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Partnerinnen & Partner

Interview mit Elisabeth Koppensteiner

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Elisabeth Koppensteiner ist Gründerin und Geschäftsführerin der Firma Gartenleben, Mitbegründerin der Aktion „Natur im Garten“ und Initiatorin des NÖ Gartentelefons.

Elisabeth Koppensteiner beim Zimmerpflanzen gießen im Büro
Elisabeth Koppensteiner lebt für den Naturgarten

Elisabeth Koppensteiner, MSc, ist Gründerin und Geschäftsführerin der Firma Gartenleben in Zwettl und vormals langjährige Fachbereichsleiterin Garten und Boden bei „die umweltberatung“ und Projektleiterin bei der Aktion „Natur im Garten“, Mitbegründerin der Aktion „Natur im Garten“ und Initiatorin des NÖ Gartentelefons.

Im Interview erzählt sie über ihr Engagement für das biologische Gärtnern, ihr Unternehmen und ihre innovativen Produkte für HobbygärtnerInnen.

Kein Geheimnis macht sie auch aus ihrer absoluten Gartenleidenschaft und ihrer Überzeugung zur positiven Lebenseinstellung. Sie verrät uns zudem ihre persönlichen Tipps und Erfahrungen mit ihrem nachhaltigen Lebensstil.

Innovativ und voller Tatendrang – so bist Du weithin bekannt! Was war aus Deiner Sicht das bisher erfolgreichste Projekt oder Vorhaben, welches Du umgesetzt hast? Was ist Dir dabei  besonders gut gelungen bzw. worauf bist Du stolz?

Das ganz besondere Projekt ist schon „Natur im Garten“, wo ich damals gemeinsam mit Peter Santner von der Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft des Landes NÖ das Konzept geschrieben habe mit allen Modulen, die das Projekt jetzt so erfolgreich machen. Es ist ein schönes Projekt: Man redet über wundervolle Gärten, Schaugärten und es gibt viele Partnerbetriebe. Mittlerweile ist „Natur im Garten“ ein internationales Projekt geworden, was ich damals auch noch mitaufgebaut habe. NÖ ist als das „Naturgartenland“ auch im Ausland sehr bekannt. Mein Ziel, das biologische Gärtnern so bekannt zu machen wie die Bio-Landwirtschaft ist mit dem Projekt „Natur im Garten“ schon sehr gut gelungen. Viele MitstreiterInnen haben das ermöglicht, allem voran der jetzige Innenminister Mag. Wolfgang Sobotka, der das Projekt sehr gut mitgetragen hat.

Du bist ja nicht nur beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit tätig, sondern auch selbst ein sehr naturverbundener, nachhaltig lebender Mensch. Du bist Besitzerin eines großen Gartens mit viel Obst und Gemüse, schaust bei der Ernährung auf gesunde und biologisch produzierte Lebensmittel, kaufst nachhaltige Produkte ein und lässt auch gerne Dein Auto zu Hause stehen und radelst täglich ins Büro. Was würdest Du jemanden empfehlen, der gerne nachhaltiger leben möchte? Wo soll er/sie am besten anfangen und was ist Dir besonders leicht gefallen?

Ich wollte immer Rad fahren und habe es nie geschafft, dann habe ich mir ein E-Radl gekauft und seitdem fahre ich wirklich mit Begeisterung in die Arbeit, obwohl ich 17 km habe. Ich lasse mich nicht einmal bei Regenwetter davon abhalten, es kommt nur auf die richtige Kleidung an. Da war ich selbst überrascht, dass mich das so begeistern kann.

Und natürlich das Garteln mit viel Bewegung in der frischen Luft. Man kann frisches Obst und Gemüse ernten und es gibt immer Gutes zum Naschen aus dem Garten. Auch Zimmerpflanzen sind mir wichtig und wir haben ein Büro mit vielen Grünpflanzen.

2010 hast Du die Firma Gartenleben in Zwettl gegründet und als neue Idee einen sogenannten „Komposttee“ entwickelt. Was ist dabei die Besonderheit und wie wird dieser überhaupt angewendet?

Elisabeth Koppensteiner, MSc: Ja, wir haben die Idee zum „Komposttee“ wirklich erfunden, denn es hat diesen zwar früher gegeben, aber nicht in Teesackerl abgefüllt. Wir haben die Kompostmischung getrocknet und somit haltbar gemacht, das erleichtert die Anwendung. Und dazu haben wir das optimale Mischverhältnis in zahlreichen Versuchsreihen nach wissenschaftlichen Anordnungen ausprobiert und von der BOKU testen lassen.

Komposttee ist ein Dünger, welcher Mikroorganismen wieder zu den Pflanzenwurzeln hinein bringt, so werden die Pflanzen von innen heraus gestärkt. Bildlich kann man sich das so vorstellen: Die Mikroorganismen klammern sich an die Pflanzenwurzeln an und verhindern so, dass Krankheitskeime an den Wurzeln andocken können, weil ja die Plätze schon durch die Mikroorganismen belegt sind.

Die Basis ist in allen Bioguss-Sorten Regenwurmhumus, dabei werden die Würmer speziell mit Pferdemist und Bio Luzerne gefüttert. Der Wurm Kot wird dann mit Nährstoffen, Kräutern und Steinmehl vermischt. Die enthaltenen Mikroorganismen sind in einem Dauerstadium, sie schlafen quasi und vermehren sich dann bei Kontakt mit Wasser explosionsartig. Der Unterschied bei den einzelnen Komposttee-Sorten sind die Kräuter. So wird z.B. beim Blütenguss Baldrian zugesetzt, dieser sorgt für volle Blütenpracht. Grünguss enthält mehr Brennnessel, welche das Grünwachstum fördert und die Pflanzen stärkt uvm.

Angewendet wird der Komposttee ganz einfach, indem man die Teesackerl in eine mit Wasser gefüllte Gießkanne hängt, über Nacht stehen lässt und am nächsten Tag die Pflanzen damit gießt. Von der Menge wäre 1 Liter Wasser für 1 Teesackerl (aus der Minipackung) ausreichend. Besser ist es aber die Sackerl in einer 5 l Gießkanne anzusetzen, da sich die Mikroorganismen in mehr Wasser noch besser vermehren können.  Gegossen kann einmal  pro Woche oder alle zwei Wochen werden, je nachdem ob man auch eine sanfte Düngerwirkung haben will.

Elisabeth Koppensteiner präsentiert ihren Komposttee

Du hast mit Deinem Unternehmen bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten wie z.B. den 1. Platz beim Trigos NÖ, jeweils einen 3. Platz beim Trigos Österreichs, beim RIZ Genius, den Staatspreis Unternehmen für Familien und auch eine international Auszeichnung – den Taspo Awards 2013. Über welche dieser Auszeichnungen hast Du Dich besonders gefreut?

Ich habe mich über jede Auszeichnung gefreut, weil unsere innovativen Ideen anerkannt und angenommen wurden – das ist schön! Wir fahren immer gemeinsam als Team zu den Verleihungen, weil wir das genießen wollen und uns gerne feiern lassen. Jeder Preis ist wichtig, egal ob im Bereich Nachhaltigkeit, Wirtschaft oder Familienfreundlichkeit im Unternehmen. Generell schaue ich in meiner Firma darauf, dass wir sowohl die Ökologie (100 % Bio-Produkte) und die Ökonomie abdecken, aber auch das soziale Arbeitsklima nicht zu kurz kommt.

Besonders gefreut habe ich mich über einen persönlichen Preis, den Liese Prokop Preis im Bereich Wirtschaft, welcher für Unternehmerinnen ein toller Erfolg ist.

Wie passen diese Auszeichnungen zu Deiner Unternehmensphilosophie? Was ist Dir in Deiner Firma und in der Zusammenarbeit mit den MitarbeiterInnen besonders wichtig?

Mir ist wichtig, dass Frauen einen guten Job haben. Generell ist mir wichtig, dass es gute Arbeitsplätze im Waldviertel gibt, wo man davon leben kann. Und weil ich nach wie vor davon überzeugt bin, wenn ich motivierte Leute habe, dass es dem Betrieb das Meiste bringt.

Die MitarbeiterInnen bekommen „Zuckerl“ wie einen extra Urlaubstag, bezahlten Betriebsausflug oder eine Prämie. Das Allerwichtigste ist unsere Teamkultur und ein gutes, ehrliches und wertschätzendes Miteinander.

Auch mit der Umgebung und den Geschäftspartnern wird das so gelebt. Ich will ehrlich sein. Ich will ehrlich von unseren Geschäftspartnern behandelt werden und ich will sie auch ehrlich behandeln.

Zu 100 % nachhaltig! Wir sind nicht nur bio zertifiziert, sondern auch bio infiziert, weil uns das wichtig ist. Die Verpackungen sind kompostierbar oder bei den Großgebinden die PE-Kübel wieder verwendbar. Alle Zutaten für die Kompostteemischungen sind aus der Region und auch die Produktion und der Druck erfolgen mit regionalen Firmen. Wir arbeiten regelmäßig mit Sozialprojekten wie z.B. die Caritas Zwettl zusammen, die für uns abpacken. Im Betrieb haben wir zwei Lehrlinge und zwei UmschulerInnen, die Bürokauffrau lernen und zwei davon mit besonderen Bedürfnissen.

Welche Ziele hast Du Dir für die nächsten Jahre gesetzt und wo siehst Du Deine Firma in 5 Jahren? Gibt es innovative Vermarktungsideen für Deine Produkte? Und gibt es überhaupt schon Überlegungen einmal in Pension zu gehen oder möchtest Du in Deiner Firma aktiv bleiben?

In 5 Jahren – da kann viel passieren! Was mir als erstes einfällt ist, dass die Fachhochschule Wieselburg gerade ein Konzept erstellt um mit unserem „Hundetee“ nach New York zu gehen. Auch das Gartentelefon wird in 5 Jahren noch gut laufen, derzeit haben wir durchschnittlich 40.000 Anrufe und Kontakte pro Jahr.

Zukünftig bedeutender wird für uns der Online-Shop, welchen wir noch besser gestalten wollen. Und wir haben unsere Produkte bei Bellaflora und in vielen kleinen Gärtnereien gelistet. Auch in Bioläden wie z.B. Unterm Hollerbusch in Zwettl, SONNENTOR Geschäft in Wien uvm. sind wir vertreten. Dazu  haben wir auf unserer Homepage unter www.gartenleben.at eine aktuelle Bezugsquellenliste zum Nachschauen. In anderen Online-Plattformen wie z.B. myproduct oder Amazon ist unser Sortiment ebenso erhältlich.

Wir wollen unsere Vermarktung jetzt noch mehr für das Städtische Gärtnern erweitern, weil wir den Trend zum urban gardening beobachtet haben. So haben z.B. Studenten ihre eigenen Paradeiserpflanzerl am Balkon oder Kräuter auf der Fensterbank. Unsere Idee ist es ein spezielles Angebot zu haben und so haben wir jetzt kleinere Packungen (mit 8 Kompostteesackerl) produziert.

Ein Ziel ist es auch, mit unserem rein biologischen Tee für Pflanzen den sogenannten chemischen Düngermarkt in Zugzwang zu bringen. Weil unser Komposttee ist einer der ersten biologischen Dünger, die aus 100 % Bio-Zutaten bestehen, und das ist die Besonderheit. Hingegen sind die zertifizierten Bio-Dünger zum großen Teil nur für den Bio-Landbau zugelassen, aber bestehen selbst nicht immer aus Bio-Zutaten (wie z.B. Zuckermelasse oder Weintrester). Auch wenn wir nur eine ganz kleine Firma sind, wollen wir mit gutem Beispiel voran gehen und vorzeigen wie es gehen kann.

Fast 3 Jahre sind es noch bis ich 60 bin. Als Selbstständige kann ich dann weitermachen, daher nehme ich an, dass ich weiterarbeiten werde. Nur dann halt keine 60 Stunden Wochen mehr, das wäre schon mein Ziel.

Kurz nachgefragt:

Deine liebste Pflanze?

Kirschenbaum

Wo oder wobei kannst Du nach anstrengenden Arbeitsphasen wieder Kraft tanken?

beim Heimfahren mit dem Radl und bei der Gartenarbeit

In welchem Land würdest Du gerne einmal länger Urlaub machen?

irgendwo am Meer

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würdest Du gerne einmal plaudern?

Albert Einstein (wenn es noch möglich wäre)

Schweinsbraten oder Gemüsecurry?

Schweinsbraten

Was war Dein Berufswunsch als Kind?

Frisörin, später Chemielaborantin

Welches Talent hättest Du gerne?

Kabarett aufführen können

Ein Buch, das Dich besonders begeistert hat?

„Die Intelligenz der Pflanzen“ von Stefano Mancuso und Alessandra Viola

Was ist Glück für Dich?

mit mir selbst zufrieden sein und zu spüren, dass man ein Teil vom Universum ist

Dein Lieblingsplatz in deinem Garten?

der Steg beim Teich