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Interview mit DI Helene Pattermann, Zero Waste Austria

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Die Idee waren Projekte, vorwiegend zum Thema Lebensmittelverschwendung zusammenzubringen, Kooperationen zu fördern und sich gegenseitig weiter zu helfen. Heute geht es darum, nachhaltige Lösungen und Lebensstile zu fördern.

Helene Pattermann von zero waste sitzt auf oranger Sitzecke in ihrer Wohnung.
Interview mit Helene Pattermann von zero waste

Im Juni 2015 startete Frau Pattermann Zero Waste Austria. Die Idee waren Projekte, vorwiegend zum Thema Lebensmittelverschwendung zusammenzubringen, Kooperationen zu fördern und sich gegenseitig weiter zu helfen. Heute geht es ihr darum, nachhaltige Lösungen und Lebensstile zu fördern, Aktivitäten bekannt zu machen und zu verbreiten. Das erklärte Ziel ist dabei, den Begriff Zero Waste in Österreich geläufig zu machen und Müllvermeidung als Teil der Unternehmenskultur zu fördern.

Zero Waste Austria ist in das internationale Netzwerk Zero Waste Europe eingebunden und seit September 2017 ein eingetragener Verein.

Frau Pattermann, zuallererst: Was bedeutet Zero Waste und wie sieht es aus, wenn man einen Zero Waste- Lebensstil führt?

Zero Waste bezieht sich nicht nur auf den Lebensstil, sondern es gibt auch Zero Waste Städte und ganze Konzepte, wie man als Gemeinde Zero Waste leben kann und auf Gesetzesebene etwas verändern kann. Leitpunkt von Zero Waste Austria ist dabei, möglichst ressourcenschonend zu sein. Beim Lebensstil selber geht es z.B. darum, möglichst ohne Verpackung einzukaufen, aber auch auf Second Hand und lange Lebensdauer von Produkten zu achten, zu schauen, wo Produkte überhaupt herkommen und sich zu fragen, ob bzw. wie wurden sie ressourcenschonend hergestellt?

Das Endziel ist, dass man einfach weniger Verpackung und Müll hat. Einerseits in jedem Haushalt, aber auch global gesehen.

Weil wir in unserer Wegwerfgesellschaft sowieso schon soviel konsumieren.

Ich persönlich schaue, was und wo ich einkaufe: verpackungsfrei hat Vorrang. Ich ziehe Papierverpackungen Einwegplastik vor und die Jause meiner Kinder ist unverpackt. Das Deo mache ich mir selber und die Wattepads im Badezimmer habe ich durch waschbare Alternativen ersetzt.

Und mir ist wichtig, dass Lebensmittel nicht verschwendet werden. Ich achte auf meine Sachen im Kühlschrank, friere Suppe ein, bevor sie schlecht wird. Ich versuche einfach wirklich alles, was einfach machbar ist.

Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr als Verein organisiert. Wie viele Mitglieder engagieren sich österreichweit? Was sind ihre neuesten Projekte?

Zero Waste Austria gibt es schon seit drei Jahren, aber als eingetragener Verein sind wir erst seit einem Jahr tätig. Wir sind ein kleines Kernteam, aber wir haben Zero Waste Austria BotschafterInnen in ganz Österreich verteilt. Außerdem haben wir über 200 Privatmitglieder und mehr als 40 Unternehmen, die bei uns mitmachen und die Zero Waste Ansätze in ihrer Organisation integrieren. Auch mit einer Gemeinde sind wir im Gespräch, um dort die Zero Waste Ansätze auf Gemeindeebene zu etablieren.

Als neues Projekt planen wir derzeit die Zero Waste Familien Challenge, ein gefördertes Projekt von „Wir für die Erde“, welches wir in der Nähe von Graz durchführen werden. Es werden 5 Familien ausgewählt, die wir dann ein halbes Jahr bei ihrem Zero Waste Leben begleiten werden. Diese Challenge wurde schon in anderen Ländern durchgeführt und war immer sehr erfolgreich. Interessant war dabei, dass die Familien es geschafft haben, sich ihr ressourcensparendes Verhalten langfristig zu bewahren. Sie haben weniger Verpackungen gekauft und weniger Lebensmittel weggeschmissen. Die Familien konnten aber auch ihr Umwelt und damit weitere Menschen stark beeinflussen. Wir hoffen es wird in Graz auch so sein.

Und das finde ich so interessant an der Zero Waste Bewegung: Der Zugang über die Verpackung und den minimalistischen Lebensstil spricht auch Leute an, die sich vorher nicht so stark für Umweltthemen interessiert haben.

Wir arbeiten auch an einem Projekt mit Hotels zusammen, wo wir gemeinsam mit der Österreichische Hoteliervereinigung und dem Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur einen Leitfaden zur Abfallvermeidung in österreichischen Hotels entwickeln werden. Derzeit sind wir in der Phase, wo wir die Hotels bei der Umsetzung von ressourcenschonenden Maßnahmen begleiten. Der Leitfaden wird öffentlich zugänglich sein und voraussichtlich Herbst 2019 erscheinen.

Zero Waste Austria engagiert sich auch im Unternehmensbereich. Sie möchten nachhaltigere Kreislaufkonzepte unternehmerisch erfolgreich umzusetzen und dadurch eine Zero Waste Gesellschaft in Österreich etablieren. Wie überzeugen Sie Unternehmen bei Ihrer Bewegung mitzumachen? Was planen sie noch für die Zukunft?

Das Gute ist: Wir müssen sie gar nicht überzeugen – sie kommen selber. Wir sind eine Bewegung und die Handelsunternehmen sehen, dass es die Konsumenten/innen interessiert, deswegen machen sie mit. Wir bekommen auch immer mehr Anfragen, weil es von der EU neue Gesetze und Aktionspläne in diesem Bereich gibt.

Derzeit haben wir ca. 40 Kooperationen mit Unternehmen, die zu einem der Bereiche von Zero Waste aktiv werden. Meist sind es kleine Unternehmen und Startups, wie z.B. Unverschwendet, die sich der Lebensmittelverschwendung annehmen oder „endlos fesch“, eine Fashion Library, wo man sich Damenmode ausleihen kann, oder die Wurmkiste, die die Eigenkompostierung der Bioabfälle ermöglicht.

Mit der Zero Waste Card sichern sich unsere Mitglieder Rabatte bei diesen Unternehmen. So fördern wir wiederum auch die Unternehmen.

Wir möchten in Zukunft verstärkt auch mit den größeren Unternehmen zusammenarbeiten. Denn wenn jetzt beispielsweise eine größere Handelskette etwas umstellt oder verpackungsfreiere Ware anbietet, dann hat das große ökologische Auswirkungen.

Sie haben vorher schon von Zero Waste auf Gemeindeebene gesprochen. Im Zero Waste Europe Netzwerk gibt es schon über 500 Gemeinden, die sich dem Zero Waste Masterplan verschrieben haben. Was bedeutet es eine Zero Waste Gemeinde zu sein? Welche sind die wichtigsten Schritte, die es zu setzen gilt?

Zero Waste Europe hat das Konzept der Zero Waste Gemeinde entwickelt, welches wir auch in Österreich implementieren möchten. Wichtig für eine Zero Waste Gemeinde ist es, in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung abfallvermeidende Lösungen zu erarbeiten. Wir von Zero Waste Austria können dabei mit Vorträgen, Workshops und Kontaktaufnahmen mit der Wirtschaft unterstützen.
In Gratwein-Straßengel ist derzeit ein Klimaschutzteam sehr aktiv, das diese Pilotaktion erstmals in Österreich umsetzen möchte.

Dort haben sich mehrere Unternehmen in der Gemeinde zusammengesetzt und ihre Zero Waste Maßnahmen umgesetzt: Im Hotel im Ort wurden keinen Einzelverpackungen mehr angeboten, in der Apotheke gibt es nur mehr unverpackte Zuckerl für die Kinder. Der Nähsalon macht darauf aufmerksam, dass sich nicht mehr passende Kleidung umnähen lässt.

Kurz nachgefragt:

  • Feueralarm: Was retten Sie mit zwei Händen?
    Kaffeebecher und Wasserflasche
  • Ihr Berufswunsch als Kind?
    Volksschullehrerin
  • Lieblingsessen?
    Mexikanisches Essen
  • Öffis oder Fahrrad?
    Die Kombination: mit dem Fahrrad zum Bahnhof.
  • Bei welchem Produkt, das sie alltäglich benutzen/benutzt haben, war der Umstieg auf Zero Waste am schwierigsten?
    Schwämme zum Geschirrspülen.
  • Sie sind kein Anhänger von…
    …dass man nur aufs Ganze gehen kann. Ich finde auch kleine Schritte sind wichtig.
  • Was würden Sie mit 1 Million Euro machen?
    Ein paar Leute anstellen und ein paar tolle Projekte verwirklichen.
  • Der Kürbis ist nicht wegzudenken aus der Herbstküche: Kürbissuppe oder Kürbisauflauf?
    Kürbis in allen Variationen. Kürbistorte schmeckt mir besonders gut.