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Nachhaltige Entwicklungsziele - SDG

SDG 5 – Geschlechtergleichheit

Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen ist das Ziel von SDG 5.

SDG 5
SDG 5 Geschlechtergleichheit

Weltweit waren im Jahr 2000 35 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch einen männlichen Partner oder Ex-Partner ausgesetzt. Bis 2018 sanken diese Zahlen bei der Lebenszeitprävalenz auf 31 Prozent. Auch in Österreich erlebte jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren ab dem Alter von 15 Jahren eine Form von körperlicher und/oder sexueller Gewalt (34,5 %). Fast jede sechste Frau war im Erwachsenenalter von Androhungen körper licher Gewalt betroffen (Statistik Austria, Erhebung 2020 – 2021).

19 % der unter 18 jährigen Frauen weltweit werden als Kind (bis 18 Jahre) verheiratet, vor 25 Jahren waren es noch 25 % (SDG Indikatornebericht 2023) .

In Österreich ist die Geschlechtergleichstellung weit fortgeschritten, aber noch nicht vollständig erreicht. Erste Maßnahmen wurden hierzulande schon früh getroffen. Frauen dürfen beispielsweise seit 1918 wählen – hier war Österreich eines der Vorreiter-Länder in Europa.

Anders zeigt sich die Situation bei Führungspositionen – hier sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Der Anteil weiblicher Führungskräfte stieg allerdings von 2011 (28,4 %) auf 2021 (37 %) deutlich an. Bei den Pensionen zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen. Die monatlichen Alterspensionen der Frauen waren 2020 im Durchschnitt um 42,1 % niedriger als jene 
der Männer. 

Die Vereinten Nationen möchten mit dem SDG 5 alle Frauen und Mädchen – in Entwicklungsländern und in entwickelten Ländern – zur Selbstbestimmung befähigen und die Geschlechtergleichstellung im wirtschaftlichen, politischen, öffentlichen und privaten Leben erreichen. Deshalb sind in der Agenda 2030 folgende Unterziele verankert:

  • Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall beenden
  • Gewalt gegen Frauen und Mädchen beseitigen
  • Kinder- und Zwangsheirat sowie Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen beseitigen
  • Geteilte Verantwortung innerhalb des Haushalts und der Familie anerkennen
  • Chancengleichheit für Frauen bei der Übernahme von Führungsrollen sicherstellen
  • Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit für alle gewährleisten

Entwicklung

Der Anteil an Frauen in nationalen Parlamenten konnte im Zeitraum 2000-2017 mit einer Steigerung von 10,1 % deutlich erhöht werden. Trotzdem war 2017 noch immer nicht einmal jeder vierte Parlamentssitz von einer Frau besetzt. Der Frauenanteil lag gerade einmal bei 23,4 %. Mit Jänner 2023 erreichte der weltweite Frauenanteil in den nationalen Parlamente 26,5 Prozent. 

Ähnlich zeigt sich die Situation bei Führungskräften. Weltweit machten Frauen fast 40 Prozent der Gesamtbeschäftigung aus, hatten aber im Jahr 2021 nur 28,2 Prozent der Führungspositionen inne. Die Fortschritte bei der Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen betragen damit nur 1 Prozent seit 2015.

Wo stehen wir heute?

Statistik Austria hat im Jahr 2020 zwei Berichte zu den SDGs veröffentlicht, den SDG-Indikatoren-Endbericht im Mai 2020 und das Update 2019 und Covid-19-Ausblick zum SDG-Indikatorenbericht im November 2020. Der aktuelle Bericht bezieht Zahlen bis 2021 mit ein.

Im Wesentlichen zeigen die beiden Berichte folgendes Bild zur aktuellen Situation hinsichtlich Zielerreichung:  

  • Im Vergleich zum EU-28-Durschnitt liegt der Gender Pay Gap in Österreich auf hohem Niveau. Er sank aber von 24 % (2010) auf 18,9 % (2020).
  • Frauen leisteten 2008/2009 mit 4 h 53 min deutlich mehr unbezahlte Tagarbeitszeit als Männer. Eine neue Erhebung dazu ist gerade in Durchführung.
  • Von 28,4 % (2011) auf 37 % (2021) erhöhte sich der Anteil an weiblichen Führungskräften in Beschäftigungsverhältnissen.
  • Auch der Anteil der Frauen im Parlament wuchs von 27,3 % (2011) auf 39,3 % 2021.

Geschlechtergleichheit – Ausblick hinsichtlich Covid-19 Auswirkungen  

Ein Überblick des Global Policy Forums Europe (2020) hält fest, dass die Covid-19-Krise die globale Ungleichstellung vergrößern wird. Frauen leisten global gesehen dreimal mehr unbezahlte Arbeit als Männer – das könnte durch die Krise noch mehr verstärkt werden. Frauen arbeiten häufiger informell oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen und sind dadurch auch ökonomisch mehr betroffen als Männer. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass auch die Risiken von häuslicher Gewalt und ungewollter Schwangerschaften steigen.

Für Österreich führte das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) im April eine Abschätzung der ökonomischen Covid 19 Effekte auf Frauen durch. Demnach trifft die Doppelbelastung durch Beruf und Betreuungspflichten infolge von Home-Office oder einer Beschäftigung in den systemrelevanten Wirtschaftsbereichen Frauen stärker als Männer.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bei Männern höher als bei Frauen. Wenn Frauen ihre Arbeit verlieren, sind es eher höher qualifizierte Personen. Ob die häusliche Gewalt während des Lockdowns zunahm, lässt sich aus den statistischen Daten noch nicht herauslesen. Der Anti-Gewalt-Beratungsbedarf war erhöht, beispielsweise musste die Frauenhelpline aufgrund einer deutlich steigenden Anzahl von Anrufen im Lockdown verstärkt werden.

Wir tun was

Katharina Graf

Katharina Graf, 28 Jahre, Studentin (Universität für Bodenkultur Wien, Masterstudium Nutzpflanzenwissenschaften)

„Geschlechtergleichheit ist in meinen Augen eines der wichtigsten SDGs, wobei natürlich alle essentiell für eine nachhaltige Entwicklung sind. Ich kenne die SDGs bereits aus meinem Bachelorstudium an der BOKU, wenn es zum Beispiel um saubere Energie oder um nachhaltige Produktion geht. Wenn wir uns alle bemühen und uns die SDGs immer wieder vergegenwärtigen und unsere Handlungen danach ausrichten, können wir gemeinsam die Welt für alle Menschen der jetzigen Generation verbessern und das Überleben zukünftiger Generationen sichern.

Die Gleichheit der Geschlechter hat einen besonderen Stellenwert für mich. So ist es heute auch in Österreich immer noch Realität, dass viele Frauen zum Beispiel weniger verdienen als Männer. Sie dürfen zwar hierzulande genauso wählen wie ihre männlichen Mitbürger und haben das gleiche Recht auf Bildung und Schule, doch in anderen Ländern sieht die Situation weniger rosig aus. Bei uns empfinde ich hautsächlich die Lohnschere zwischen Frauen und Männern als großes Problem, und die Gründe dafür sind vielseitig. Sei es, weil viele Frauen keine Vollzeitanstellung annehmen (können), da sie sich um den Haushalt und ihre Kinder kümmern müssen, oder weil sie prinzipiell weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. Immer noch sind es die Frauen, die eher zu Hause bleiben als ihre Männer. Eine Hausfrau ist gesellschaftlich eher akzeptiert als ein Hausmann, obwohl beide die gleiche wertvolle Arbeit verrichten. Ich kann mir auch vorstellen, dass der unterschiedliche Verdienst der beiden Geschlechter daraus resultiert, dass sich Frauen in der Gehaltsverhandlung „ungeschickt“ verhalten und sich unter ihrem Wert verkaufen. Wer jetzt aber die Schuld dafür den Frauen selbst gibt, der irrt, wie ich finde. Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass schon Mädchen vermittelt wird. Sie seien nicht so geschickt, gescheit oder begabt wie Buben. Ich glaube, dass auch viele Buben unter dem Geschlechterdenken leiden. Sprüche wie „Du läufst wie ein Mädchen“ oder „Du weinst wie ein Mädchen“ heizen das Ungleichgewicht an und verbessern für niemanden die Situation, denn Buben trauen sich oft nicht, ihre Gefühle zu zeigen und Mädchen werden als das schwache Geschlecht dargestellt, sowohl körperlich als auch emotional. Diese Art der Erziehung ist so tief in uns verankert, dass sie uns auch noch als Erwachsene beeinflusst.

Ich glaube, dass wir alle gemeinsam die Situation verbessern können, indem wir am besten bei uns selber anfangen, zum Beispiel, indem eben solche Floskeln vermieden werden oder wir den Mädchen in unserem Umfeld das Gefühl geben, dass sie genauso wertvoll sind wie die Burschen. Im Endeffekt profitieren wir alle davon.“

Was kann ICH tun?

Kleine Maßnahmen – große Wirkung!

  • Kinder und Jugendliche in meinem Umfeld bestärken, das zu tun, was ihnen liegt und Freude macht.
  • Die Chancen, in unterschiedlichen Schul- und Berufswegen zu schnuppern, forcieren.
  • Auch im Gespräch weibliche und männliche Berufsbezeichnungen verwenden oder tradierte Rollen tauschen (z.B. die Pilotin, der Steward).
  • Bei der Organisation von Veranstaltungen – vom Grillfest bis zur Tagung – an Hürden bei der Teilnahme denken.
    • Nachbarschaftsgrillerei beginnt schon am Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, damit sich auch Mütter kleiner Kinder austauschen können, die oft schon bald gehen müssen, während die Berufstätigen erst am Abend kommen können.
    • Kinderbetreuung, Shuttledienst, uä. anbieten (Frauen kümmern sich nicht nur häufiger um Kinder, ihnen steht auch weniger häufig ein Fahrzeug zur Verfügung).
  • Im Alltag reflektieren, wie ich jemanden behandle – hat das mit seinem/ihrem Geschlecht zu tun?
    • Würde ich zum Beispiel einen Mann beim Einparken anleiten, einer Frau mit Kinderwagen die Türe aufhalten?
    • Verteile ich Lob und Kritik unterschiedlich – Mädchen sind hübsch, Buben gescheit?
    • Frage ich auch Männer „Wie organisierst du das jetzt mit den Kindern?“
    • Frage ich Frauen z.B. nach ihrer bevorzugten Autowerkstatt?

blog.wir-leben-nachhaltig: Interview mit Frau Mag. Hausner, ÖGUT

Die SDGs (Sustainable Development Goals) wurden 2015 von den Vereinten Nationen (193 Mitgliedsstaaten) in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ als Fortführung der MDGs (Millennium Development Goals) beschlossen. Die 17 Ziele sollen zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Welt beitragen. 

Aktualisiert am 29.09.2023