
2 Jahre Pandemie - wie Corona unser Leben verändert hat

Kontakte reduzieren, weniger Menschen treffen oder ganz zuhause bleiben – mit dieser Situation waren wir, dank Corona, in verschiedenen Abstufungen in den letzten Jahren konfrontiert. Die Pandemie hat unser Leben nicht unwesentlich beeinflusst – Homeoffice, hitzige Diskussionen in Familie und Freundeskreis, seelische Belastungen, digitales Lernen und Veränderungen im Konsumverhalten haben unseren Alltag bestimmt.
Beispiel Einkaufen:
„Spontankäufe“ und vergnügtes bummeln von Geschäft zu Geschäft wich gezielten und gut geplanten, raschen Einkäufen von notwendigen Gütern. Da viele Geschäfte geschlossen waren, ließen sich in Supermärkten so manche Sortimentsblüten entdecken.
Da fanden sich auf einmal Zimmerpflanzen und Blumenerde, Dekorationsartikel, Haushaltsgeräte, Spielzeug, Bücher und vieles mehr neben klassischer Supermarktware.
Einkaufen rund um die Uhr
Nicht ganz neu, aber stark im Kommen sind Abhol- & Selbstbedienungsläden. Ob in der Form von kleinen Automaten für Eier, Nudeln oder Gläser aller Art bis hin zu kleinen Geschäften entstand in den letzten beiden Jahren die Möglichkeit kontaktarm und rund um die Uhr Güter des täglichen Bedarfs einzukaufen.
Das bietet auch kleinen regionalen ErzeugerInnen eine Gelegenheit ihre Waren anzubieten, ohne im Handel gelistet zu werden oder eigene Hofläden aufzubauen. Für KundInnen im ländlichen Raum wiederum bedeutet es, sich trotz ausgedünnter Infrastruktur vor Ort mit regionalen Produkten versorgen zu können.
Onlinehandel boomt
Das in den letzten Jahren schon boomende Geschäft im Onlinebereich erfuhr nochmals einen großen Aufschwung. Grundgedanke war nicht nur das bequeme von zuhause aus bestellen, sondern die Möglichkeit trotz Krankheit oder Isolation zu benötigten Waren zu gelangen.
Laut KMU Forschung Austria kaufen nun sieben von zehn ÖsterreicherInnen regelmäßig im Netz ein. Die Ausgabensteigerung betrug 20% gegenüber vor Corona-Zeiten. Vor allem das Handyshopping wächst enorm, laut e-Commerce Studie Österreich betrug der Anstieg hier 67%. Großes Manko: nur 30% dieser Einkäufe kamen regionalen Anbietern zugute.
Eine deutsche Studie über e-Commerce 2020 fand heraus, dass 60% der TeilnehmerInnen es wichtig finden, dass Onlineshops sich verantwortungsvoll und nachhaltig verhalten. Sogar 62% geben an ungern Waren zurückzuschicken, weil es umweltschädlich sei.
Beim Thema Online-Handel schlägt sich die Umweltbilanz vor allem im Transport der Güter nieder. Doch gerade hier zeigt eine Untersuchung des deutschen Umweltbundesamts zu Online-Handel sogar Vorteile gezielter Bestellungen und gebündelter Lieferungen. Da immer noch viele unserer Einkaufs Fahrten mit dem PKW zurückgelegt werden führt das in Summe zu höheren Emissionen.
Lieferdienste:
Viele von uns haben Lieferdienste für sich entdeckt, mittlerweile eine so wie der Online-Handel boomende Branche. Waren hierzulande vor Corona Lieferdienste hauptsächlich auf Pizzabestellungen und wenige andere Speisenlieferungen beschränkt, so kam es zu einer massiven Ausweitung nicht nur bei der Anzahl, sondern auch im Sortiment.
Die Schattenseiten dieser Entwicklung wie schwierige Arbeitsbedingungen (Wetter, Verkehr), Zeitdruck und geringe Entlohnung der FahrerInnen und hohe Provisionskosten wurden durch das rasante Wachstum der Branche erst so richtig sichtbar.
Eine positive Entwicklung ist das mittlerweile großes Sortiment an regional produzierten Lebensmitteln bei Lieferdiensten. Es gibt die Möglichkeit verpackungsarme Produkte auszuwählen, viele Lebensmittel gibt es in Mehrwegverpackungen (z.B. auch div. Getreide in Gläsern) oder in wiederverwendbaren Stofftaschen (die man bei der nächsten Lieferung einfach wieder zurückgibt). KundInnen können vorgeschlagene Lieferfenster wählen, wo der/die LieferantIn gerade in der Gegend ist. Das hilft unnötige Wege einzusparen. Auch kann man sich für die klimaschonende Zustellung mit dem (e-)Lastenrad entscheiden oder für die Möglichkeit „Lebensmittel zu retten“ - also Produkte zu kaufen, die kurz vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen.
Regionalität & Nachhaltigkeit:
In der Zeit zuhause wurde das Kochen wiederentdeckt. Gemeinsames Kochen und Backen ist modern. Die Herkunft der Zutaten hat stark an Bedeutung gewonnen. Hier geht der Trend eindeutig in Richtung regionaler Lebensmittel.
Vor allem regionales Obst, Gemüse, Fleisch und Eier ist für mehr als 70% der ÖsterreicherInnen wichtig, für mehr als die Hälfte gilt das auch für Käse und Milchprodukte sowie Brot und Backwaren (Spectra Marktforschung 2020). Laut Selbsteinschätzung achten ein Viertel der Befragten beim Einkauf auf die Regionalität der Produkte, für 17% hat auch die Saisonalität, Nachhaltigkeit und Biozertifizierung an Bedeutung gewonnen.
Nachbarschaftshilfe wiederentdeckt
Als es zu Lockdown-Zeiten vor allem für ältere und alleinstehende Menschen schwer war sich zu versorgen, haben viele Gemeinden rasch reagiert und Einkaufs- und Lieferdienste auf die Beine gestellt. Das ermöglichte vor allem im ländlichen Raum die Versorgung mit Lebensmitteln und notwenigen Gütern.
Was bleibt?
Geändertes Einkaufsverhalten sowie der Trend zu Online-Kauf und Lieferservice werden bleiben. Es gilt auch das gesteigerte Bewusstsein für die Nachhaltigkeit unserer Handlungen wie Regionalität, Produktions- und Arbeitsbedingungen und der ökologische Fußabdruck ebenso beizubehalten.
Die Pandemie hat gezeigt, dass unsere Gesellschaft ein immenses Potenzial für kollektives Handeln und Veränderungen hat, wenn sie mit einem Notfall konfrontiert ist. Das gibt Hoffnung für die Herausforderungen der Klimakrise.
Links:
wir-leben-nachhaltig.at: Sharing-alles ist teilbar
wir-leben-nachhaltig.at: 5 nachhaltige Tipps für das Homeoffice
online-haendler-news.de: Studie Corona-Nachhaltigkeit
Deutsches Umweltbundesamt: Online-Handel
So schmeckt NÖ: Regionalläden
Landwirt.com: Ab Hof einkaufen in Niederösterreich
Austria Info: Ab Hof einkaufen in Österreich
Ab Hofladen GmbH: Digitaler Marktplatz
Spectra Marktforschung: Regionale Lebensmittel- Boost durch Corona
Europäische Umweltagentur: Covid Lehren für die Umwelt COVID-19: lessons for sustainability? — European Environment Agency (europa.eu)