NÖ wird plastikfit: Lebensmittelbehälter

Das Land Niederösterreich startet gemeinsam mit den NÖ Umweltverbänden und der Energie- und Umweltagentur NÖ einen Schwerpunkt zum Thema Einweg-Plastikvermeidung. Wir stellen Ihnen monatlich Lösungsansätze zum nachhaltigen Umgang mit Kunstoffen in Niederösterreich, Österreich und der EU vor und geben Ihnen Tipps zu Ihrem Einweg-Plastik freien Alltag.

Essverhalten im Wandel

Unser Essverhalten hat sich massiv gewandelt. Es wird seltener gekocht und öfter außer Haus gegessen. Fast Food, Take away, Take home und Convenience Food traten ab den 1970er Jahren ihren Siegeszug an. Diese Speisen sind – oft sehr umfangreich - eingepackt.

Bei Take away geht es hauptsächlich um Zwischenmahlzeiten, die im öffentlichen Bereich zum Mitnehmen angeboten und auch unterwegs verzehrt werden. Take home Speisen werden entweder von Restaurants oder Lieferservices mitgegeben oder zugestellt.
Convenience Food – das „bequeme Essen“ – umfasst zubereitungsfertige oder teilfertige Produkte und Gerichte die schnell und mit wenig Aufwand essbereit sind. Tiefkühlkost gehört hier ebenso dazu wie Fertiggerichte oder Menüs für die Mikrowelle.

Schon 41% der täglich zugeführten Energie nehmen wir ÖsterreicherInnen außer Haus zu uns. Neben der beruflichen Notwendigkeit gilt dabei auch Bequemlichkeit als ein Hauptgrund (Quelle: So isst Österreich 2018, bmnt). Verpacktes Essen für´s Büro, für unterwegs und sogar für zu Hause gehört fast selbstverständlich schon zu unserem Lebensstil.

Gut eingepackt

Im Jahr 2018 wurden 1,13 Billionen (tausend Milliarden bzw.1012, eine eins mit 12 Nullen) Verpackungen für Lebensmittel und Getränke verwendet. Plastik ist das wichtigste Verpackungsmaterial für Lebensmittel geworden. Die Kunststoffarten Polyethylen (PE), Polystyrol (PS) und PET dominieren dabei.

Oft landen die Boxen und Behälter leider in der Umwelt. So wundert es wenig, dass viele der am häufigsten an den Küsten der Weltmeere gefundenen Plastikartikel mit Essen oder Lebensmitteln zusammenhängen. Laut Bericht der amerikanische NGO Ocean Conservancy des Jahres 2018 fanden sich im gesammelten Müll 1.213.444 Take home bzw. Take away Behälter aus Kunststoff, knapp 48% davon aus geschäumtem Styropor.

Was hat die EU vor?

Europa nimmt sich der 10 Einweg-Plastikartikel an, die am häufigsten als Abfall an europäischen Stränden gefunden werden und fördert nachhaltige Alternativen.

Für Lebensmittelbehälter heißt dass:
Verboten werden Lebensmittelboxen aus geschäumtem Styropor.
Für alle übrigen Arten der Kunststofflebensmittelbehälter, die bei Take-Away Angeboten, Lieferservices oder bei Convenience Food im Einsatz sind, werden Maßnahmen zur mengenmäßigen Reduktion in den Mitgliedsländern angestrebt.

Trend zu mehr Nachhaltigkeit

Große Ketten kommen einem Verbot inzwischen zuvor und verbannen geschäumtes Styropor als Take away Behälter aus ihrem Sortiment. Der Trend geht Richtung Kartonboxen. Auch Bio-Kunststoff (z.B. PLA aus Maisstärke) wird für Lebensmittelbehälter gern eingesetzt.

Alternativen

Fast Food, Take away und Convenience-Produkte werden wohl kaum mehr aus unserer Gesellschaft verschwinden. Mehrwegsysteme und Vermeidung sind zwei Ansätze, um unnötige Verpackung zu vermeiden.

  • Glasboxen mit dichten Verschlüssen eignen sich sowohl zum Aufbewahren von Lebensmitteln als auch zum Einfrieren, sind mikrowellenfest und dicht. Glas ist langlebig und lebensmittelecht. Allerdings ist es schwer und kann brechen.
  • Metallboxen aus Edelstahl eigenen sich ebenfalls gut, sind langlebig und leicht zu reinigen. Vermeiden Sie Behälter aus Aluminium, die bei Kontakt mit Salz und Säure (saure Lebensmittel, Marinaden, …) Aluminium-Ionen an die Speisen abgeben.
  • Mehrweg-Plastik Boxen sind unzerbrechlich, praktisch und immer wieder zu verwenden. Achten Sie auf das Material. PE (Poly-Ethylen) oder PP (Poly-Propylen) kommen ohne bedenkliche Weichmacher aus. Sortenrein gesammelt sind diese Kunststoffe gut recyclingfähig. Achten Sie auf die Kunststoffkennzeichnung. Mehrwegboxen werden auch bei Veranstaltungen angeboten und helfen damit Lebensmittelabfälle zu vermeiden.

Tipp: Mittagessen im Glas

Speisen für unterwegs können Sie gut vorbereiten und mitnehmen. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Ein ausgewaschenes Gurken-- oder Marmeladeglas wird im Handumdrehen zur Lebensmittelbox.

Wussten Sie, dass …

Pfandsysteme mit Mehrweg-Boxen in ganz Europa Einzug finden?
In Brüssel startete eine Initiative für wiederverwendbare Behälter zur Lebensmittelauslieferung. So möchte die Stadt Verpackungsabfälle reduzieren. Ein Drittel der jährlichen 32.000 Tonnen Abfall der belgischen Hauptstadt stammen von Verpackungen.
Auch in Österreich bieten einige Restaurants Mehrwegverpackungen und Pfandsysteme an: entweder Gläser mit Pfand bei Rückgabe oder wiederverwendbare Take away-Boxen, die bei Abgabe Stationen eingesammelt werden.

„Wär doch schad drum“ – Weniger Lebensmittel im Abfall und Vermeidung von Plastikabfällen

Jahr für Jahr landen Tonnen von genießbaren Lebensmitteln in der Mülltonne. In Niederösterreich sind es ca. 30.000 Tonnen pro Jahr. Vor allem auch in den Gastronomiebetrieben, weil viele übrig gebliebenen Speisen einfach weggeworfen werden müssen. Dazu gibt es das Projekt „Wär doch schad drum“, eine Initiative der Stadtgemeinde Mödling in Zusammenarbeit mit dem GVA Mödling, die bereits im ganzen Bezirk Mödling umgesetzt wird.
Die Stadtgemeinde Mödling hat in drei Jahren rund 80.000 Einweg-Plastikgeschirr durch die Umstellung von rund 30 Mödlinger Gastronomiebetriebe von Einwegverpackungen auf recycelbare (aus Altpapier) und gleichzeitig auch kompostierbare Boxen eingespart.
Die Boxen, Becher und Tragetaschen sind aus Recycling-Material und in Europa produziert. Sie können gereinigt zum Altpapier gegeben werden und entsprechen den Hygienevorschriften.  

Informationen dazu unter www.moedling.at oder Anfragen an: DI Daniela Jordan vom GVA Mödling: d.jordan@gvamoedling.at

Links:

NÖ Umweltverbände: Gemeinsam gegen Einweg Plastik
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: Bericht Lebensmittel in Österreich
Europäischer Rat: Single-use plastics Direktive
EU: Plastikstrategie
Ocean Conservacy: Costal Cleanup Resultate
Global 2000: Plastik
wir-leben-nachhaltig.at: Kunststoffkennzeichnung
wir-leben-nachhaltig.at: NÖ wird Plastikfit – Einwegplastik-Geschirr vermeiden
wir-leben-nachhaltig.at: NÖ wird Plastikfit – Das Plastiksackerl
wir-leben-nachhaltig.at: Mittagessen im Glas
Energieleben: Mehrwegbehälter für Take away Speisen