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Von entspannten Socken und dem Wunsch nach mehr Ruhe

Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander

Ich habe ausgemistet und zwar so wie es Frau Kondo rät: Nach Dingen, nicht nach Zimmern. Ich habe alles rausgeräumt, auf den Boden gelegt und ausgemistet. Das hat bei einigen Dingen super funktioniert.

Junge Frau beim Ausmisten ihrer Kleidung
Ausmisten fällt nicht leicht.

Wie so oft, wenn ich etwas Neues probiere, entwickle ich eine sehr ambivalente Meinung zum jeweiligen Thema. Dabei weiß ich nicht, ob das daran liegt, dass ich im Sternzeichen Waage bin und demnach die perfekte Ausrede dafür habe, dass ich mich nicht entscheiden kann oder dass es in der Natur der Sache ist: Die meisten Dinge haben nun mal zwei Seiten.
So geht es mir auch mit dem Aufräumen. Genauer gesagt mit dem „Magic Cleaning“ nach Marie Kondo (erschienen 2013 im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH nach dem japanischen Original von 2011). Ich bin zufällig darauf gestoßen, schon vor mehr als einem Jahr und muss gestehen, ich weiß nicht genau, was ich darüber denke. Irgendwie ist es brillant und irgendwie völlig abgefahren.

Die Sache mit der Aufräumsache ist die, dass man in letzter Zeit kaum drum herumkommt. Egal ob auf youtube oder in irgendwelchen Magazinen, überall wird man damit konfrontiert, dass einem das richtige Aufräumen zur mehr Einfachheit und damit Glück im Leben verhilft. Nach meinem Selbstversuch muss ich gestehen, das stimmt auch irgendwie. Also gut, das mit dem Glück unterschreibe ich noch nicht 120%, aber mehr Ruhe – zumindest in den eigenen vier Wänden – schon.

Was bisher geschah:

Ich habe ausgemistet und zwar so wie es Frau Kondo rät: Nach Dingen, nicht nach Zimmern. Ich habe alles rausgeräumt, auf den Boden gelegt und ausgemistet. Das hat bei einigen Dingen super funktioniert. Meine Bücher, Schreibsachen, Papierkram, Badezimmerzeug und Küchenutensilien konnte ich so super durchforsten und deutlich dezimieren. Sogar meine für mich sehr praktischen, aber eigentlich sehr furchtbaren Krimskramsladen, bin ich an den Pelz gerückt und habe diese drastisch von vier auf eine reduziert. Und ich kann euch sagen, es hat sich gut angefühlt.

Ich habe kiloweise Bücher weggetragen. Einige wanderten zu Freunden, der Rest in ein öffentliches Bücherregal. Ich hatte auch Hilfe von einer Freundin, die einen ganzen Nachmittag mit mir am Boden herumgesessen ist und „Zeug“ sortiert hat. Gemeinsam haben wir zahlreiche Boxen durchgeschaut und aus – ich glaube – zwölf Boxen sechs gemacht. Dabei gab es drei Haufen: Einen „brauche ich noch“, einen „weiß ich nicht“ und einen, zu dem Heidi Klum sagen würde „ich habe heute leider kein Foto für Dich“. Von den beiden letzten habe ich mich getrennt. Dabei muss ich gestehen, gemeinsam ist es wesentlich leichter, sich zu entscheiden. Es ist einfacher „stark zu sein“ und zu erkennen, dass man wirklich nicht vier Gemüseschäler im Leben braucht.

Ich habe mich auch von einigen Möbelstücken getrennt, vor allem so „Kastl´n“, die dafür da waren, die Boxen, in denen das Kleinzeug war, in sich aufzunehmen. Weitergeben war hier die Devise. Ich habe alles und ich meine ALLES auf diverse Plattformen gestellt. Dabei habe ich Zeug verschenkt, verkauft und getauscht.

Ich habe auch aufgehört, Dinge, die ich nicht mehr wollte, ins Haus meiner Eltern abzuschieben. Das ist auch eine von Frau Kondos Regeln und sie wäre sehr sehr stolz auf mich, denke ich zumindest. Und wenn wir schon dabei sind. Auch das Haus meiner Eltern war nicht sicher vor mir. Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich die komplette Garage ausgeräumt und aussortiert. Meine Mutter war von der Aktion allerdings nicht ganz so begeistert, was a). daran lag, dass sie das Buch noch nicht gelesen hatte oder b). daran, dass es vornehmlich ihre Sachen waren, die aussortiert wurden. Wie auch immer, ich habe es gut gemeint, und das zählt bekanntlich.

Wo ich aber massiv gescheitert bin, ist mein Kasten. Ich und meine Klamotten, wir haben so ein spezielles Verhältnis. Dabei muss ich gestehen, ich habe es wirklich versucht. Ich habe alles rausgeräumt. Habe (fast) alles probiert, und mich auch von einigem getrennt. ABER so richtig brilliert habe ich nicht. Ich habe zwar, wie von Frau Kondo empfohlen, jedes Kleidungsstück in Ruhe betrachtet und berührt und mich gefragt, ob es mich noch glücklich macht. Nur irgendwie waren wir uns fast immer einig und nahezu jedes Teil hat mir zugeflüstert: „Ja, du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich noch glücklich machen werde. Spätestens auf der nächsten 80er Jahre Party, sicher.“

In diesem Sinne ist fast alles wieder in den Kasten gewandert. Und ja, ich träume von einem minimalistischen Schrank, der von links unten nach rechts oben sortiert ist, aber ich träume auch von einer immensen Vielfalt an Styles. Und diese beiden Wünsche lassen sich sooooo schwer kombinieren. Oder zumindest nicht in meiner Welt, in den vielen Magazinen, die ich so lese natürlich schon.

Auch das mit den Socken, die sich entspannen müssen, damit sie mich dann durch mein Leben tragen können*, habe ich probiert. Das hat auch ein wenig angehalten, bis zu dem Moment, an dem ich beim Wäscheabnehmen nicht mehr an ihr Glück, sondern an etwas anderes gedacht habe. Es ist wirklich schwierig seine Gewohnheiten zu durchbrechen. Und auch das mit dem Kleidung stellen statt legen, musste ich abbrechen. Das lag aber nur daran, dass ich keine Laden habe, in die ich meine Kleidung hätte stellen können. Also wenigstens dafür habe ich bitte eine „echte“ Ausrede.

Mein Fazit:

Marie Kondo sagt:
„Jeder kann es lernen“, „Irgendwann kommt nie“ und „Aufräumen heißt Neuanfang.“

Ich sage:
„Ja, aufräumen befreit.“ „Weniger Zeug in der Bude macht wirklich ruhiger.“ Und ich gebe ihr auch recht: „Es ist nie zu wenig Stauraum, sondern einfach zu viel Krimskrams.“

Allerdings muss ich auch sagen, ich liebe meine „Klamotten“ und gebe zu, ich mag meinen Schrank und sein kreatives Chaos. Und ich möchte mich hier auch gleich bei meinen Socken entschuldigen, ich hoffe, sie verzeihen mir, dass sie nicht so entspannt sind, wie sie lt. Frau Kondo sein könnten.*

Die Krimskramsladen vermisse ich allerdings wirklich nicht mehr und die netten Kontakte, die ich beim Tauschen, Verschenken und Verkaufen gemacht habe, verbuche ich definitiv unter Glücksmomente.

In diesem Sinne kann ich nur allen empfehlen: entrümpelt Eure vier Wände und zwar richtig, es hilft wirklich irgendwie.

Eure Sabine

*lt. Magic Cleaning muss man Socken in einer gewissen Form verstauen, damit diese sich von den täglichen Strapazen erholen können (s. S.94 ff im Buch)