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Partnerinnen & Partner

Nachgefragt bei EZA Fairer Handel GmbH

Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec

Die Grundgedanken der alternativen Wirtschaftsweise sind transparent, solidarisch, weltoffen und fair.

EZA Shop in Köstendorf mit Marktleiterin und vielen fairen Produkten in den Regalen
EZA Shop in Köstendorf

Die EZA Fairer Handel GmbH wurde 1975 in Salzburg gegründet und brachte damit den Fairen Handel nach Österreich. Sie ist Pionierin im Fairen Handel und Österreichs größte Importorganisation für fair gehandelte Produkte.

Durch die Praxis des Fairen Handels werden die Menschen hinter den Produkten gestärkt und benachteiligte ProduzentInnen in Ländern des Globalen Südens können ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen verbessern. Die Grundgedanken der alternativen Wirtschaftsweise sind transparent, solidarisch, weltoffen und fair. Die EZA orientiert sich als Gesamtunternehmen an den 10 Prinzipien der internationalen World Fair Trade Organisation. Diese Grundlage der Zusammenarbeit bietet den Handelspartnern neue Chancen.

Wir haben nachgefragt bei der Geschäftsführerin Daniela Kern und der Marketingleiterin Laura Laban:

Die EZA arbeitet mit 140 Partnerorganisationen aus Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und dem Nahen Osten zusammen. Wie entstehen neue Handelspartnerschaften und welche Schritte braucht es, bis eine verbindliche Partnerschaft besteht?

Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Prozesse: Einmal im Lebensmittelbereich und einmal im Kunsthandwerk- und Textilbereich. Im Bereich der Lebensmittel nehmen wir fast ausschließlich Fairtrade-zertifizierte Organisationen, da diese schon einen gewissen Prozess beinhalten und die Grundsätze von fairem Handel werden durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT geprüft. Wir haben auch Organisationen dabei, die nicht Fairtrade-zertifiziert sind. Sie entsprechen aber alle denselben Kriterien. Es geht dann im Weiteren um das Produkt, den Geschmack und die Qualität.

Bei Handwerk, Kunsthandwerk und Mode arbeiten wir direkt vor Ort mit den Produzentinnen und Produzenten zusammen. Da ist die Voraussetzung, dass der Einkauf und jemand von der Partnerbetreuung vor Ort ist und sich genau ansieht, wie dort gearbeitet wird.

Wir richten uns an den 10 Prinzipien der World Fair Trade Organisation (WFTO) aus, die wie ein Verein organisiert ist und regelmäßig Überprüfungen (sogenannte Monitorings) bei allen Mitgliedern (auch bei uns) durchführt. Da es aber keine direkte Zertifizierung ist, wird es nicht auf das Produkt angewendet – wie bei Fairtrade – sondern eben auf das Unternehmen oder die Organisation. Da sind wir auch als EZA stärker gefordert. Deswegen haben wir eine eigene Abteilung namens „Partnerorganisationen im Süden“. Die Abteilung macht dieses Monitoring regelmäßig, um sicherzustellen, dass die Kriterien eingehalten werden.

Durch das Fair Trade Siegel erkennen wir KonsumentInnen fair gehandelte Produkte. Mit dem Erwerb dieser Produkte wird den ProduzentInnen ermöglicht, besser zu leben und faire Arbeitsbedingungen vorzufinden. Wie überprüfen Sie, ob Ihre Kriterien eingehalten werden und die Erlöse tatsächlich bei den ProduzentInnen landen?

Durch das Fairtrade-Siegel brauchen wir das nicht überprüfen, weil die Einhaltung der Kriterien von FLOCERT geprüft wurde bzw. im zwei bis drei Jahre-Rhythmus von FLOCERT auditiert werden. Jeder, der dieses Siegel verwenden will, braucht diese FLO-ID, eine internationale Identifikationsnummer von ProduzentInnen, HändlerInnen und Lizenznehmerinnen. Dazu gibt es eine Datenbank, wo man auch nachschauen und nachprüfen kann.

Die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT überprüft vor Ort, ob ProduzentInnen und HändlerInnen die Fairtrade-Standards einhalten und die sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards erfüllen und die Partnerorganisationen den festgelegten Mindestpreis und die Fairtrade-Prämie ausgezahlt bekommen. FLOCERT ist ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen und Tochtergesellschaft von Fairtrade International.

eza Plakatwand

Es gibt ein breites Angebot an EZA-Produkten: z.B. Lebensmittel, Handwerksartikel, Fair Fashion und Bio-Kosmetik. Wie hoch ist der Anteil an Produkten aus kontrolliert biologischem Anbau, die das Fair-Trade Siegel tragen?

Im Lebensmittelbereich sind es 99,9% unserer Produkte, die das Fairtrade-Siegel tragen. Nachdem nur Rohstoffe, wie Kaffee, Kakao, Tee, aber auch Zucker und Baumwolle von FLOCERT zertifiziert werden, tragen auch nur die Produkte das Siegel, in denen diese Rohstoffe verarbeitet werden. Dabei gilt für uns, dass alles, was fair gehandelt werden kann, auch fair gehandelt sein muss. Wenn wir also eine Milchschokolade verkaufen, ist der gesamte Kakao und der gesamte Zucker aus Fairem Handel. Rohstoffe, wie Milch, beziehen wir so regional wie möglich und natürlich auch alles biologisch.

Unsere Mode ist Fairtrade-zertifiziert, weil wir ausschließlich Mode aus fairer Baumwolle führen. Diese ist zusätzlich GOTS-zertifiziert.

Die Handwerksartikel können nicht Fairtrade-zertifiziert werden, weil die Rohstoffe dafür nicht in der Liste der zertifizierbaren Rohstoffe sind. Das ist z.B. bei Schmuck der Fall. Deswegen wenden wir hier die Kriterien der WFTO und das Monitoring an. Einziges Handwerksprodukt, das auch Fairtrade-zertifiziert ist, sind unsere Bälle. Hier ist das Leder im Ball der Rohstoff, der zertifiziert ist.

Unsere Biokosmetik besteht zu einem großen Teil aus Lebensmitteln, die wir auch für unsere Produkte beziehen. Daher beinhalten sie z.B. Arganöl, Grünen Tee oder Kardamom. Diese Rohstoffe stammen aus fairem Handel, können aber bei Kosmetik nicht zertifiziert werden. Daher trägt die Kosmetik das Siegel der zertifizierten Bio-Kosmetik.

Wo kann man in Österreich überall EZA-Produkte kaufen? Welche Produkte sind am beliebtesten?

In den 86 Weltläden in Österreich, einen Teil der Lebensmittel bietet auch der Lebensmitteleinzelhandel an. Natürlich gibt es die EZA-Produktpalette auch in unserem Webshop. Die größte Nachfrage haben wir bei Kaffee und wir haben viele Kundinnen und Kunden, die schon seit über 20 Jahren unseren Kaffee, insbesondere den Orgánico täglich auf ihrem Frühstückstisch genießen.

Der Bereich Mode ist zurzeit eine Herausforderung. Da hier starke Konkurrenz herrscht und der Absatz während der Corona-Pandemie eingebrochen ist, versuchen wir gerade, dieses Segment wieder zu stärken.

Als nachhaltig agierendes Unternehmen gibt es sicher auch am Standort hier in Köstendorf Angebote und Maßnahmen, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit fördern. Welche sind das genau und gibt es geplante Vorhaben?

Das Gebäude ist 2005 innovativ und nachhaltig gebaut worden. Wir haben bei der Heizung eine Betonkernaktivierung. Zudem bieten wir unseren MitarbeiterInnen von Montag bis Donnerstag ein biologisches Mittagessen mit regionalen Produkten an. Über eine Bürgerinitiative haben wir eine PV-Anlage auf einem Teil des Daches installiert und beziehen darüber hinaus Ökostrom.

„Es gibt viele Sachen, die bei uns selbstverständlich sind, wie z.B. Mülltrennung, Verwendung von Recycling-Papier, regionaler Einkauf von Lebensmitteln und Produkten uvm.“

Daniela Kern

Welche Vision haben Sie für EZA für die kommenden Jahre? Welche Handelssegmente werden Ihrer Meinung nach größere Nachfrage verzeichnen bzw. wie sehr wird die derzeitige schwächere Kaufkraft Sie und damit Ihre ProduzentInnen treffen?

„Die Vision, die ich für die EZA habe, ist, dass jede Speise oder jedes Getränk, die/das in Österreich konsumiert wird, zumindest zu einem Teil unsere Produkte beinhaltet. Natürlich kann man Kaffee oder Schokolade günstiger kaufen, aber nach meiner Einschätzung ist es nicht existenzgefährdend, ob ich als KonsumentIn für das Kilo Kaffee € 10,– oder € 19,– bezahle. Auf den ersten Blick ist es fast das Doppelte, tatsächlich bewegen wir uns im Cent-Bereich, wenn man es auf die konsumierte Menge Kaffee pro Tag umrechnet.

Daniela Kern

Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, dass jedeR bei den Produkten, die er/sie selbst konsumiert und verbraucht, etwas Rücksicht nimmt, wie etwas produziert wurde. Ganz nach dem Motto: „Ich tue mir was Gutes und indem ich mir was Gutes tue, tue ich auch jemand anderem viel Gutes und nehme niemandem etwas weg.“

Daniela Kern

Wir sind im Fachhandel, vor allem in den Weltläden – in denen wir 20-25% Umsatzanteil haben – zu finden. Danach kommt der Lebensmittelhandel. Der Rest teilt sich auf viele kleine Biomärkte und Büroorganisationen auf. Das ist gut so und hat den Vorteil, dass man Schwankungen nicht so ausgesetzt ist.

Im Vergleich zu den Corona-Jahren 2020 und 2021, wo die Gastronomie viel geschlossen hatte, haben wir zu Hause mehr und besser gekocht und ab Hof eingekauft. Die regionalen Läden und Bio-Läden, die davon profitiert haben, haben damals bis zu 300% Umsatzzuwachs pro Monat gemacht. Natürlich normalisiert sich das wieder.

 „Ich glaube nicht, dass der/die KonsumentIn sich anders verhält, sondern das Dazwischen hat sich verändert. Corona hat das Kaufverhalten sehr stark beeinflusst und jetzt normalisiert sich das wieder. Natürlich spüren wir die geringe Frequenz im Lebensmittelhandel und bei den Weltläden, dafür gibt es andere im Lebensmittelbereich wie z.B. die Gastronomie oder die Hotellerie, die wieder Umsatzzuwächse haben“

Daniela Kern

Wir können es schaffen, das Soziale, das Wirtschaftliche und das Klima in Einklang zu bringen. Selbst der Espresso Italiano (€ 22,–/kg) kostet weniger als die Hälfte im Vergleich zu Kapselkaffee. Da ist noch viel Luft nach oben.

Kurz nachgefragt:

Lieber Kaffee oder Tee?
Daniela K.: Kaffee / Laura L.: Tee

Was war bisher Ihr prägendster Job?
Daniela: Tätigkeit bei EZA / Laura: Tätigkeit bei EZA

Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen…
Daniela: Kreativität / Laura: handwerkliches Geschick

Was war bisher Ihre spannendste Begegnung?
Daniela: ehrenamtliches Engagement für fairen Handel der Menschen auf einer Veranstaltung / Laura: KaffeeproduzentInnen aus Uganda

Wenn es die Zeit zulässt – was ist Ihre liebste Freizeitbeschäftigung?
Daniela: Laufen / Laura: Lesen

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Daniela: Meinen Mann, gute Schokolade und Prosecco / Laura: Meinen Partner, ein Buch und Schokolade

Ihr liebstes Fach in der Schule?
Daniela: Mathematik / Laura: Französisch

Welche Eigenschaft an Menschen schätzen Sie besonders bei der Zusammenarbeit?
Daniela: Ehrlichkeit / Laura: Ehrlichkeit


Aktualisiert am 24.11.2023