Zum Kaufen verführt
Wir werden mit allerlei Tricks animiert, Dinge zu kaufen, die wir vielleicht gar nicht oder nicht notwendigerweise brauchen. Ein Blick hinter die Kulissen.
Jahresbeginn heißt gleichzeitig Ausverkaufsstart. Prozentzeichen und Aktionsplakate säumen die Einkaufsstraßen und Werbeflyer füllen die Briefkästen. Alles scheint jetzt viel günstiger zu sein als vor Weihnachten. Da „purzeln die Preise“ nicht nur in Bekleidungs- und Schuhgeschäften. In Möbelhäusern gibt es „Räumungsverkauf“ und Produkte die „fast nix kosten“ und auch im Lebensmittelhandel mehren sich „1-Euro-Aktionen“, „Vitamineuros“ oder „2+1 gratis-Aktionen“ wieder. An jeder Ecke lockt also eine besonders günstige, lohnende Shoppingversuchung – dass es sich dabei um gezieltes Marketing handelt, sollten wir uns aber bewusst machen.
Von der Verführung zum spontanen Einkauf
Geschicktes Marketing, Produktplatzierung und Beleuchtung animieren uns zum Mehreinkauf. Denn wer lässt sich nicht hin und wieder zu einem Spontankauf hinreißen? Ein bisschen Hintergrundwissen zu den angewendeten Praktiken kann also interessant und hilfreich sein.
Gezieltes, individualisiertes Marketing
Ein Trick, den Unternehmen besonders gerne anwenden, ist das gezielte Marketing. Durch ansprechende Werbung und verlockende Angebote, häufig auf verschiedenen, passenden Plattformen ausgespielt, wecken sie unsere Neugier. In den sozialen Netzwerken geben wir viel Persönliches bekannt. So gelingt es den Unternehmen, die richtigen Zielgruppen mit den jeweils passenden Inhalten zu bespielen. Auch wenn wir uns über Produkte und Dienstleistungen im Internet informieren, fließen diese Interessen in die ausgespielte Werbung mit ein.
Gut platziert, ist schneller verkauft
Im Geschäft spielt es eine wichtige Rolle, wo Waren platziert werden. Produkte, die in der sogenannten Sichtzone in Augenhöhe im Regal platziert sind, werden am wahrscheinlichsten gewählt, denn wir bücken und strecken uns nicht gerne. Auffällige Hinweisschilder und Preisinformationen lenken unsere Blicke und strategische Orte z. B. kleine Süßigkeiten direkt an der Kasse werden genutzt. Denn auch wer sich vorher eine genaue Einkaufsliste erstellt hat und sie brav abgearbeitet hat, läuft Gefahr während des Wartens in der Kassenschlange noch einen Impulskauf zu tätigen.
Beim Betreten eines Geschäftes wandert der Blick meist zuerst nach rechts vorne, daher werden dort Waren platziert, die als Eye Catcher dienen. Auch im Geschäft gilt: es zählt der erste Eindruck: eine einladende Atmosphäre sorgt dafür, dass potenzielle Käuferinnen und Käufer mehr Zeit im Geschäft verbringen und weckt Interesse und Neugierde. Durch gezielte Verwendung von Farben wird eine verkaufsfördernde Atmosphäre geschaffen. Warme Farben wie Rot und Orange werden oft bei Rabattaktionen verwendet, um ein Gefühl von Dringlichkeit und Aufregung zu erzeugen. Kühle Farben wie Blau und Grün hingegen können ein Gefühl von Ruhe und Vertrauen vermitteln.
Attraktive Preisgestaltung verlockt zum Kauf
Beim sogenannten „Charm Pricing“ enden Preise auf 99 bzw. 95 – so sollen geringere Preise suggeriert werden. Pakete und Bündel, also die bekannten „Kaufe 2 erhalte 1 gratis“-Aktionen sind beliebt, denn hier haben die Konsumentinnen und Konsumenten das Gefühl, einen guten Deal gemacht zu haben. Rabattmarken, Sticker, Gutscheine oder Gewinnmöglichkeiten erhöhen die Kaufmotivation ebenfalls.
Gefühle und Emotionen beeinflussen unsere Kaufentscheidung
Stimmungsvolle Musik, ansprechende Farben/Beleuchtung oder angenehme Düfte sind dafür im Einsatz. Menschlich ist auch auf das Gefühl von Verknappung bzw. Dringlichkeit zu reagieren. Das ist der Grund, warum man oft Aussagen wie „Solange der Vorrat reicht“ oder „zeitlich begrenzt verfügbar“ liest oder hört. Wir werden dadurch dazu angehalten schnell zu reagieren, damit wir das Angebot nicht verpassen.
Wir richten uns gerne nach Empfehlungen und Bewertungen. So wählen wir Produkte häufiger, die uns im Geschäft von sympathischen Promoterinnen und Promotern vorgestellt oder von bekannten Persönlichkeiten und Influencern empfohlen werden. Ausgewiesene Positivbewertungen und „Bestseller“-Information, Empfehlungen, Gütesiegel oder „Testsieger-Meldungen“ erhöhen die Umsätze, da damit Vertrauen und Qualität suggeriert wird.
Einfache Tipps für nachhaltiges Einkaufen
- Öfter mal verzichten, wenn es machbar ist und Frusteinkäufe vermeiden.
- Erstellen Sie eine Einkaufsliste und halten Sie sich daran.
- Beim Lebensmitteleinkauf hilft es, nicht hungrig ins Geschäft zu gehen.
- Brauchen Sie das gewünschte Produkt wirklich? Haben Sie es vielleicht bereits und ist es kaputt gegangen? Lässt es sich reparieren? Können Sie den „Reparaturbonus“ anwenden um Kosten (und Ressourcen) zu sparen?
- Brauche ich es selten oder häufig? Warum nicht einfach Ausleihen, anstatt zu kaufen?
- Warum nicht Second-Hand kaufen (Flohmarkt, Gebrauchtwarenladen oder Onlineplattformen, wie willhaben.at oder sogutwieneu.at)
- Refurbed statt neu! Vor allem bei Elektro- und Elektronikgeräten gibt es häufig Second-Hand Produkte, die von Fachfirmen vollständig erneuert und mit Gewährleistung wiederverkauft werden.
- Langlebigkeit, Qualität und Reparierbarkeit sind wichtige Kaufentscheidungen.
- Setzen Sie beim Einkaufen auf Gütesiegel und Labels – fair gehandelt, fair produziert, Bio, energieeffizient, usw.
- Möglichst verpackungsarm bzw. unverpackt einkaufen.
- Gute Planung – vor allem beim Lebensmitteleinkauf, reduziert Lebensmittelabfälle.
Aktualisiert am 18.01.2024