Vegane Mode, © P. Nemec

Der Gedanke, der hinter einem veganen Lebensstil steckt, ist, Produkte tierischen Ursprungs zu vermeiden. Das gilt auch für Bekleidung. Wird auf diesen Lebensstil Wert gelegt, so kann man besonders auf folgende Faktoren achten und an Alternativen denken. 

Vegane Kleidung

Für vegane Mode werden Materialien und Fasern pflanzlicher Herkunft verwendet. Neben den „klassischen“ Pflanzenfasern gibt es mittlerweile Alternativen wie Ananasleder, Soja-Seide oder Fasern aus Algen, Buchenholz und Eukalyptus.

Haben Sie in Ihrem Kleiderschrank schon einmal nachgesehen, aus welchen Materialien Shirts, Kleider, Jacken oder Pullover bestehen? Erst bei genauem Hinsehen fällt auf, dass der Bommel der Haube aus echtem Pelz ist oder die Knöpfe aus Horn.

Grundsätzlich ist der überwiegende Teil unserer Bekleidung vegan, denn Baumwolle, Viskose und synthetische Fasern dominieren den Markt. Nur knapp 10 % machen Textilien aus Wolle und Seide aus (Quelle: Gesamtverband deutsche Modeindustrie). Tierische Bestandteile verstecken sich aber oft in Kleinigkeiten, wie Knöpfen und Klebern.  

Vegane Fasern für Textilien

Baumwolle aus dem Samen der Baumwollpflanze ist robust, saugfähig und für AllergikerInnen gut verträglich. Beim Kauf von Bio-Baumwolle vermeiden Sie umweltbelastende Pestizide beim Anbau, bei FAIR TRADE Baumwolle erhalten die ProduzentInnen einen fairen Lohn für ihre Arbeit. Leider verbraucht der Baumwollanbau, ob biologisch oder konventionell, viel Wasser.  

Flachs hat bei uns eine lange Tradition als Nutzpflanze und das gewonnene Leinen hat kühlende Eigenschaften und ist atmungsaktiv. Es wird daher vorwiegend in der Produktion von Sommerbekleidung eingesetzt. 

Hanf lässt sich zu festem, strapazierfähigem Garn verspinnen. Der Anbau ist nachhaltig, denn Hanf ist eine schnell wachsende, genügsame Pflanze und kommt ohne Pestizide aus.   

Ananasleder ist eine günstige und biologisch abbaubare Alternative zu Leder. Es wird aus den Blättern der Ananaspflanze gefertigt, die sonst weggeworfen werden würden. Für die Produktion braucht es daher keine neuen Felder, kein zusätzliches Wasser und auch keine Düngemittel und Pestizide. Die Bauern verdienen mit dem Verkauf eines Abfallproduktes sogar etwas dazu. Mittels spezieller Verfahren werden die robusten Fasern extrahiert und in Spanien zu einem Endprodukt namens Pinatex verarbeitet. Übrig bleibt Biomasse, die wiederrum als Dünger oder Biogas genutzt werden kann. 

Korkleder ist ein nachwachsender, natürlicher Rohstoff und eine recyclebare Alternative zu Leder. Korkleder ist strapazierfähig, atmungsaktiv und pflegeleicht. Für die Produktion wird der Kork aus der Rinde gewonnen, die Bäume bleiben erhalten. 

Soja-Seide besteht aus Sojabohnen-Proteinen und hat ähnliche Eigenschaften wie Seide. In der Herstellung ist es günstiger, da es als Nebenprodukt der Tofuherstellung anfällt. Die Fasern sind glatt, glänzend, weich und atmungsaktiv. 

Es ist auch „vegane Wolle“ am Markt erhältlich. Sie kann aus Baumwolle, Bambus, Leinen, Hanf, Flachs, Lyocell und Tencel, Modal oder Viskose bestehen. Aber auch Brennesselfaser, Maisfaser, Algen- und Zellulosefasern oder Kapokwolle vom Kapokbaum kommen hier zum Einsatz. Zudem werden synthetische Thermostoffe häufig in veganer Winterkleidung verarbeitet. Ein Blick auf das Pflegeetikett lohnt sich.

Halbsynthetische und synthetische Fasern

Diese sind zwar eine vegane Alternative, das Problem liegt hier in der mangelnden Nachhaltigkeit der Ausgangsstoffe. 

Acryl und Polyester auf Erdölbasis werden in der Textilindustrie am häufigsten verwendet und sind nicht biologisch abbaubar. Das weiche und wärmespendend Acryl hat ähnliche Eigenschaften wie Wolle. Polyester ist sehr wasserabweisend und wird gerne für Funktionsbekleidung eingesetzt. Einige Hersteller setzen auf Recyclingpolyester, um neue Kleidung daraus zu fertigen und das Material in den Kreislauf zurückzuführen.

Mikroplastik aus Kunstfasern

Problematisch bei synthetischen Fasern ist das Ablösen von kleinsten Faserteilen (Mikroplastik) bei jedem Waschgang. Diese gelangen ungehindert ins Abwasser und somit in die Umwelt. 

Vegane Schuhe und Taschen

Lederfreie Schuhe können aus verschiedenen Materialien hergestellt werden. Es kommen recycelter Polyester, Bio-Baumwolle, Kork, Bambus oder Naturkautschuk ebenso zum Einsatz wie z.B. synthetische Mikrofaser oder alte Autoreifen.

Vegane Taschen bestehen meist aus Kunstleder (Polyester beschichtet mit Polyurethan). In einem Test fand das Magazin ÖKOTEST schon 2016 in veganen Kunstleder-Handtaschen gleich mehrere gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie PAK, Schwermetalle und Weichmacher. 

Die nachhaltige Alternative sind Taschen aus natürlichen Materialien wie Bio-Baumwolle, Leinen, Hanf, Kork oder Ananasleder. 

Versteckte Materialien tierischen Ursprungs bei Kleidung und Accessoires 

Neben Stoff oder Garn (Wolle, Seide oder Leder) sind es die Applikationen, Verzierungen und Kleber, die tierischen Ursprungs sein können.

Federn & Daunen werden gerne in Winterjacken verwendet. Die weichen Unterfedern von Gänsen und Enten fallen bei der Schlachtung als Nebenprodukt an – so wie Leder bei Rind und Schwein. In der EU mittlerweile verboten, ist es teilweise allerdings noch Praxis lebende Tiere zu rupfen. Geschätzte 5 Prozent der Daunen am Weltmarkt stammen von lebendig gerupften Tieren.

Horn & Perlmutt wird häufig zu Knöpfen oder Verzierungen verarbeitet. Das Horn stammt von Hufen, Vogelschnäbeln und Geweihen, das Perlmutt aus der Muschelzucht. Leider werden diese Teile am Kleidungsstück fast nicht deklariert und sind somit für KonsumentInnen kaum erkennbar.

Pelz kommt bei Winterkleidung und Schuhen, aber auch als Verzierung an Krägen oder Hauben zum Einsatz. Oft fallen gerade diese Verzierungen nicht auf oder werden fälschlicherweise für Kunstpelz gehalten, sind oft nicht oder sogar falsch deklariert. 

Bei veganen Schuhen und Taschen ist der Klebstoff ein Thema. Viele handelsübliche Kleber bestehen aus tierischen Produkten wie Kasein (aus Milch gewonnen). Einige Kleber werden auch aus Knochenresten und Tierhäuten gewonnen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf Produkte mit dem Vegan-Siegel achten, wo Kleber auf Stärkebasis oder synthetischem Leim eingesetzt werden. 

Worauf beim Einkauf achten?

Wichtig ist der Blick aufs Etikett. Bei Schuhen ist das Material entweder auf der Sohle, der Zunge oder der inneren Seitenwand ausgewiesen. Nehmen Sie Details wie Knöpfe und Applikationen genau unter die Lupe. Achten Sie auf Gütesiegel für Öko-Mode und fair gehandelte Produkte. 

Leider gibt es für vegane Mode noch kein einheitliches Label. Das Peta-Approved-Vegan-Logo oder die „peta certified vegan“- Zertifizierung gibt Auskunft darüber, ob das Produkt ganzheitlich vegan ist. Auch die Vegane Gesellschaft vergibt ihr Logo für Lebensmittel und Kleidung. 

Nachhaltig ist nicht nur auf den Ausgangsstoff zu achten, sondern auch Second Hand Angebote zu nutzen bzw. auf das eine oder andere neue Kleidungsstück zu verzichten. Das spart Ressourcen, schont das Haushaltsbudget und die Umwelt. 

Links:

wir-leben-nachhaltig.at: Pelzbesatz auf Kleidung
wir-leben-nachhaltig.at: Ökotextilien
wir-leben-nachhaltig.at: Schuhe
wir-leben-nachhaltig.at: Nachhaltige Jeans
wir-leben-nachhaltig.at: Textilkennzeichnung
Peta-Vegan-Logo
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Nachhaltige Korkprodukte
Vegane Schuhe
ÖKOTEST: Test Handtaschen aus Kunstleder