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Interview mit GF Wolfgang Stix, STYX Naturcosmetic

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Zertifizierte Naturkosmetik aus Obergrafendorf in Niederösterreich – das verspricht STYX Naturcosmetic

GF Wolfgang Stix vor einem Regal mit Styx-Naturkosmetik.
GF Wolfgang Stix vor einem Regal mit Styx-Naturkosmetik.

Zertifizierte Naturkosmetik aus Obergrafendorf in Niederösterreich – das verspricht STYX Naturcosmetic seit 1965 als Familienunternehmen mit rund 66 MitarbeiterInnen. Die mehr als 50 Jahre Berufserfahrung verdankt das Unternehmen auch, dass es sehr breit aufgestellt ist. STYX ist sowohl Kosmetikproduzent, Schokoladenmanufaktur und Ausflugsziel im Dirndltal mit Betriebsführungen und Workshops. Die verglasten Produktionshallen gewähren dabei interessante Einblicke in den Herstellungsprozess.

Herr Wolfgang Stix leitet auch noch das Bahnhofsbräu in Obergrafendorf und vertritt seit Ende 2019 als Obmann des Niederösterreichischen Außenhandels die Interessen der rund 800 Außenhandelsunternehmen.

Herr Stix, Ihr Unternehmen produziert Naturkosmetik made in Niederösterreich. Woher kommen die Rohstoffe für Ihre Produkte? Welche Mengen produzieren Sie zurzeit bei STYX?

Die Rohstoffe kommen zu ca. 85% aus Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich. Die Produkte werden alle hier in Ober-Grafendorf (NÖ) zusammengesetzt, zusammengemixt, abgefüllt und etikettiert, sowie vertrieben.

Was natürlich importiert werden muss sind Zitronenöl, Orangenöl oder Jojobaöl, also spezielle Öle, die nicht bei uns wachsen. Diese sind aber auch nur zu einem kleinen Prozentsatz in den Produkten vorhanden. Der Hauptprozentsatz der Öle kommt aus Österreich. Auch importieren müssen wir z. B. das Aloe Vera Extrakt.

Derzeit befinden wir uns in der Sommerproduktion. Da produzieren wir pro Tag etwa 1.000 kg Creme und in etwa 2 Tonnen Flüssigprodukte. Die Hochsaison startet im September bis Ende November. Da produzieren wir in etwa die doppelte bis dreifache Menge. Im Jahr stoßen wir etwa 15 Millionen Produkte aus.

Sie werben neben der Produktion von Bio-Kosmetik, Naturkosmetik, veganen und tierversuchsfreien Pflegeprodukte auch mit einer klimaneutralen Herstellung? Was können sich unsere LeserInnen darunter genau vorstellen?

Klimaneutralität ist ja leider bei Unternehmen zum Schlagwort mutiert. Es gibt sehr viele Firmen, die damit werben, um dann alle regionalen Zentrallager zu schließen und alles mit den LKWs spazieren zu fahren. Schaut man hinter die Kulissen, ist es ist nichts anderes als ein Zertifikatshandel.

Das bedeutet, wir erzeugen 60% unserer gesamten Energie/Wärme für Heizung und Produktion selbst aus Biomasse und Photovoltaik. Und die 40% Energie, bedingt durch Schlechtwetter, die wir zukaufen müssen, ist zertifizierter Öko-Strom vom Verbund.

Die Biomasse kaufen wir maximal im Umkreis von 25km ein. Denn – was viele vielleicht nicht wissen – das Pielachtal und das Traisental sind eine der waldreichsten Gegenden Österreichs. Dadurch fällt auch sehr viel Schadholz an. Dieses wird von den Bauern aus der Region gehäckselt und zu uns angeliefert. Die Wertschöpfung bleibt im Tal und bleibt auch bei den Produzenten ohne Zwischenhandel. Den zweiten Teil unserer Energie erzeugen wir mit unserer 300 m² Photovoltaik-Anlage. Wir sind gerade mitten in der Planung einer weiteren Anlage inklusive Speichermodul.

Naturkosmetik lebt auch von Transparenz. Dazu gehört eine gute Kennzeichnung der Produkte, damit sich Konsumentinnen und Konsumenten gut informieren können. Für welche Gütesiegel und Zertifizierungen haben Sie sich entschieden?

Wir zertifizieren alle neuen Produkte entweder mit ecocert oder Bio Austria. Die Hanflinie, die wir z.B. vor 6 Monaten auf den Markt gebracht haben, trägt das Bio Austria-Siegel. Bio Austria ist beim Bio-Anteil der Rohstoffe noch einmal strenger als ecocert und nochmal strenger als natureorganic.

Die Transparenz zu unseren Kundinnen und Kunden ist uns sehr wichtig. Wir sind gerade dabei ein Welcome-Center zu bauen, das wir im März 2021 eröffnen. Wir möchten dem Konsumenten vor Ort zeigen, wie wir die Produkte herstellen und woher unsere Rohstoffe kommen. Ich glaube, das ist der einzige Weg dem Konsumenten zu zeigen, was hinter den Produkten steckt. Denn die Branche wird immer verwaschener. Große Konzerne kaufen derzeit gerne Naturkosmetikfirmen auf. Somit erkauft sich ein Konzern ein grünes Mäntelchen um am Naturkosmetikmarkt mitzumischen. Dadurch werden der Verkauf und der Wettbewerb in Zukunft noch härter und intransparenter.

GF Wolfgang Stix im Interview

Ihnen liegt das Thema Produktverpackung am Herzen. Sie haben schon viel ausprobiert und ausgewechselt. Die Seifen sind in Recyclingpapier verpackt, bei wieder anderen haben Sie sich für die klassischen Aluminium- oder Kunststoffverpackung entschieden. Warum diese Lösungen?

Wir versuchen eher herauszufinden, was möglich ist. Unsere Produkte haben einen sehr hohen Anteil an ätherischen Ölen. Diese Produkte kann man nicht in Tuben aus nachwachsenden Rohstoffen verpacken, weil diese nicht die Resistenz haben und die Tube nach einer bestimmten Zeit undicht wird.

Deswegen verwenden wir die Aluminiumtube für Produkte mit einem ätherischen Öl-Anteil von über 3%. Wir kaufen diese Aluminiumtuben ausschließlich aus Recycling-Aluminium ein. Aber es ist eben Aluminium. Dann haben wir Tuben aus Zuckerrohr-PET, gewonnen aus dem Abfallprodukt der Zuckerproduktion. Diese Tuben sind mir am allerliebsten, da sie kompostierbar sind. Und dann verwenden wir noch Recycling-PET Tuben von einem polnischen Hersteller, der aus gesammeltem Plastikmüll aus dem Meer diese PET-Tuben herstellt.

Am besten und ganz ohne Verpackung zu verwenden ist und bleibt die Seife.

Dabei ist Seife wesentlich einfacher herzustellen als Duschgel. Ich bin Drogist und seit über 40 Jahren in dieser Branche. Ich habe noch nie ein Duschgel verwendet und wasche mich immer nur mit Seife. Viele junge Menschen wissen gar nicht, dass man sich damit gut waschen kann. Das ist sehr interessant, dieser Generationenwechsel. Derzeit liegt es aber wieder in Trend, Seife zu nützen. Wir selbst haben um die15 Sorten Seifen im Programm. Wir nennen sie jetzt aber zusätzlich „festes Duschgel“. Meiner Meinung nach wird sich der Trend in Richtung Seife noch mehr verstärken, aber sie werden Duschgels in der Plastikverpackung niemals wegbekommen.

Herr Stix, seit November 2019 unterstützen Sie als Obmann des NÖ Außenhandels Unternehmen bei ihren Exporten ins Ausland. Inwieweit spielt die Nachhaltigkeit hier eine Rolle? Wie könnten Unternehmen unterstützt werden, nachhaltiger zu handeln?

Da ich diese Funktion erst seit kurzem innehabe, konnte ich mich noch nicht wirklich einbringen. Im Export geht es darum, möglichst viel zu exportieren. Da geht es nicht um Nachhaltigkeit. Es tut sich in der Branche aber etwas. Meiner Meinung nach aber ein bisschen zu wenig. Ich hoffe ich kann in meiner Periode, die 5 Jahre dauert, das verändern.

Unternehmen brauchen Bewusstseinsbildung. Wenn der/die UnternehmerIn nicht sagt, mich interessiert das Thema, wird er/sie von sich aus nichts machen. Viele Unternehmen denken viel zu traditionell und überhaupt nicht zukunftsorientiert. Dabei hat uns die Coronakrise ja gezeigt, dass es wichtig ist. Wir haben letztes Jahr in einen perfekten Onlineshop-Auftritt investiert – ihn modernisiert und Smartphone und Tablett tauglich gemacht. Jetzt, in der Coronakrise, haben wir gesehen, was das gebracht hat. Wir haben Umsätze gemacht, obwohl sich sonst fast nichts abgespielt hat. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten eben keinen perfekten Onlineshop und kamen erst während der Krise drauf, wie wichtig online ist. Sie reagieren erst, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Die ecoplus greift das Thema nun auch besser auf und wenn ein paar Institutionen mitmachen und immer wieder dran bleiben wird sich was tun. Auch in puncto Nachhaltigkeit. Das wäre zumindest mein Wunsch.

Kurz nachgefragt:

  • In Ihrem Kühlschrank befindet sich immer…?
    Buttermilch und Fastenmilch
  • Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen: 
    Dass ich gerne fotografiere – das wissen die wenigsten
  • Was war Ihr bisher seltsamster Job?Während meiner Studienzeit habe ich bei einer Reinigungsfirma gearbeitet und habe im Team mit 5 Damen Böden gereinigt.
  • Ihr Lieblingsplatzerl für den Urlaub daheim? 
    Mein Garten
  • Sie sind Bierliebhaber: 3 Eigenschaften, die ein gutes Bier ausmachen?Kalt, im Glas und frisch gezapft
  • Sie beschäftigen sich auch mit ätherischen Ölen und Düften. Sie haben dazu auch ein Buch geschrieben. Was ist Ihr Lieblingsduft? 
    Rose & Lavendel
  • Ihr bisher aufregendster Moment in Ihrem Familienunternehmen? 
    1991, die Eröffnung meiner ersten Produktionshalle
  • Was war der beste Rat bzw. Tipp, den Sie jemals in Ihrer Laufbahn erhalten haben? 
    Vor 20 Jahren hat ein Kollege zu mir gesagt: „Jetzt müssen wir mit dem Zertifizieren beginnen“.
  • Nachhaltigkeit im Alltag heißt für mich…
    Möglichst wenig Müll zu produzieren, möglichst wenig mit dem Auto zu fahren (obwohl ich ein Elektroauto habe) und möglichst viel mit dem Rad zu fahren.