Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano
Interview mit Mag. Karin Kuranda, endlos fesch
Hochwertige DesignerInnen-Kleidung kann frau sich jetzt ausleihen. endlos fesch, die erste „Fashion Library“ in Wien, verleiht Designer-, Vintage- und andere Kleidungsstücke für jeden Anlass.
Hochwertige DesignerInnen-Kleidung kann frau sich jetzt ausleihen. endlos fesch, die erste „Fashion Library“ in Wien, verleiht Designer-, Vintage- und andere Kleidungsstücke für jeden Anlass. Auch viel nachhaltig und fair produzierte Kleidung von lokalen ModemacherInnen ist mit dabei. So leistet endlos fesch einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Eindämmung des Kleidungsmülls und ihre Kundinnen profitieren von mehr Abwechslung im Kleiderschrank.
Entstanden ist die Idee von uns zwei Gründerinnen Karin Kuranda und Jessica Neumann aus gemeinsam organisierten Kleidertauschpartys und einem Fotoprojekt namens „Fesch in Second Hand“, mit welchen wir Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit in der Mode schaffen wollten. Das ging uns aber nicht weit genug.
Mit endlos fesch orientieren wir uns an bestehenden Modebibliotheken in Deutschland und Skandinavien, um den Lebenszyklus der Kleidung wesentlich zu verlängern.
Mitte November wurde endlos fesch für das innovative Denken und Engagement mit der Ehrung als „Nachhaltige Gestalterinnen 2018“ in der Kategorie „Meilensteine Ökologie“ ausgezeichnet.
Eröffnet hat endlos fesch – the Fashion Library Vienna im Juni 2017 und hat derzeit mehr als 120 Kundinnen. Wie funktioniert Ihr Konzept im Detail? Wie und was kann ich mir ausleihen?
The Vienna Fashion Library ist ein „Kleiderschrank“ mit besonderen Teilen – von lokalen DesignerInnen genauso wie von großen Marken aus der ganzen Welt. Mit einer guten Portion Vintage zwischendrin. Darin findet man exklusive Partykleider, trendige Streetwear aber auch lässige Büromode- und jeden Monat kommen neue Designerstücke dazu. Die Kleidung ist natürlich saisonal, beim Pop Up im Winter gibt es keine Sommerteile oder umgekehrt. Neu im Angebot hatten wir diesen Winter auch Ballkleider und Cocktailkleider.
Unser Konzept ist kinderleicht. Beim Endlos Fesch Pop Up trifft frau ihre Auswahl aus über 450 Kleidungsstücken. Frau leiht sich trendige Designer- und Markenteile zu einem unschlagbaren Preis und hat 4-8 Wochen viel Freude beim Tragen der Schätze. Nach Ende der Leihfrist kann die Kleidung einfach zum nächsten Pop Up mitgebracht oder an der Rezeption vom Impact Hub Vienna oder im Ladenkonzept in der Kolin-Gasse hinterlegt werden.
In Wien findet jeden Monat ein Endlos Fesch Pop Up statt – ein Glas Prosecco, gute Musik und lockere Stimmung inklusive und unsere Stylistinnen sorgen dafür, dass alle sicher die Kleidung finden, die im Moment zu Gesicht, zur Stimmung und zum Anlass passen.
Sie bieten derzeit auch Kleidungsstücke von sechs nachhaltigen DesignerInnen an. Nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus?
Uns ist besonders wichtig, wie die Kleidung produziert wird: es soll fair und sozial auf regionaler Ebene produziert werden und es sollen faire Löhne und Preise bezahlt werden.
Natürlich liegt uns auch das innovativ Design am Herzen und ob Upcycling-Methoden verwendet werden. Das innovative TheShirtconcept von MaMaMu zum Beispiel ist eine Bluse, die durch Druckknöpfe wandelbar ist und daher immer wieder neu getragen werden kann. Das finden wir toll!
Das Konzept ist sehr innovativ und stellt Sie logistisch sicher vor die eine oder andere Herausforderung. Gibt es eine interessante Erfahrung, die Sie mit dem Ausleihen der Kleidungsstücke gemacht haben?
Zuallererst muss ich dazu unseren Kundinnen danke sagen! Selten bis nie kommt es vor, dass Kleidungsstücke beschädigt zurückkommen. Das bedeutet für uns, dass die Kundinnen die Kleidung wertschätzen und gut damit umgehen. Manchmal kommt es sogar vor, dass die Kundin sich in das Kleidungsstück verliebt und es behalten möchte. Das freut uns sehr, denn es zeigt, dass die Kundinnen sich mit dem neuen Outfit wohlfühlen.
Und wir haben auf unseren Events gelernt, dass wir, wenn es draußen mehr als 30 Grad hat und drinnen ca. 35 Grad, mehr Cocktails verkaufen als Kleider verleihen
Sie haben sich auch vor endlos fesch viel mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Mode beschäftigt. Welche Erkenntnis haben Sie nach dem „nachhaltigen“ Blick auf die Mode und das Fashionbusiness gewonnen? Was sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme?
Die größten Probleme in der Fashionbranche sind sicherlich, wie und unter welchen Bedingungen die Kleidung hergestellt wird: Unfaire Bezahlung, Kinderarbeit, schlechte und umweltschädigende Arbeits- und Produktionsbedingungen. In Indien sagt man, dass man die Trendfarbe der nächsten Saison an der Farbe des Flusses erkennt. Das ist schrecklich! Jemand im globalen Süden bezahlt den Preis für unser billiges Fast Fashion T-Shirt um 5 EUR. Die Industrie und die Unternehmen sollten sich auf nachhaltige Erzeugung sowie auf ein Design umstellen, das gleichzeitig modisch ist aber auch der zirkulären Wirtschaft entspricht. Falls das Kleidungsstück nicht mehr getragen wird, soll es zu 100 % wiederverwendbar und wiederverwertbar sein. Dies ist im Moment leider nicht der Fall.
Auch wir kaufen viel zu viel Fast Fashion, die nur wenige Male getragen wird, bevor sie weggeworfen wird.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass wir Kleidung miteinander teilen – als Teil der sharing economy.
Erstaunlicherweise ist es so, dass der Großteil der Menschen in Österreich über die negativen Seiten von Fast Fashion Bescheid weiß (laut einer Umfrage von Greenpeace aus 2017). Leider werden beim Einkauf Faktoren, wie zum Beispiel faire Bezahlung oder menschenwürdige Arbeitsbedingungen, meist außer Acht gelassen. Im Vordergrund stehen Convenience und der niedrige Preis. Darunter leiden nicht nur die ArbeiterInnen vor Ort, sondern auch die Umwelt. Und die lokalen und regionalen DesignerInnen haben daher noch immer mit niedrigen Umsätzen und kleinen Absatzmärkten in Österreich zu kämpfen. Diese zu unterstützen ist uns ein großes Anliegen. Denn wer lokal oder regional leiht oder kauft, lebt nachhaltiger und ermöglicht allen ein gutes Leben.
Kurz nachgefragt:
- Ohne was würden Sie nie das Haus verlassen?
Mein Handy und einen Lippenstift/Lippenbalsam. - Als Accessoire bevorzugt: Tasche oder Schmuck?
Taschen auf jeden Fall, denn die kann frau auch als passendes Statement gut einsetzen. - Ihr Berufswunsch als Kind?
Lehrerin oder Modedesignerin. Spannend, weil ich habe meine Ausbildung zur AHS Lehrerin auf der Uni Wien absolviert und jetzt mit endlos fesch bin ich dann doch in der Mode gelandet. - Was findet sich immer in Ihrem Kühlschrank?
Prosecco und Schokolade - Wer oder was hat Ihren Lebensweg bedeutend beeinflusst?
Viele Menschen, aber hauptsächlich meine starken weiblichen Vorbilder aus der Familie: meine Mutter und meine Omas, die mir schon von klein an vorgelebt haben, dass wir als Frauen unabhängig, selbstbestimmt und gleichberechtigt auftreten können, sollen und müssen. Diese feministische Haltung prägt mich heute stark in meinem täglichen Handeln. - Blog oder Podcast?
Ich lese lieber Blogs. Mode wird durch Bilder übermittelt und das macht mir mehr Spaß. - Der Film, den Sie zuletzt gesehen haben und im Kopf geblieben ist?
Die aktuelle österreichische Komödie „Love Machine“, weil es mit Genderrollen und Mustern spielt und gleichzeitig auf lustige Art zeigt, dass die Gleichberechtigung in Österreich noch recht weit hinten ist…das fand ich witzig aber auch schade. - Welches Produkt haben Sie sich zum ersten Mal bewusst nur ausgeliehen? Früher haben wir doch alle etwas nur ausgeliehen – ich habe dabei mit LPs/CDs angefangen und bin dann auf Kleider und Schuhe umgestiegen.
- Ihr Nachhaltigkeitstipp in puncto Mode?
Es sind zwei. Vor einem Neukauf eines Kleidungsstückes frage ich mich immer: habe ich das nicht schon so ähnlich zu Hause und brauche ich es wirklich? Im eigenen Kleiderschrank findet frau oft genau das Passende! Zweiter Tipp: Alles kommt wieder in Mode, daher ziehe ich gerne Vintagekleidung an, die geben dir eine besondere Note, haben eine Geschichte und sind nachhaltig! Dafür ist es wichtig, die Kleidung gut zu behandeln, das heißt weniger oft und nur mit wenig Grad in der Waschmaschine waschen (und keinen Trockner verwenden und nicht bügeln). Jeder Kaschmirpulli wird es dir danken. - Was wird ihr Faschingskostüm 2019?
Ich muss gestehen, ich mag Halloween lieber. Letztes Jahr war ich als „Black Spider Lady“ ganz trendig im schwarzen Kleid und einer Spinne am Kopf (als Hut) mit meiner kleinen Nichte zum Kürbis-Schnitzen.