Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Plastik & Kunststoffe

Das Plastiksackerl als Umweltproblem

Kein anderes Produkt symbolisiert das Thema Plastik so sehr, wie die Tragetaschen aus Kunststoff.

Einkauf am Markt mit Taschen und Sackerl
Wer eigene Taschen oder einen Einkaufskorb mitbringt spart Plastiksackerl.

Dabei machen Plastiksackerl nur 2% des jährlich in Österreich anfallenden Kunststoffabfalls (5.000 bis 7.000 Tonnen von 300.000 Tonnen) aus. Neben den Getränkeflaschen aus Kunststoff sind sie im Alltag aber am meisten präsent.
Bis zu einer Billiarde (10 hoch 15) Plastiktaschen werden weltweit jährlich hergestellt, das sind mehr als eine Million pro Minute.

Laut EU-Kommission brauchen wir in Österreich 51 Plastiktaschen pro Kopf und Jahr. Die Zahl dürfte aber noch weit höher sein. Oft werden sie einmal benutzt und landen sofort im Müll.

In Ländern, in denen es keine oder lückenhafte Sammel- und Verwertungssysteme für Abfall gibt, landen Plastiktaschen nach ihrem Gebrauch besonders leicht in der Umwelt. Dort machen sie einen großen Teil des sichtbaren Plastikmülls aus. Bis sich das Plastiksackerl dann zersetzt hat, dauert es abhängig von Stärke des Plastiks, der Kunststoffart und dem Zersetzungsort zwischen 100 und 500 Jahre.

Weit verbreitet und oft weggeworfen

Plastiksackerl sind praktisch, leicht und halten große Belastungen sowie Nässe aus. Es gibt sie in allen erdenklichen Größen, Stärken und Farben. Da sie auch in der Herstellung recht günstig sind und sich hervorragend als Werbeträger eignen, wurden sie im Handel gern und massenhaft eingesetzt.

Durchschnittlich 25 Minuten werden Sackerl genutzt, dann ist aus dem Gebrauchsgegenstand Müll geworden. Ein ökologischer Wahnsinn, denn die Umweltbilanz eines Produktes lässt sich daran messen, wie oft er verwendet wird.

Erste Schritte zur Reduktion

Schon im Jahr 2016 startete österreichweit eine Aktion zur Verringerung von Plastiktaschen. „Pfiat di Sackerl“ führte zu einer Reduktion von 20% im ersten Jahr. Diese Vereinbarung von 14 österreichischen Unternehmen führte laut Handelsverband bis 2018 zu einem Rückgang von 13% bei leichten Taschen (Obstsackerl) und sogar 71% bei schweren Tragetaschen. Gleichzeitig hat sich aber der Verbrauch von Papiertaschen mehr als verdoppelt. Die Vereinbarung läuft noch bis Juni 2025.

Was hat die EU vor?

Europa nimmt sich der 10 Einweg-Plastikartikel an, die am häufigsten als Abfall an europäischen Stränden gefunden werden und fördert nachhaltige Alternativen. Bei leichten Plastiktragetaschen wird eine Reduktion angestrebt. Konkrete Schritte dazu liegen aber bei den Mitgliedsstaaten.

In Österreich ist in einem Maßnahmenpaket zum Thema Plastik ein generelles Kunststofftragetaschenverbot mit nur wenigen, klar begrenzten Ausnahmen (biologisch vollständig abbaubar und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt) enthalten. Das Verbot trat mit 1.Jänner 2020 in Kraft.

Wussten Sie, dass …

Bangladesch schon im Jahr 2000 alle Plastiksackerl verboten hat? In der Monsunzeit haben sie regelmäßig die Abwasserkanäle verstopft und zu Überschwemmungen geführt. Weitere Verbote gibt es in Buthan, Burundi, Marokko, Papua-Neuguinea, Ruanda und Tansania. Seit Jänner 2011 sind in Italien Plastiksackerl aus nicht biologisch abbaubarem Material verboten. In Frankreich gilt ein ähnliches Verbot seit 2016.

Alternativen

Die beste und nachhaltigste Methode seine Einkäufe nach Hause zu bekommen, sind mehrfach verwendbare Körbe und Taschen. Nutzen Sie auch Rucksäcke, Satteltaschen oder Fahrradanhänger, Trolleys oder Einkaufskisten im Auto. Am besten wird eine Einkaufstasche, so wie der Einkaufszettel, immer griffbereit in die Handtasche bzw. Arbeitstasche gesteckt.

  • Den Einkaufskorb als langlebige und praktische Alternative gibt es in vielen Formen und aus verschiedenen Materialien. Ein Korb lässt sich auch für viele andere Transporte im Alltag gut gebrauchen.
  • Eine Tragtasche aus Stoff – oft Baumwolle – ist bei mehrmaligem Gebrauch nachhaltiger als andere Taschen. Stofftaschen sind waschbar, lassen sich zusammenfalten und benötigen so wenig Platz. Sie eigenen sich daher auch als Tragehilfe für Spontaneinkäufe, weil sie gut in jede Handtasche passen. Empfehlenswert sind fair gehandelte Bio-Baumwolltaschen. Schon nach 10mal Einkaufen ist die Stofftasche umweltfreundlicher als ein Einweg-Plastiksackerl.
  • Taschen aus Recycling-Kunststoff, die lange genutzt werden, sind ebenfalls eine praktische und nachhaltige Alternative. Der Blaue Engel (deutsches Umweltzeichen) zeichnet Tragetaschen aus Recycling-Kunststoff aus. Sie haben eine bessere Ökobilanz als Taschen aus neuem Granulat und werden meist aus PET-Flaschen hergestellt. Leider gibt es derzeit noch keine europäischen Bezugsquellen. Die Taschen kommen alle aus Asien, haben also eine weite Reise hinter sich.
  • Papiertragetaschen sind nur bei mehrmaligem Gebrauch eine Alternative. In der Herstellung sind sie deutlich aufwendiger und ressourcenintensiver. Sie reißen bei größerer Belastung leicht und sind anfällig bei Nässe. Allerdings sind sie gut zu recyceln.
  • Als Alternative zu den dünnen Obstsackerln sind mehrfach verwendbare und waschbare Obstnetze entweder aus Recycling- Kunststoff oder Stoff, sowie Neuentwicklungen wie ein Mehrwegsackerl aus Modal, einer modernen Cellulosefaser, im Handel erhältlich.
  • Kunststofftaschen aus nachwachsenden Rohstoffen, sogenannte Bio-Kunststoffe werden beispielsweise aus Stärke (Mais, Kartoffel) hergestellt. In der Natur (Stichwort Littering), verursachen sie wegen ihrer schnelleren Abbaubarkeit weniger Umweltbelastung. Biologische Abbaubarkeit der Tragetaschen darf allerdings keine Entschuldigung für das Wegwerfen sein. Als Ersatz für die dünnen Taschen („Obstsackerl“) bieten sie den großen Vorteil, dass darin aufbewahrter Lebensmittel länger frisch bleiben. Beim Kauf besonders darauf achten, dass diese auch vollständig kompostierbar sind.

Tipp:

Mehrweg vor Einweg ist die nachhaltige Alternative! Nutzen Sie Einkaufstaschen, ganz gleich aus welchem Material, mehrmals. Werden Stofftaschen oder Papiersackerl nur einmal benutzt, sind sie nicht besser für die Umwelt als Plastiktaschen. Jede nochmalige Verwendung erspart die Herstellung einer neuen Tasche.

Störstoff Plastik im Bioabfall

Plastik wird ein immer größeres Problem im Bioabfall. Laut einer Analyse des oberösterreichischen  Landesabfallverband kommen bei einer Kompostieranlage drei Tonnen Plastik auf 80 Tonnen Biomüll! Andere Daten zeigen, dass die meisten der Partikel im Haushaltsabfall aus Polystyrol oder aus Polyethylen sowie Polyester, also aus klassischen Verpackungsmaterialien, bestehen.

Um Kosten bei der Entsorgung und Nachbehandlung bei Bioabfall zu vermeiden ist eine richtige Trennung vor Ort wichtig. Umweltverbände, und Müllentsorger appellieren an die Konsumentinnen und Konsumenten, Plastik und Bioabfälle zu trennen.

Am einfachsten funktioniert die Sammlung mit dem richtigen Bioabfalleimer und den dazu passenden Vorsammelsäcken aus kompostierbarem Material oder Papier. Die kompostierbaren Säcke gibt es bei den NÖ Umweltverbänden oder im Einzelhandel.

Gemeinsamer Schwerpunkt zum Thema Einweg-Plastikvermeidung des Landes Niederösterreich gemeinsam mit den NÖ Umweltverbänden und der Energie- und Umweltagentur NÖ. Wir stellen Lösungsansätze zum nachhaltigen Umgang mit Kunstoffen in Niederösterreich, Österreich und der EU vor und geben Ihnen Tipps zu Ihrem Einweg-Plastik freien Alltag.

Aktualisiert am 24.04.2024