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Ciao Winter!

Beitrag von unserem Blogger Klaus Wanninger

Fakt ist, dass die Haselblüte, die ehemals recht gute Zeiger für den Frühlingsbeginn war, immer mehr in den Hochwinter wandert.

Feuersalamander in einer Hand gehalten
Feuersalamander sind in warmen Hochwinter aktiv.

Die Alten waren nicht deppert! Das hat der Herbert-Onkel auch immer gesagt und damit wenigstens teilweise recht behalten. Dazu gleich noch mal der Oldboy der vergleichenden Naturbeobachtung mit dem herrlich langen Namen:

Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus. „Das Jahr bringt die Frucht, nicht die Erde“ haut der einfach Ende des 15. Jhdts. so raus und bringt auf den Punkt, was schon die alten Griechen oder unsere bäuerlichen Vorfahren tagtäglich beschäftigt hat: die Jahresrhythmik der Witterung hat einen entscheidenden Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion und die Naturentwicklung. Und jetzt kommt´s:

Ja, die Natur spielt verrückt!

Anfang Jänner konnte ich endlich wieder einmal meiner archäologischen Leidenschaft frönen. Habe dazu alte Staubecken im überwältigenden, ehemaligen römische Goldbergbaurevier im „Karth“, einer bewaldeten Hochfläche südöstlich von Neunkirchen untersucht.

Weiß übrigens kaum ein Mensch, was die Römer hier fast schon industriell an Geländeveränderungen aufgeführt haben, um an das begehrte Edelmetall zu kommen. Wer die Römer in NÖ mag, sollte sich das – by the way –  geben, den Link dazu findet ihr im Anhang.

Was in den Kiefernwäldern aber so richtig gerockt hat, war ein verrücktes, weil zeitlich deutlich vorgerücktes phänologisches Ereignis, das mir nach mittlerweile 30 Jahren phänologischer Feldarbeit noch nie untergekommen ist: mehrere Feuersalamander im Hochwinter, über die ich mich fast „derstessen“ hab, zeigen jetzt echt, dass die Natur verrückt spielt. Blühende Erdprimeln oder Haseln rund um Weihnachten sind in den letzten Jahren keine Seltenheit mehr und immer häufige zu beobachten, aber aktive Amphibien wie die herrlich individuell gezeichneten Feuersalamander – das ist jetzt schon arg früh. Was ist denn da bitte los, haut der Klimawandel alles durcheinander und ist der Winter in der Natur jetzt komplett abgeschafft?

Ciao Winter

Die Phänologie kennt übrigens 10 natürliche Jahreszeiten aber dazu später einmal mehr. Fakt ist, dass einige Phänomene wie die Haselblüte, die ehemals recht gute Zeiger für den Beginn der ersten unserer drei Frühlings-Jahreszeiten (Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling) war, immer mehr in den Hochwinter wandert.

Wie die Beobachtungsdaten der Naturkalender-Community zur Hasel zeigen, haben wir in den letzten Jahren immer öfter Haselblüten im Jänner und teils auch schon im Dezember, während phänologische Altdaten den Beginn der Haselblüte oftmals eher kurz vor der Blüte der Sal-Weide im Februar oder März gezeigt haben. Das ist auch kein Wunder, wenn man sich die hohen Tagesmitteltemperaturen des heurigen Winters anschaut. Je winterwarm, desto blüh, „denkt“ sich dabei die Hasel und zeigt uns an, dass hochwinterliche Wärmephasen mit Nachttemperaturen bis zu + 10 Grad Celsius im Trend liegen und sehr wahrscheinlich als Folgen den Klimaerwärmung auch zukünftig regelmäßiger ins Land schauen werden.

Der Hasel ist es dabei aus Sicht von Energiehaushalt und Brautwerbung wurscht, sie braucht es eigentlich nur laubfrei, damit der dem Wind anvertraute Pollen nicht am Blattwerk verendet, sondern an den wunderschön zartrosa farbenen, weiblichen Blüten landet.

Wenn es jedoch die Feuersalamander mehrmals im Hochwinter durch warme Tage und Nächte auftaut, kann es eng werden. Wie eng, wissen wir noch nicht. Dafür braucht es jedenfalls eure Beobachtungen und gute Amphibienforscher und Forschung…

Weibliche Haselblüte durchbricht die Knospe
Weibliche Haselblüte

Einfach Phänolog:in werden

Schaut den Tieren und Pflanzen einfach regelmäßig ganz genau auf Blätter, Blüten oder Pfoten und notiert das Eintrittsdatum von genau definierten Entwicklungsphasen wie Blattaustrieb, Blühbeginn oder der ersten Sichtung von Tieraktivitäten. Wenn ihr das einige Zeit hindurch diszipliniert macht, bekommt ihr – ja, ganz genau – ein wunderbares Bild, wie die Klimaveränderung bei Tieren, Pflanzen aber auch uns Menschen ankommt!