt vor allem die entspannende Wirkung des Imkerns, gerade auch weil es viel Konzentration benötigt: „Es gibt halt irrsinnig viel zu lernen, aber es ist so eine schöne Tätigkeit. Du musst dich komplett darauf fokussieren und kannst dabei total vom Alltag abschalten. Weil sonst stechen dich die Bienen oder du machst Fehler. Und das ist wie Meditation“. 

Bei Martina, die schon seit 2015 imkert, liegt der Fall etwas anders. Sie hat sich nämlich sehr gezielt fürs Imkern entschieden und zwar nachdem sie während ihres Nachhaltigkeitsstudiums die Doku „More than Honey“ gesehen hat. Artenschutz war für sie daher der Hauptmotivator, um mit der Bienenpflege zu beginnen, gemeinsam mit der Tatsache, „mit und in der Natur arbeiten zu können“. Zum Bienenschutz könnten wir übrigens alle etwas beitragen, zum Beispiel indem man „Bienenweiden anbaut, Insektenhotels aufstellt und auf Biolebensmittel zurückgreift“. 

Foto: Viktoria Lebwohl

Beide erzählen zudem, wie aufregend und anders jedes neue Bienenjahr ist und ich lausche fasziniert den Geschichten von Waschbärangriffen im Winter, dem ersten Darmentleerungsflug im Frühling, verschiedenen Madenstadien, schwärmenden Bienenvölkern, der Honigernte, Drohnenschlachten und Sommer- und Winterbienen. Außerdem erfahre ich, dass die „klassische“ österreichische Honigbiene Carnika heißt, wobei manche Imker*innen auch auf die Buckfastbiene schwören, wenngleich diese als stechfreudiger gilt. Auch der Kampf gegen die vor einigen Jahren eingeschleppte Varroamilbe, die eine große Gefahr für die Bienenvölker darstellt, ist ein Thema. 

Die Begeisterung für ihr Hobby ist den beiden deutlich anzumerken!

Dabei ist es gar nicht so einfach mit dem Imkern zu beginnen. Schließlich benötigt man einiges an Basis Know-How und gerade anfangs auch nicht unbeträchtliche finanzielle Mittel, um die nötige Ausstattung zu besorgen. Je nachdem, ob man über einen Imkereiverein Zugang zu verschiedenem Gerät hat oder nicht, können sich die Kosten für Bienen-Zargen, Honigschleuder, Wachsplatten, Rähmchen usw. dabei auf mehrere Hundert oder sogar Tausende Euro belaufen (nach oben sind die Grenzen offen  ). In Laufe der Zeit können diese aber durch den Honigverkauf wieder amortisiert werden und: „Je mehr man selber macht, umso billiger wird es auch.“ 

Was das notwendige Wissen angeht, so sei es zwar theoretisch möglich, einfach mal so zu starten, aber sowohl Martina als auch Viktoria waren sich einig, dass gerade bei den Kursen nicht gespart werden sollte: „Man übernimmt ja auch eine gewisse Verantwortung, weil es Lebewesen sind“. Angeboten werden Imkereikurse in NÖ zum Beispiel in der Imkerschule Warth-Aichhof, aber auch in Wien im Donaupark kann man Imkern lernen.  

Auch der richtige Standort ist ein wichtiger Faktor beim Imkern. Schön sonnig und gleichzeitig geschützt soll er sein – dann beginnen die Bienen früher zu fliegen und das bedeutet am Ende auch mehr Honig. 

Foto: Viktoria Lebwohl

Auf die Frage, ob es nur mein Eindruck ist, dass immer mehr Frauen zu Imkern beginnen oder ob es vielleicht eh schon immer ein „weibliches Hobby“ war, ernte ich Schmunzeln. Martina bestätigt mir, dass bei ihr im Verein der Frauenanteil in den vergangenen Jahren zwar stetig gestiegen ist. Beide Imkerinnen sind sich aber auch einig, dass das Gros der Bienenbegeisterten nach wie vor vorwiegend aus weißen, älteren Männern jenseits der 60 besteht, die das „teilweise schon seit 20 bis 25 Jahren machen und extrem viel Erfahrung haben, die sie dann weitergeben“. Mögliche Gründe dafür sehen die beiden neben dem sich verändernden Frauenbild vor allem darin, dass Imkern eine körperlich sehr anstrengende Tätigkeit ist, die viel Kraftaufwand fordert. Dass dies grundsätzlich kein Hindernis sein muss, zeigen die beiden vor, allerdings „sollte man sich immer überlegen, wie das dann in der Praxis aussieht“ und entsprechende Vorkehrungen treffen. 

In Sachen Diversity kann man also noch ein bisschen was machen beim Imkern… Generell scheint es aber immerhin genügend jungen Nachwuchs zu geben. Die nächsten Honigbienengenerationen sind also gesichert. 

Foto: Viktoria Lebwohl