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Grün heiraten – (m)eine Sommernachtsherausforderung

Beitrag von unserer Bloggerin Stefanie Reichl

Meine eigene Hochzeit wird dieses Jahr stattfinden. Da liegt es nahe, auch einmal einen kleinen Beitrag zum Thema „Green Weddings“ zu schreiben – persönliche Erfahrungen und Geständnisse inklusive… 

Brautpaar küsst sich draußen im Grünen bei Sonnenuntergang
Grüne Hochzeiten stellen eine Herausforderung da, aber machbar

Sommerzeit ist Hochzeitszeit! Auch meine eigene wird dieses Jahr stattfinden. Da liegt es nahe, auch einmal einen kleinen Beitrag zum Thema „Green Weddings“ zu schreiben – persönliche Erfahrungen und Geständnisse inklusive… 

Aber ist es wirklich wichtig, das Thema Umweltschutz auch beim Heiraten mitzubedenken?

„Ist das wirklich notwendig, bei nur einem einzigen Tag im Leben, dessen Organisation ohnehin schon so Herausforderung genug ist?“, werden sich manche von euch vielleicht fragen. 
Die Antwort ist (leider?) ja, denn eine durchschnittliche Hochzeit trägt so wirklich überhaupt nichts zur Verbesserung des ökologischen Fußabdruckes bei.

Das hat mehrere Gründe: 

Zum einen entsteht rund um Hochzeiten oft wahnsinnig viel Müll. Paare verschicken Save the Date-, Einladungen und Dankeskarten, Menükarten werden gedruckt und Plastikstrohhalme stecken in jedem Cocktail. Gastgeschenke landen nach der Hochzeit oft im Mülleimer. Und natürlich möchte man, dass sich die Gäste wohlfühlen, weswegen oft Goodies wie Flip Flops zum Tanzen, Ersatzstrumpfhosen, Regenschirme usw. zur Verfügung gestellt werden. Diese finden dann aber oft gar keine Verwendung und werden ebenfalls weggeworfen. Außerdem sind leider auch typische Hochzeitsbräuche, wie etwa Luftballons steigen zu lassen oder das Brautpaar mit Konfetti oder Reis zu bewerfen, alles andere als nachhaltig. 

Genaue Zahlen für Österreich konnte ich leider nicht finden, aber laut dem „Green Bride Guide“ fallen bei einer durchschnittlichen US-Hochzeit ca. 180 Kilogramm Müll an. Für einen einzigen Tag! WHAT?! 
Selbst wenn wir mal optimistisch davon ausgehen, dass österreichische Hochzeiten etwas weniger müllintensiv sind (und das halte ich für keineswegs garantiert), wird wohl auch hier jede Menge Müll produziert. Immerhin gab es 2019 über 46.000 Eheschließungen und sogar im Coronajahr 2020 waren es noch 36.000.

Auch der CO2-Abdruck von Hochzeiten kann sich sehen lassen. Dieser liegt nämlich (ebenfalls lt. Green Bride Guide) bei 63 Tonnen. Für EINE Hochzeit! Nur um das in Relation zu setzen: Pro Kopf verursachten die Österreicher*innen im Jahr 2018 durchschnittlich 9,8 Tonnen CO2. Im ganzen Jahr! 
Woher kommt diese große Zahl? Sie steckt unter anderem vor allem in der An- und Abreise zu und vom Veranstaltungsort, insbesondere bei Destination Weddings, die im Ausland stattfinden. Aber auch im Hochzeitsmenü (umso mehr Fleisch/umso weniger regionale Produkte = umso mehr CO2), den Outfits von Braut und Bräutigam sowie in den Verlobungs- und Eheringen. Und ganz generell gilt: Je mehr Leute zu einer Hochzeit eingeladen sind, umso größer ist auch der CO2-Fußabdruck.

Bleibt die Frage, wie man mit diesen Infos jetzt bestmöglich umgeht. Gar nicht mehr zu heiraten wird für viele von uns nämlich kaum eine Option sein.  

Aber Glück gehabt!

Das Internet ist mittlerweile voller guter Tipps, die dabei helfen können, die eigene Hochzeit umweltfreundlicher zu gestalten. Folgende Dinge werden dabei fast immer genannt:

  • Wahl einer Hochzeitslocation, die nicht zu weit entfernt und für einen Großteil der Hochzeitsgäste möglichst einfach zu erreichen ist (auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln)
  • Reduktion von Papeterie-Produkten und Einwegmaterialien (auch bei der Dekoration)
  • Ein möglichst fleischfreies, biologisches und regionales Hochzeitsmenü, wobei gedeckte Menüs weniger Abfälle produzieren als Büffets
  • Kleider und Anzüge Second Hand kaufen oder ansonsten auf nachhaltige Produktion setzen 
  • Die Hochzeit relativ klein halten und
  • beim Kauf von Eheringen auf Recycling oder FairTrade Metalle setzen

Und wie sieht es nun mit meiner eigenen Hochzeit aus? Werden wir diesen Anforderungen gerecht? Ich sage mal „Jein“. Grundsätzlich ist unsere Hochzeitsplanung sicher nicht tiptop in Sachen Nachhaltigkeit, aber wir haben uns bemüht einige Dinge der oben genannten Liste umzusetzen.

So heiraten wir beispielsweise mitten in Wien an der Alten Donau, nur etwa 7 Minuten von der nächsten U-Bahn-Station entfernt. Mit dieser kommen die Leute nicht nur einfach zu unserer Hochzeit sondern können sogar in der Nacht auch wieder nach Hause fahren. Und auch die Familienmitglieder, die nicht in Wien wohnen, können mit Zug und Öffis die Hochzeitslocation gut erreichen. Außerdem findet alles am selben Ort statt, was Locationwechsel während des Tages unnötig machen wird. 

Was die Papeterie-Produkte angeht, so haben wir auf gedruckte Save the Dates verzichtet und stattdessen ein lustiges Video gemacht. Die Einladungskarten selbst haben wir dann auf FSC-Papier drucken lassen. Wie wir mit den Danksagungen umgehen, haben wir noch nicht entschieden, aber vielleicht werden diese ja auch elektronisch… 
Von der Dekoration haben wir ganz viel selbst gemacht und obwohl dabei relativ viel Papier zum Einsatz kam, haben wir uns sehr bemüht, das Müllaufkommen relativ gering zu halten bzw. auch mit Dingen zu arbeiten bzw. solche zu gestalten, die man später weiterverwenden oder weitergeben kann. 

Beim Essen sind wir zwar nicht völlig vegetarisch unterwegs, aber das Verhältnis von pflanzlichen/vegetarischen Lebensmitteln zu Fleischprodukten wird mit ca. 70:30 stark zugunsten der fleischlosen Varianten ausfallen. Allerdings haben wir uns nicht für eine biologisch-kochende Location entschieden, unter anderem auch aus budgetären Gründen. 

Das war mal die ökologisch korrekte Seite… Mit anderen Punkten habe ich dafür ordentlich gehadert.

Ganz schwierig war für mich beispielsweise die Sache mit dem Kleid! Tatsächlich habe ich mir alle nachhaltigen Brautkleid-Anbieter angesehen, die ich finden konnte und war ursprünglich auch sehr motiviert, mir so eines zu besorgen, aber um ehrlich zu sein, habe ich dann einfach nichts gefunden, was mich optisch so richtig vom Stuhl gefegt hätte. Vielleicht bin ich auch einfach besonders wählerisch in Brautkleidfragen, aber das war einer der Punkte bei dem ich einfach keine Kompromisse eingehen wollte. Schlussendlich wurde es also ein Kleid von einer jungen Brautkleid-Designerin, in deren Kleider ich mich von Anfang an verliebt hatte, über deren Produktionsmethoden ich aber ehrlich gesagt nicht wirklich Bescheid weiß. Und auch beim Kauf der Eheringe haben wir letzen Endes konventionell gekauft.

Was die Hochzeitsgröße angeht, so sind wir mit knapp 70 Gästen scheinbar ziemlich genau im Durchschnitt.  

Summa summarum lässt sich also sagen, dass wir mit unserer Hochzeit wohl im nachhaltigen Mittelfeld unterwegs sind. Ist mir das unangenehm? Vielleicht ein bisschen, weil mir Umweltbewusstsein im Alltag schon sehr wichtig ist.
Aber dann denke ich mir, dass es nicht immer nur „Ganz oder gar nicht-Lösungen“ geben muss, und dass auch schon viel gewonnen ist, wenn jede*r auch nur ein paar der oben genannten Punkte bewusst umsetzt bzw. bei der Planung von Vornherein mitbedenkt.