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Bilanz über sieben Tage

Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander

„Bitte sammle Deinen Müll eine Woche lang und berichte darüber“, so die Ansage aus dem Redaktionsteam. Klingt gut, das bekomme ich hin.

Verpackungsmüll in einer Schachtel
Verpackungsmüll nach 7 Tagen

„Bitte sammle Deinen Müll eine Woche lang und berichte darüber“, so die Ansage aus dem Redaktionsteam. Klingt gut, das bekomme ich hin, habe ich mir gedacht und vor zwei Wochen angefangen meinen Müll für sieben Tage zu sammeln.

Ich arbeite jetzt seit über 10 Jahren im Nachhaltigkeitsbereich und befasse mich fast jeden Tag mit Stoffflüssen, Kennzahlen und Verbräuchen jeglicher Art. Ich war also fix der Meinung, dass mir eine Woche Haushaltsmüll sammeln nix beibringen kann und hätte es maximal als „nette Übung“ für meine Tochter gesehen. Das Sammeln an sich, war auch nicht schwer. Womit ich aber nicht gerechnet habe, waren die zahlreichen Gedanken, die ich mir plötzlich zu dem Thema gemacht habe und auch nicht mit dem riesen Schwarm an Fruchtfliegen in meiner Küche.

Meine Bilanz:

  • 1,6 kg Biomüll
  • 1 Papierkorb voll mit Papiermüll
  • 2 große Schachteln Kartonage mit Füllstoff: 1x Papier und 1x Bubbelfolie
  • 2 Aludosen (0,5)
  • Sieben kleine Glasflaschen (0,25)
  • 1 Einmachglas (eines der wenigen, die wir nicht behalten)
  • Plastik: 4 große Plastikverpackungen, 1 Plastiknachfüllsack & 1 Tetra Pak Milch 0,5 l
  • 1 25 l Sack Restmüll
  • 6 alte Kindershirts (diese sind aber in die Altkleidersammlung gegangen)

Meine Learnings:

Der Zeitraum:

Zuerst einmal kommt es drauf an, wann man das mit dem Müll sammeln macht. Ich denke es macht einen großen Unterscheid, ob es Sommer oder Winter ist. Warm und schön, bedeutet für uns weniger Zeit zu Hause, weniger kochen, weniger essen und damit auch weniger Müll.

Die Systemgrenze:

Der Müll, den wir unterwegs, in der Schule oder im Büro generiert haben, ist nicht Bestandteil der Bilanz. Das wäre einfach zu schwierig gewesen. Was aber in diesem Zusammenhang spannend war, ist die Tatsache, dass ich mir ernsthaft überlegt habe, wie ich es schaffe, den Müll tendenziell draußen zu verursachen, damit meine Bilanz „intern“ besser aussieht.
Da spricht wohl der Nachhaltigkeitsehrgeiz aus mir?! Oder habe ich mir das schon von dem ein oder anderen Unternehmen abgeschaut, die auf ähnliche Art und Weise so ihre Bilanz “schönen“?!

Die Hauptverursacher:

Vom Volumen her, haben wir sicher im Bereich Papier am meisten verbraucht. Dank der Entwicklung des Versandgeschäfts sind die großen Anteile echt auf Verpackungen zurückzuführen. Zu meiner Verteidigung, in einer riesen Schachtel war ein neues Teil für meine Waschmaschine drinnen. Da ich die brav versucht habe zu reparieren, anstatt gleich eine neue zu kaufen. Ich finde, zumindest dafür habe ich mir ein Lob verdient.
Wie so oft, muss man hier aber leider festhalten, dass ein gefühlt 10 cm großes Teil in einem 1 m großen Karton daherkommt, welcher dann zusätzlich noch mit ca. 50 kg Plastikfolie gefüllt ist, damit sich dieses 10 cm große Teil nicht einsam fühlt. Gut, das mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber im Großen und Ganzen kommt es schon hin.

Verhaltensveränderung:

Bemerkenswert fand ich vor allem, die Entwicklung im Shoppingalltag hinsichtlich Verpackungen. Nachdem ich ja quasi veröffentlichen wollte, was ich so an Müll generiere in einer Woche, habe ich mir plötzlich bei jedem Teil im Supermarkt überlegt, wie viel Verpackung da jetzt anfällt und was ich dann damit mache. Das tu ich sonst auch, aber nicht in diesem Ausmaß. Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich finde, dass das mal jeder machen sollte. Das ist quasi persönliche Bewusstseinsbildung und dazu noch völlig gratis!

Neue Gäste:

Wonach trennen wir? Wir trennen immer Biomüll, Papier, PET-Flaschen, Dosen und Glas. Das ist alles kein Problem. Nur im Sommer, war die Sache mit dem Biomüll, allem voran die Tatsache, diesen sieben Tage aufzuheben, schwierig. Also für uns schwierig. Die Fruchtfliegen in der Küche fanden es ganz großartig. Ich habe mich dann dennoch entschlossen, den Müll öfter zur Tonne zu tragen und dazwischen für die Bilanz zu wiegen. Spannend auch, dass natürlich genau in der Woche, der Parmesan total schimmlig geworden ist und ich leider auch ein großes Stück Brot entsorgen musste. Normalerweise achte ich darauf, dass unsere Lebensmittel verspeist werden, bevor sie völlig hinüber sind.

Diverses:

Plastikflaschen haben wir kaum. Wir trinken immer nur Leitungswasser, daher ist die Ausbeute recht gering. Die Dosen und Flaschen schiebe ich Großteils auf den Traummann und die sommerlichen Temperaturen. Auch Tetra Paks fallen nicht viele an, da wir kaum Milch oder Ähnliches trinken. Was mir aber besonders aufgefallen ist, sind diese vielen kleinen Verpackungen zwischendurch. Eine Eisverpackung hier, eine kleine Plastiktüte da. Das summiert sich ganz schön und macht dann auch den Restmüllsack dick und schwer. Alle Glasbehälter werden bei uns immer gewaschen und gesammelt und danach auch wiederverwendet. Da kommen dann Marmeladen rein oder Essen, das ich mir mitnehme. Hin und wieder auch Café, wenn wir auf Tour sind.  

Fazit:

Ich fand es spitze und bin der Meinung, das würde jedem gut tun.
Man lernt einiges über seinen „Müllalltag“ und sieht plötzlich noch ein Stückchen genauer hin, als man es vorher vielleicht schon getan hat. Außerdem hilft es, ein Gefühl für die echten Mengen zu entwickeln und das empfinde ich als sehr wertvoll.
In diesem Sinne: Auf die Plätze, fertig, Müll saaammmeeelllnnn.