
SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
505.766 Tonnen fair produzierte Bananen wurden 2014/15 von Fairtrade-Bananenproduzenten/innen verkauft. Damit profitierten 12.172 Kleinbäuerinnen und –bauern, sowie 10.353 Beschäftige auf den Plantagen von den Fairtrade Standards, wie z.B. geregelte Arbeitsbedingungen ohne Kinderarbeit, umweltschonender Anbau ohne gefährliche Pestizide und eine faire Entlohnung.
Um eine menschenwürdige Arbeit für alle Menschen weltweit sicherzustellen, haben die Vereinten Nationen bereits 1919 die Sonderorganisation Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mit Hauptsitz in Genf gegründet. Sie ist zuständig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards und setzt sich aus VertreterInnen von ArbeitnehmerInnen, ArbeitgeberInnen und Regierung zusammen. Ihre Grundprinzipien sind Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen, Beseitigung der Zwangsarbeit und Kinderarbeit und Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf.
In der Agenda 2030 haben die vereinten Nationen folgende Unterziele zum SDG 8 formuliert:
- Nachhaltiges Wirtschaftswachstum aufrechterhalten
- Wirtschaftliche Produktivität durch Modernisierung und Innovation erhöhen
- Wachstum von Kleinst- bis Mittelunternehmen durch Zugang zu Finanzdienstleistungen begünstigen
- Ressourceneffizienz verbessern und Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung entkoppeln
- Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit inkl. gleicher Bezahlung für alle erreichen
- Anteil erwerbsloser junger Menschen, die nicht in Ausbildung sind, erheblich verringern
- Zwangsarbeit, moderne Sklaverei, Menschenhandel, Kinderarbeit und Kindersoldaten abschaffen
- Arbeitsrechte schützen und eine sichere Arbeitsumgebung für alle schaffen
- Nachhaltigen Tourismus fördern
- Zugang zu Finanzdienstleistungen für alle erweitern
Entwicklung
Die Anzahl der 5- bis 17-jährigen, welche Kinderarbeit leisten, ist weltweit gesunken, allerdings hat sich der Rückgang in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Während dies im Jahr 2000 noch 246 Millionen Kinder betraf, waren es 2012 168 Millionen. 2017 arbeiten „nur mehr“ 152 Millionen Kinder unter 17 Jahren. Noch immer muss weltweit jedes zehnte Kind Kinderarbeit leisten und mehr als die Hälfte davon (85 Millionen) muss laut ILO Bericht 2017 gefährliche Arbeiten durchführen, die ihre Gesundheit und Psyche gefährdet. 71 Prozent aller arbeitenden Kinder (108 Millionen) müssen in der Landwirtschaft arbeiten. In den Dienstleistungen sind 26 Millionen und im Industriesektor 18 Millionen tätig (www.fair-childhood.eu).
Wo stehen wir heute?
Statistik Austria hat im Jahr 2020 zwei Berichte zu den SDGs veröffentlicht, den SDG-Indikatoren-Endbericht im Mai 2020 und das Update 2019 und Covid-19-Ausblick zum SDG-Indikatorenbericht im November 2020.
Im Wesentlichen zeigen die beiden Berichte folgendes Bild zur aktuellen Situation hinsichtlich Zielerreichung:
- Das reale BIP pro Kopf wuchs 2019 um 1,0 % (EU-28 Schnitte 1,1 %).
- Die Einkommensunterschiede der Bruttojahreseinkommen von unselbstständig tätigen Frauen und Männern sanken deutlich von 19,1 % (2010) auf 15,2 % (2018).
- Die Erwerbstätigenquote sank 2019 auf 4,5 % und war damit niedriger als 2010 mit 4,8 % (EU-28 2018: 6,3 %).
- Der Anteil der „NEET“ (junge Erwachsene, weder erwerbstätig noch in Aus- oder Weiterbildung) lag 2019 bei 7,1 % (EU-28 2018: 10,5 %).
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum – Ausblick hinsichtlich Covid-19 Auswirkungen
Weltweit gehen die Vereinten Nationen von einer tiefgreifenden Störung des Wirtschaftswachstums bzw. dem Auslösen einer Rezession durch die-Covid-19 Krise aus.
Die Krise führte zu einem geschätzten Rückgang der Gesamtarbeitszeit um rund 10 % im 2. Quartal 2020, ein Wert der etwa 305 Mio. Vollzeitbeschäftigten entspricht. Kleine und mittlere Unternehmen, ArbeitnehmerInnen in informeller Beschäftigung, Selbstständige und TagelöhnerInnen sind am stärksten betroffen.
Laut vorläufigen Berechnungen von Statistik Austria brach die Wirtschaft in Österreich 2020 gegenüber 2019 um 14,3 % (BIP real) ein. Der reale Rückgang des privaten Konsums lässt sich vor allem auf die Einschränkungen im Freizeitbereich (insbesondere Gastronomie, Beherbergung, Kultur und Sport) zurückführen.
Für das Jahr 2020 geht das WIFO laut Prognose vom Oktober von einem BIP-Rückgang von 6,8 % gegenüber 2019 aus, für 2021 wird ein Anstieg von 4,4 % erwartet. Die Kurzarbeitsregelung trug zum Rückgang der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden bei (?16,6 % zum Vorjahresquartal). Laut Tourismusstatistik wurden im Jänner bis August 2020 mit 81,7 Mio. um 33,62 Mio. weniger Nächtigungen registriert als im selben Zeitraum des Vorjahres (29,1 %).

WIR TUN WAS
Name: Greta Naumann
Schule: HLW Sta. Christiana
Alter: 19
Ich selbst finde es schrecklich, dass viele Menschen unter so schlimmen Bedienungen arbeiten müssen. Vor kurzem habe ich das Thema „Fair produzierte Kleidung“ in meiner Deutsch Schularbeit behandelt, denn noch ist das Thema nicht so präsent wie es sein sollte. Auch finde ich die mangelnde Transparenz dem Kunden gegenüber traurig. Außer bei der Kleidung im Weltladen kann ich mir sonst nirgendwo sicher sein, dass die NäherInnen unter fairen Bedienungen zu fairen Preisen gearbeitet haben. Ich selbst würde mir mehr Transparenz und einen Mindestlohn für Näherinnen und Näher in Billiglohnländern wünschen. Ich versuche deshalb mein Kaufverhalten stark einzuschränken und kaufe auch gerne Second Hand oder tausche Kleidung mit Freundinnen. Die Kleidung, die mir zu klein ist, spende ich zum Beispiel an den " sooo gut" (ehemaliger Somamarkt) oder verschenke sie an befreundete Familien mit jüngeren Töchtern. Wenn ich aber mal neue Sachen einkaufen gehe, nehme ich natürlich meine eigene Tasche mit, damit ich auch Plastik vermeiden kann.
Was kann ICH tun?
Tipps, wie Sie zur Erreichung des Zieles „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ beitragen können finden Sie im wir-leben-nachhaltig.blog.
Links & Quellen
Fairtrade Österreich
Indikatoren-Website der UN
Statistik Austria: Wie geht’s Österreich? Kurzfassung und Sonderkapitel UN Agenda 2030, 2017
Weiterführende Informationen
wir-leben-nachhaltig: SDGs - Sustainable Development Goals
wir-leben-nachhaltig: Soziale Nachhaltigkeit
Internationale Arbeitsorganisation (ILO)
Netzwerk Soziale Verantwortung
Die SDGs (Sustainable Development Goals) wurden 2015 von den Vereinten Nationen (193 Mitgliedsstaaten) in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ als Fortführung der MDGs (Millennium Development Goals) beschlossen. Die 17 Ziele sollen zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Welt beitragen.
wir-leben-nachhaltig möchte auf diese globalen Probleme aufmerksam machen, interessante Informationen darstellen und zeigen, welche Möglichkeiten jede/r hat, um mit kleinen Aktionen zur Zielerreichung beizutragen. Zu diesem Zweck stellen wir monatlich eines der 17 Ziele vor.